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Veröffentlicht am 09­.02.2013

9.2.2013 - DPA

Ein Mann klarer Worte - Fuldaer Bischof Algermissen wird 70 (15. Februar)

Von Jörn Perske, dpa

Er ist kein Lautsprecher, findet aber dennoch Gehör. Der Fuldaer Bischof Algermissen regt mit seinen Einwürfen zum Nachdenken an. Selbst Kirchenkritiker schätzen den Oberhirten. Nun wird Algermissen 70.


Fulda (dpa/lhe) - Nach Feiern ist dem Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen momentan nicht zumute. Zwar wird er am kommenden Freitag (15. Februar) 70 Jahre alt. Doch eine offizielle Feier wird es nicht geben. Wegen der schweren Krankheit seiner Mutter Mathilde verzichte er darauf, teilte das Bistum mit. Der 70. Geburtstag sei für ihn auch kein besonderes Jubiläum, befand Algermissen. Denn Bischöfe blieben in der Regel bis 75 im Amt. Den 65. Geburtstag hatte er 2008 noch mit einem großen Empfang zelebriert. Viele Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft waren in die Theologische Fakultät gekommen.

Algermissen ist zwar seit 2001 Oberhirte des Bistums mit seinen mehr als 400 000 Katholiken. Aber amtsmüde sei er noch lange nicht. «In den Ruhestand zu gehen, kann ich mir im Moment gar nicht vorstellen», betonte der Bischof. Er stehe gern seit elfeinhalb Jahren an der Spitze der Diözese. «Nicht an einem Tag dieser Zeit kam auch nur die Spur einer Langeweile auf. Ich lebe und arbeite mit großer Freude hier in Fulda.» Algermissen stammt aus der Erzdiözese Paderborn. Geboren wurde er in Hermeskeil bei Trier.

Nach dem Tod seines Vorgängers Johannes Dyba im Juli 2000 wurde Algermissen am 20. Juni 2001 vom damaligen Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Fulda ernannt und am 23. September in sein Amt eingeführt.

Die kirchenkritische Laienorganisation «Wir sind Kirche» hält viel von Algermissen. Christian Weisner vom Bundesteam sagt: «Der Fuldaer Bischof gehört zur Fraktion derer, die nicht so sehr in die Schlagzeilen drängen, aber gute Arbeit leisten. Von Bischöfen wie ihm wünschte man sich, dass er sich häufiger zu Wort meldet.» Er sei ein engagierter Geistlicher, der auch nachdenkliche Worte anklingen lasse und eine Sensibilität für den Reformstau in der katholischen Kirche entwickelt habe.

Algermissen ist aber auch ein Mann klarer Wort. Für Themen kann er sich leidenschaftlich einsetzen und gebraucht dafür zuweilen drastische Worte, um die Menschen wachzurütteln. Unbequeme Themen und Konflikten geht er dabei nicht aus dem Weg.

So ist Algermissen seit Herbst 2002 Präsident von Pax Christi Deutschland, einer internationalen Organisation der Friedensbewegung. Als solcher kritisierte er vehement den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. «Die internationalen Truppen haben die Gewalt in Afghanistan nicht gestoppt, sondern eher zur Eskalation beigetragen», sagte er im Dezember. Die Bundesregierung forderte er auf, «das Scheitern des Militäreinsatzes zu bekennen».

Der Fuldaer Oberhirte verurteilte auch immer wieder die Präimplantationsdiagnostik (PID). Es gebe eine Tendenz, mittels Diagnostik nicht nur nach Schwächen von Kindern zu fahnden, sondern diese auch umbringen zu wollen. Bei der PID geht es darum, Embryonen nach einer künstlichen Befruchtung in Deutschland auf Gendefekte testen zu lassen. Ein Gesetz zur begrenzten Zulassung war Ende 2011 in Kraft getreten. Algermissen mahnt: Die Würde des Menschen dürfe nicht zum Spielball der Technik verkommen.

Von seinen Mitbrüdern wird Algermissen geschätzt, weil er gut zuhören könne und ein offenes Ohr für die Sorgen der Menschen habe. Alles andere als offen stand er 2011 allerdings dem Musical «Die Päpstin» gegenüber. Auf den Kassenschlager, der viele Touristen nach Fulda lockte, reagierte er vergrätzt. Zum Stück nach dem Bestseller-Roman der Autorin Donna W. Cross sagte er: «Es ist ein dummer, saudummer literarischer Stoff.» Historiker wüssten, dass sich die Geschichte so nicht ereignet habe. «Und manche Leute, die die Glaubenssubstanz verloren haben, glauben das dann. Und das ärgert mich natürlich.»

Zuletzt geändert am 16­.02.2013