| |
Veröffentlicht am 05­.07.2013

5.7.2013 - Kurier

Papst Johannes Paul II. wird heiliggesprochen / Enzyklika "Lumen Fidei"

... Enzyklika

Ebenfalls am Freitag kam die erste Enzyklika von Papst Franziskus heraus. Vier Monate nach Amtsantritt veröffentlichte er "Lumen fidei" (Das Licht des Glaubens). Das 88 Seite lange Lehrschreiben ist "vierhändig" entstanden. Bei dem Entwurf der Enzyklika habe er dankbar auf die Vorarbeiten seines Vorgängers Benedikt XVI. zurückgegriffen, der eine erste Fassung einer Enzyklika über den Glauben schon nahezu fertiggestellt hatte. Die Enzyklika wurde bei einer Pressekonferenz im Vatikan mit dem Präfekten der Bischofskongregation, Kardinal Marc Quellet, dem Präfekten der Glaubenskongregation, Ezbischof Gerhard Ludwig Müller, dem Präsidenten des Rats zur Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, und Vatikan-Sprecher Federico Lombardi vorgestellt.

Zentrale Aussage ist, dass christlicher Glaube notwendig Konsequenzen für das Handeln der Christen in der Gesellschaft haben muss. Franziskus fordert dazu auf, den Glauben "in den konkreten Dienst der Gerechtigkeit, des Rechts und des Friedens zu stellen". Weiter sollten Christen für Menschenwürde, Schutz von Ehe und Familie, Achtung der Schöpfung sowie für Frieden und gerechte Regierungsformen eintreten. Dazu sei es erforderlich, das "Licht des Glaubens wiederzugewinnen", der in der modernen Gesellschaft oft als unvernünftig, nutzlos und trügerisch bezeichnet werde und zu verdunkeln drohe. Glaube und Vernunft seien nicht im Widerspruch.

Der Glaube an Jesus Christus könne und müsse das menschliche Leben in allen seinen Dimensionen bereichern, bekräftigt der Papst in seinem Schreiben. Gerade mit dem "Jahr des Glaubens", das am 24. November endet, wolle die Kirche den "Vorrang Gottes in Christus wieder zum Zentrum unseres kirchlichen und persönlichen Lebens" machen. Man müsse dem Glauben neue Horizonte erschließen und ihn in seiner Einheit und Unversehrtheit in Treue zu Christus erhalten und bekennen.

"Großartiges Werk"

Enzykliken sind die wichtigsten Schreiben, die Päpste veröffentlichen. Die Kirchenoberhäupter nehmen darin zu grundlegenden theologischen und gesellschaftlichen Fragen in verbindlicher Weise Stellung. Die Werke sollen den Gläubigen als Wegweiser dienen. Vor einigen Wochen erklärte Franziskus zur Enzyklika: "Es ist ein starkes Dokument. (...) Es ist ein großartiges Werk."

Benedikt hatte während seines rund achtjährigen Pontifikats solche Lehrschreiben zur Liebe Gottes (2006), zum technischen Fortschritt (2007) und zum nachhaltigen Wirtschaften vorgelegt (2009). Letzteres war gleichzeitig seine erste Sozialenzyklika - in dem vielbeachteten Werk "Caritas in veritate" (Die Liebe in der Wahrheit) forderte Benedikt ein ethisches Bewusstsein in der Wirtschafts- und Finanzwelt.

"Vieles unbeantwortet"

Die neue Enzyklika stößt auch auf Kritik: Nach Ansicht der katholischen Reformbewegung "Wir sind Kirche" bleiben wichtige Fragen unbeantwortet. "Die Enzyklika ist ein Dokument des Übergangs, das die brennenden innerkirchlichen Grundsatzfragen unentschieden lässt", hieß es am Freitag in einer in München veröffentlichten Stellungnahme. Das Papier sei Ausdruck "eines schwierigen Übergangs der römisch-katholischen Kirche bei der Bewältigung der innerkirchlichen Krisen und auf dem Weg in die Moderne". So werde in der von Papst Franziskus unterzeichneten Enzyklika Familie vor allem als dauerhafte Verbindung von Mann und Frau in der Ehe beschrieben. "Doch wie steht er zur Homosexualität, zu Wiederverheirateten?", heißt es weiter in der "Wir sind Kirche"-Mitteilung. Neben einer Kurienreform sei eine "theologische Neuausrichtung nötig, die mehr Rücksicht nimmt auf den Glauben in der Welt von heute". Allerdings sieht die Reformbewegung im pastoralen Handeln von Franziskus - wie dem Besuch der Flüchtlingsinsel Lampedusa am kommenden Montag - wichtige Zeichen für einen Neuaufbruch.


http://kurier.at/politik/weltchronik/papst-johannes-paul-ii-wird-heiliggesprochen/18.045.818

Zuletzt geändert am 05­.07.2013