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Veröffentlicht am 09­.09.2013

9.9.2013 - Taunus-Zeitung

Bischof steht vor „dornigem Weg“

Von Johannes Laubach

Experten zweifeln an der Führungskompetenz von Tebartz-van Elst - Ein Brief aus Rom Zu einem „brüderlichen Besuch“ entsendet der Heilige Vater Giovanni Kardinal Lajolo nach Limburg. Doch Kritiker vermuten mehr hinter dem Besuch.

Limburg. Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wollte über den Besuch aus Rom am heutigen „Tag der Priester und Diakone“ informieren. Die Priester und Diakone kommen im Rahmen der Kreuzwoche, die gestern begann, in Limburg zusammen. Es ist eine Art Katholikentag des Bistums.

Die Nachricht vom Besuch aus Rom hat sich aber schon vorher verbreitet - und wird ganz unterschiedlich gedeutet. Klar ist aber auch: Nichts geht mehr unter der Regie des Bischofs. Er hat die Zügel nicht mehr in der Hand. Täglich wird über ihn berichtet, in Zeitungen, Rundfunk, Fernsehen und natürlich auch im Internet. Eine solche Aufmerksamkeit ist einem katholischen Bischof auf Dauer noch nie zu Teil geworden. Und was berichtet wird, ist meist kritisch.

Vertrauensverlust

Doch die Kritik kommt beileibe nicht nur von den Medien. Der Theologe Hermann Häring, emeritierter Professor und langjähriger Mitarbeiter des Kirchenrebells Hans Küng, hält den Ruf nach einer Absetzung des Limburger Bischofs für angemessen. Und falls er sein Amt nicht zur Verfügung stelle, habe er einen dornigen Weg vor sich. Häring macht einen enormen Vertrauensverlust aus, den das Bistum nicht verdient habe und der eines Bischofs unwürdig sei. „Insgesamt“, so Häring, „hat sich ein ganzes Konglomerat von Problemen aufgetan, die auf ein schweres psychologisches Probleme hindeuten“.

Ob es überhaupt noch die Möglichkeit gibt, neues Vertrauen aufzubauen, daran hat Hubertus Janssen erhebliche Zweifel. Der ehemalige Pfarrer des Limburger Stadtteils Eschhofen und langjährige Gefängnispfarrer von Diez, spricht Tebartz-van Elst die Führungseigenschaften ab, die ein Bischof haben muss. Die Katholiken im Bistum hätten seit der Amtsübernahme des Bischofs 2008 meist schmerzliche Erfahrungen machen müssen. Enttäuscht zeigt sich Janssen, der der Basisbewegung von „Wir sind Kirche“ in seiner Zeit als Pfarrer stets Gemeinderäume zur Verfügung stellte und nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst in deren Vorstand aktiv war, darüber, dass der Bischof zwar von Fehlern gesprochen habe, doch dabei nie konkret geworden sei.

Macht allein reicht nicht

Dass viel von der Glaubwürdigkeit des Bischofs abhängt, das hat der Kirchenrechtler Thomas Schüller in einem Interview gegenüber dem „Stern“ betont. Zwar besitze ein Bischof eine umfassende Machtfülle, doch auf Dauer sei das geistliche Amt nicht gegen Priester und Gläubige auszuüben.

Nach Einschätzung von Schüller, der vor seiner Lehrtätigkeit im Bistum arbeitete, ist die Lage der Kirche in Limburg sehr ernst, egal ob es sich um das Verfahren der Staatsanwaltschaft wegen einer möglichen falschen eidesstattlichen Versicherung des Bischofs zu seinem Erste-Klasse-Flug nach Indien handelt oder um die Finanzierung des Bischofshauses.

Der „brüderliche Besucher“ Giovanni Kardinal Lajolo wird nicht nur den Austausch mit dem Bischof suchen, sondern auch mit dem Domkapitel und anderen wichtigen Personen, um wachen Auges auf die Gegebenheiten im Bistum zu schauen. Ob er auch auf die schaut und die anhört, die sich in „Sorge um die Zukunft des Bistums“ dafür entschieden haben, Briefe an den Bischof zu senden?

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Zuletzt geändert am 21­.09.2013