| |
Veröffentlicht am 17­.09.2013

17.9.2013 - Badische Zeitung

Erzbischof Robert Zollitsch will von ihm angestoßene Projekte zu Ende führen

von: Sebastian Kaiser

Die Entscheidung kam für viele Kirchenbeobachter überraschend: Papst Franziskus hat gemäß Kirchenrecht den Amtsverzicht des Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch angenommen und ihn zum Apostolischen Administrator ernannt.

Es war eine überraschende Entscheidung des Vatikans, die am Dienstag das Erzbistum Freiburg und die Katholische Kirche in Deutschland erreichte: Papst Franziskus hat den Amtsverzicht von Erzbischof Robert Zollitsch angenommen und ihn gleichzeitig zum Apostolischen Administrator des Erzbistums ernannt.

Demnach werde Zollitsch seine Aufgaben im Erzbistum fortsetzen, bis im kommenden Jahr ein geeigneter Nachfolger gefunden ist. Darüber hinaus entschied der Papst, dass Zollitsch auch weiterhin das Amt des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz ausüben dürfe – eine Abweichung von den bisher gültigen Statuten, die einen amtierenden Bischof als Vorsitzenden vorsehen.

Nicht mehr offizieller Erzbischof der Erzdiözese

Am 9. August 2013 wurde Robert Zollitsch 75 Jahre alt – gemäß Kirchenrecht bot er dem Papst daraufhin seinen Rücktritt als Erzbischof an. Nun ist Zollitsch zwar nicht mehr offizieller Erzbischof der Erzdiözese, behält aber als Apostolischer Administrator weiterhin seinen Titel und auch seine Aufgaben im Erzbistum. Mit der Entscheidungen des Papsts fallen auch größere Entscheidungen weiterhin in seinen Verantwortungsbereich – anders als dies bei einem vom Domkapitel gewählten Diözesanadministrator der Fall wäre.

Auch in seiner Funktion als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz sei er weiterhin mit allen Rechten und Pflichten ausgestattet, sagte ein Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz der Badischen Zeitung. Zollitsch werde sein Amt bis zum Ende seiner Amtsperiode im März 2014 weiterführen.

Das Erzbistum Freiburg erklärte, dass Papst Franziskus mit seiner Entscheidung einem Vorschlag des Erzbischofs gefolgt sei, der 2014 noch einige Projekte zum Abschluss bringen wolle. Gemeinhin ist davon die Rede, dass Zollitsch die von ihm angestoßene Neuordnung der Pfarrgemeinden und Seelsorgeeinheiten zu Ende führen wird. Zudem werde es mit der jetzigen Regelung an der Spitze des Erzbistums keinen verwaisten Bischofsstuhl geben. Die Vorbereitungen für die Wahl und Ernennung eines geeigneten Nachfolgers könnten übergangslos vorgenommen werden.

Erzbischof Zollitsch dankte Papst Franziskus für dessen Entscheidung, "die das Wohl des Erzbistums berücksichtigt und zugleich die Wertschätzung des Papstes für meine Arbeit als Vorsitzender unserer Bischofskonferenz ausdrückt". Auch der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Norbert Trelle, sieht die Entscheidung des Papstes positiv: "Ich bin dankbar, dass so die von ihm angestoßenen Projekte und Vorhaben in den kommenden Monaten wie in Aussicht genommen weitergehen können."

Überrascht zeigte sich die Vorsitzende des Freiburger Diözesanrates, Martina Kastner: "Es ist gut, dass mit der Annahme des Rücktritts keine sofortige personelle Änderung verbunden ist", sagte Kastner laut einer Pressemitteilung des Diözesanrats. "Wir danken Erzbischof Zollitsch vor allem für seine Weitsicht und seine Tatkraft, mit der er notwendige Schritte in die Zukunft der Kirche initiiert hat." Der Diözesanrat hoffe bei der Suche nach einem Nachfolger darauf, dass auch die Laien im Erzbistum "gehört und beteiligt werden".

Die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" sieht die Ernennung zum Apostolischen Administrator überwiegend positiv: "In der heutigen schnelllebigen Zeit ist dies eine gute Möglichkeit, dass die Kirche handlungsfähig bleibt und gleichzeitig den Nachfolgeprozess einleitet", sagte der Sprecher von "Wir sind Kirche", Christian Weisner, der Badischen Zeitung.

Dass Zollitsch bis zum Ende der Amtszeit Vorsitzender der Bischofskonferenz bleiben kann, gebe der Kirche auch Handlungsfähigkeit in der jetzigen Umbruchsituation unter Papst Franziskus. Wichtig sei aber, dass der von Zollitsch angestoßene Dialogprozess endlich konkrete Ergebnisse zeitige.


Die Bischofskonferenz wählt auf der Frühjahrsvollversammlung 2014 einen neuen Vorsitzenden. Dem Münchener Kardinal Reinhard Marx und dem Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki werden die größten Chancen eingeräumt.

http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/erzbischof-robert-zollitsch-will-von-ihm-angestossene-projekte-zu-ende-fuehren--75315176.html

Zuletzt geändert am 19­.09.2013