30.6.2013 - spiegel.de
Papst-Worte über Homosexualität: "Ein Befreiungsschlag"
München/Rom - Die katholische Reformbewegung "Wir sind Kirche" hat die Äußerungen von Papst Franziskus für einen offeneren Umgang der Kirche mit Homosexuellen begrüßt. "Dies kann und muss ein Befreiungsschlag für alle Priester sein, die homosexuell sind und dies bisher verbergen mussten", sagte "Wir sind Kirche"-Sprecher Christian Weisner über den Vorstoß.
Bisher hätten schwule Priester oft in Angst vor Erpressung oder kirchlichen Sanktionen leben müssen. Es sei bemerkenswert, dass Franziskus sich kein Urteil über die sexuelle Orientierung anderer Menschen anmaße.
Bei einer spontanen Pressekonferenz auf dem Rückflug von Brasilien nach Rom hatte Franziskus unter anderem für einen offeneren Umgang der Kirche mit Homosexuellen geworben. "Wenn jemand Gott mit gutem Willen sucht, wer bin ich, dass ich über ihn urteile?", hatte er auf die entsprechende Frage eines Journalisten entgegnet.
"Das ist ein starker Satz", sagte Weisner. "Er ist ein wichtiges Signal, dass Franziskus keine Angst vor der Realität hat." Zugleich seien die Papst-Äußerungen zur Homosexualität eine Abkehr von der starren Haltung seines Vorgängers Benedikt XVI. Diese Kursänderung müsse aber auch entschieden von den Bischöfen und Kardinälen aufgegriffen werden - auch die deutschen stünden in der Pflicht.
Franziskus hatte weiter ausgeführt, Homosexuelle sollten nicht an den Rand gedrängt werden: "Sie sind unsere Brüder." Dem "Wall Street Journal" zufolge erläuterte er allerdings, man müsse unterscheiden zwischen Homosexualität und der Existenz einer homosexuellen Lobby im Vatikan. Letztere sei ein Problem, wenn dort mit geheimen Informationen Menschen erpresst würden. Italienische Medien hatten über die Existenz einer solchen Gruppe spekuliert.
rls/dpa
http://www.spiegel.de/panorama/reformbewegung-wir-sind-kirche-begruesst-papst-aeusserungen-ueber-schwule-a-913787.html
Zuletzt geändert am 30.07.2013