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Veröffentlicht am 22­.09.2013

22.9.2013 - Die Welt

Bischofskonferenz mit Spannung erwartet

Deutschlands Bischöfe sind mit drängenden Fragen konfrontiert. Vor der Vrsammlung in Fulda kommt eine neue hinzu: Welche Schlussfolgerungen ziehen sie aus den jüngsten Papst-Äußerungen? Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Erzbischof Robert Zollitsch (M.) kündigt an, dass die Papst-Kritik ein Thema bei der Versammlung sein wird

Die Worte des neuen Papstes wirkten wie ein Weckruf. Mit seinen kritischen Äußerungen zur Ausrichtung der katholischen Weltkirche hat der seit sechs Monaten amtierende Argentinier Jorge Mario Bergoglio für Aufsehen gesorgt. Überrascht von den Aussagen in seinem ersten großen Interview wurden auch die deutschen Bischöfe. Er müsse es erstmal in Ruhe lesen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Robert Zollitsch, und ergänzte: Die Papst-Kritik werde Thema bei der Herbstvollversammlung der DBK sein, die am Montag in Fulda eröffnet wird.

Die Programmplanung für das traditionelle Treffen der 67 Bischöfe und Weihbischöfe aus den 27 deutschen Diözesen wurde somit von der Aktualität eingeholt. Beobachter stuften die Worte des Papstes als "revolutionär" ein. Er mahnte: Die katholische Kirche dürfe sich nicht länger in den heiklen Fragen der Schwulenehe, der Scheidung, Abtreibung oder Verhütungsmethoden verbeißen. Vielmehr solle sie Barmherzigkeit zeigen, auf die Menschen zugehen und ihre Herzen wärmen. "Ein beeindruckendes Zeugnis des Glaubens", findet Zollitsch.

In Fulda wird der 75-jährige Freiburger Erzbischof, dessen Rücktrittsgesuch aus Altersgründen der Papst jüngst annahm, zum letzten Mal die Konferenz der Oberhirten leiten. Voraussichtlich bis 2014 bleibt er in Freiburg im Amt, leitet bis März die DBK. Dann wählen die Bischöfe einen neuen Vorsitzenden. Die Nachfolge-Frage stehe in Fulda nicht auf dem Programm, sagt DBK-Sprecher Matthias Kopp. Gleichwohl dürften etliche die spannende Personalie in den Köpfen haben – zumal auch andere Bischofsposten vakant sind beziehungsweise bald neu besetzt werden müssen.

Weitere Baustellen gibt es für die Bischöfe reichlich. Für Ungemach sorgte jüngst höchstpersönlich einer aus ihrer Mitte. Der umstrittene Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst produziert am laufenden Band Negativ-Schlagzeilen. In der Kritik steht er unter anderem wegen seiner Amtsführung und eines autoritären Führungsstils. Ihm wird auch Verschwendung vorgeworfen, etwa beim millionenschweren Bau seines Bischofshauses.

Verheiratete Priester? Der Sprecher der Laienorganisation "Wir sind Kirche", Christian Weisner, sagt: "Der Limburger Bischof hat dem Ansehen der Kirche geschadet. Er steht mit seinem Verhalten im krassen Gegensatz zum bescheidenen Stil des Papstes." Der Pontifex schickte wegen des anhaltenden Wirbels bereits einen Gesandten nach Limburg. Der Imageschaden, den Tebartz-van Elst verursachte, dürfte in Fulda eine Rolle spielen – auch wenn das Thema ebenfalls nicht auf der offiziellen Tagesordnung steht.

Für Aufsehen sorgte jüngst der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann in der Zölibatsdebatte. Er findet, dass es in der katholischen Kirche künftig auch verheiratete Priester geben könnte. Unterstützung erhielt er dafür vom Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück.

Weiterer Streitpunkt in der katholischen Kirche ist die Frage, wie Frauen künftig in die Kirchen-Arbeit eingebunden werden sollen. Sie sollen mehr Verantwortung in Führungspositionen übernehmen. "Das Zusammenleben von Frauen und Männern im Dienst und Leben der Kirche", wie es offiziell heißt, ist deswegen auch Thema bei der Vollversammlung. Frauen in Weiheämtern? So weit freilich wollen die Bischöfe nicht gehen.

Unklar ist weiterhin, ob und in welcher Form wiederverheiratete Katholiken und konfessionsverbindende Ehepaare zur Eucharistie zugelassen werden. Mehr Barmherzigkeit fordert in dieser Frage auch so mancher Bischof. Eine Lösung der Frage, die sich viele Betroffene sehnlich wünschen, steht aber aus.

Stichwort: Die Deutsche Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz ist das Führungsgremium der katholischen Kirche in Deutschland. Ihr gehören derzeit 67 Bischöfe und Weihbischöfe aus 27 Diözesen an. Vorsitzender ist seit 2008 der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch.

Die Bischofskonferenz mit Sekretariat in Bonn koordiniert vor allem die Arbeit der Bistümer und entscheidet über grundlegende Fragen der Seelsorge. Daneben pflegt sie den Kontakt zur Kirche in anderen Ländern.

Oberstes Organ ist die viertägige Vollversammlung, die zweimal im Jahr zusammentritt – im Frühjahr an wechselnden Orten und im Herbst stets in Fulda. Mehrmals im Jahr tagt der Ständige Rat der Konferenz, um die Vollversammlung von laufenden Aufgaben zu entlasten. Für alle organisatorischen Fragen ist das Sekretariat in Bonn zuständig.

Gegründet wurde die Deutsche Bischofskonferenz im Dezember 1965 zum Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965). Sie trat an die Stelle der sogenannten Fuldaer Bischofskonferenz von 1867, die keine rechtliche Kompetenz hatte. Zwei Jahre später beschlossen die Bischöfe in Fulda, sich künftig jährlich zu treffen.

dpa/fg

http://www.welt.de/regionales/frankfurt/article120282832/Bischofskonferenz-mit-Spannung-erwartet.html

Zuletzt geändert am 23­.09.2013