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Veröffentlicht am 16­.04.2013

16.4.2013 - Süddeutsche Zeitung

Kardinal Marx will im Erzbistum bleiben

Er ist gerade fünf Jahre lang Erzbischof, seit zweieinhalb Jahren Kardinal. Nun wird Reinhard Marx eines von nur acht Mitgliedern eines von Papst Franziskus neu geschaffenen, internationalen Gremiums von Kardinälen, das ihn bei der Leitung der katholischen Kirche beraten und bei der Reform der Kurie unterstützen soll. Die Ehre für Kardinal Marx ist groß – und ebenso sein Schweigen, auch zwei Tage, nachdem das vatikanische Staatssekretariat seine Berufung mitteilte. Er nehme die Aufgabe an, sagte Marx am Montag kurz und knapp. Endgültig nach Rom zieht es ihn jedoch nicht: Das Amt des Erzbischofs von München und Freising werde er aber weiterhin voll ausfüllen.

Im Erzbistum stößt die Ernennung von Kardinal Marx auf viel Zustimmung. Marx sei ein konsequenter Reformer, der auch vor unbeliebten Entscheidungen nicht zurückschrecke, sagte Uwe Karrer, der Vorsitzende des Katholikenrats der Region München. Dass er eine Organisation neu strukturieren könne, habe er im eigenen Bistum bewiesen. Er hoffe, dass unter der Arbeit in Rom die Verbindung nach München nicht leide – aber Marx sei ein guter Manager. „Und zu einem solchen gehört, dass er sein Heimatbistum weiterhin gut betreut.“ Auch die reformorientierte Priester-Initiative „Münchner Kreis“ lobte die Berufung von Marx. Der Kardinal könne sich und seinen Reformwillen nun beweisen, sagte Sprecher Albert Bauernfeind. Er könne sich vorstellen, im Hinblick auf den Einfluss des Kardinals Bitten zu formulieren.

„Wir sind Kirche“ fordert mehr als nur organisatorische Reformen

Die Kirchenreform-Bewegung „Wir sind Kirche“ zollte Marx ebenfalls Respekt. „Das ist eine große Verantwortung“, sagte Sprecher Christian Weisner . Die Entscheidung des Papstes zeuge von der großen Bedeutung der deutschen Kirche. Allerdings gehe es in Rom um mehr als um Organisationsfragen, sagte Weisner : Notwendig sei auch eine spirituelle Neuorientierung der Kirche. Die Berufung des Gremiums lobte Weisner als deutliches Signal für eine Weltkirche unter Papst Franziskus.


Die Einführung eines beratenden Gremiums war bereits auf den Versammlungen vor Beginn des Konklaves vorgeschlagen worden. Kardinal Marx soll dort durch eine Rede über den Reformbedarf der Kurie aufgefallen sein. Hierfür Kardinäle aus dem Ausland einzubinden, liegt nahe. Dass Marx dagegen dauerhaft nach Rom ziehen wird, gilt als unwahrscheinlich – auch aus Sicht des Papstes. Kardinäle, die ihn bei der Kurienreform beraten sollen, selbst in die vatikanischen Behörden einzubinden, dürfte nicht in seinem Sinne sein. Das erste Treffen des Gremiums soll von 1. bis 3. Oktober stattfinden.

JAKOB WETZEL

Zuletzt geändert am 16­.04.2013