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Veröffentlicht am 16­.09.2013

16.9.2013 - Stuttgarter Zeitung

Klimawandel

Die Botschaften des Papstes zeigen in Deutschland Wirkung.

Liberale spüren Aufwind. Michael Trauthig Auf den ersten Blick erscheint Robert Zollitsch wie Sisyphos. Da bemüht sich der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz einerseits, mit einer mühsamen, langwierigen Dialoginitiative nach den Missbrauchsskandalen verlorenes Vertrauen in die Kirche zurückzugewinnen. Da wird andererseits aber diese Imagewerbung immer wieder ausgebremst durch Amtsbrüder, die mit autoritärem Gebaren oder Missmanagement nicht nur eine schlechte Presse verursachen, sondern auch viele Gläubige verprellen – wie gerade im Bistum Limburg zu beobachten. Angesichts dessen ist erstaunlich, wie locker, gut gelaunt und optimistisch der Freiburger Erzbischof sich am Freitag in Stuttgart beim Gesprächsforum der Katholiken präsentiert hat.

Die Erklärung liegt freilich auf der Hand: Zollitsch, der zu den Liberalen unter den 27 deutschen Diözesanchefs zählt, spürt Rückenwind aus Rom. Papst Franziskus mag kein Revoluzzer sein, der Traditionen schleift und Dogmen mit einem Federstrich korrigiert. Er hat aber mit seinem bescheidenen Stil, seiner kommunikativen Art und dem Plädoyer für eine arme, dienende Kirche einen beachtlichen Klimawandel gebracht. Diese Stimmung schlägt auch auf die Deutsche Bischofskonferenz durch: Die Gewichte verschieben sich zu Ungunsten der Konservativen.

Zuletzt geändert am 17­.09.2013