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Veröffentlicht am 11­.10.2013

11.10.2013 - Main-Post (Seite 1)

Strafbefehl gegen Limburger Bischof beantragt

Staatsanwaltschaft wirft Tebartz-van Elst falsche Erklärungen an Eides statt vor

Weiter Aufregung um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst: Hatten zunächst Ausgaben von 31 Millionen Euro für Sanierung und Bau seines Bischofssitzes für öffentliche Kritik gesorgt, so bekommt er jetzt mit der Justiz Ärger. Die Staatsanwaltschaft Hamburg beantragte am Donnerstag Strafbefehl gegen den Bischof wegen eidesstattlicher Falschaussage.

Mit dem Strafbefehl über eine Geldstrafe wird dem Bischof vorgeworfen, am 11. September 2012 vor dem Landgericht Hamburg falsche Versicherungen abgegeben zu haben. In dem Rechtsstreit zwischen dem Bischof und dem Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hatte Tebartz-van Elst zu seinen Anträgen auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen den Verlag und einen für den Verlag tätigen Journalisten jeweils eine von ihm unterzeichnete eidesstattliche Erklärung eingereicht.

Darin gab er unter Bezug auf ein mit dem Journalisten geführtes Gespräch über seine Indienreise an, es habe keine erneute Rückfrage des Journalisten „Aber Sie sind doch erste Klasse geflogen?“ gegeben. Er selbst habe auch nicht die Antwort gegeben „Business-Klasse sind wir geflogen.“ Diese Erklärung, so die Staatsanwaltschaft, sei nach dem Ergebnis ihrer Ermittlungen falsch. Das Amtsgericht Hamburg wird den Tatvorwurf nun prüfen. Die Staatsanwaltschaft Limburg prüft nach mehreren Anzeigen inzwischen, ob sie gegen den Bischof ein Ermittlungsverfahren wegen Untreue einleitet.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, zeigte sich betroffen von der Mitteilung der Staatsanwaltschaft, will nächste Woche in Rom mit dem Papst darüber reden. „Der Antrag auf Erlass eines Strafbefehls bewegt mich sehr. Den Vorgang beobachten wir aufmerksam und mit großer Sorge“, erklärte er. Es stehe ihm jedoch nicht zu, über den Antrag der Staatsanwaltschaft oder über den Bischof zu urteilen. „Ich bin sicher, dass sich der Bischof gründlich und mit der notwendigen Selbstkritik mit diesen Entwicklungen auseinandersetzt.“

Ganz und gar nicht sicher ist sich da Magnus Lux von der Reformbewegung „Wir sind Kirche“ aus Schonungen (Lkr. Schweinfurt). Wie Lux auf Anfrage dieser Zeitung erklärte, seien die Grenzen längst überschritten und die Zahl der Befürworter von Tebartz-van Elst in Limburg rapide gesunken. „Wir halten engen Kontakt zu Limburg. Wenn Priester sich unabhängig voneinander öffentlich für den Rücktritt ihres Bischofs aussprechen und der Verwaltungsrat ihn der Falschaussage bezichtigt, dann stimmt tatsächlich etwas nicht!“ Ob der Skandal und die Enttäuschung über den Bischof zu Kirchenaustritten über die Grenzen Limburgs hinaus führen könnte, hänge von der Reaktion der Bischöfe in Deutschland ab.

„Wer sich jetzt vor die Presse stellt und sagt, die Sache würde nur von den Medien aufgebauscht, muss damit rechnen, dass sich Gläubige von der Kirche abwenden.“ Am sinnvollsten sei es, Bischof Tebartz-van Elst, würde selbst zurücktreten. „Gerade jetzt, da wir einen Papst haben, der das Gegenteil von Pomp und Prunk vorlebt, wäre es fatal, wenn man einen Bischof mit mittelalterlichen Vorstellungen agieren ließe!“


Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann konnte gegenüber dieser Zeitung keine Aussagen zu seinem Limburger Kollegen treffen, er war verreist. Der Limburger Oberhirte Tebartz–van Elst indes appelliert an seine Schäfchen, nicht den Stab über ihm zu brechen, bevor die Ergebnisse der Prüfungskommission der Bischofskonferenz vorlägen. Deren Arbeit soll in Kürze aufgenommen werden. Überprüft werden die Baukosten, deren Finanzierung sowie die Entscheidungswege.

„Nicht den Stab brechen“ – Limburgs Bischof äußert sich

Scharf kritisiert wurde Limburgs Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Am Donnerstag hat er sein Schweigen gebrochen und die Kostenexplosion für den Neubau seiner Residenz persönlich verteidigt.

Er verstehe, dass man bei der hohen Summe von 31 Millionen Euro erschrecke, sagte der katholische Bischof der „Bild“-Zeitung (Donnerstag). „Aber dahinter stehen zehn einzelne Bauprojekte. Man muss viele Details kennen, etwa die Auflagen des Denkmalschutzes.“ Der hessische Denkmalschutz bestreitet allerdings, Auflagen gemacht zu haben. Zugleich betonte Tebartz-van Elst: „Als Bischof trage ich die Verantwortung.“ Den Vorwurf des verschwenderischen Umgangs mit Kirchenmitteln wies Tebartz-van Elst in dem Interview zurück. „Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche“, sagte er.

Auf Forderungen nach einem Rücktritt ging der Bischof nicht ein. Er bekräftigte seine Forderung, die Überprüfung durch eine Kommission der Bischofskonferenz abzuwarten, „bevor man den Stab über mich bricht“. Er kündigte an, sich am Wochenende in einem Brief an die Gläubigen des Bistums zu wenden. Text: dpa

http://www.mainpost.de/ueberregional/politik/zeitgeschehen/Strafbefehl-gegen-Limburger-Bischof-beantragt;art16698,7725534

Zuletzt geändert am 11­.10.2013