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Veröffentlicht am 11­.10.2013

11.10.2013 - Augsburger Allgemeine

Limburger Bischof soll Gericht belogen haben

Kirche Staatsanwaltschaft beantragt Strafbefehl gegen Franz-Peter Tebartz-van Elst

VON DANIEL WIRSCHING

Limburg/Augsburg Es ist ein bislang einmaliger Vorgang in Deutschland: Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat Strafbefehl gegen einen katholischen Bischof beantragt. Sie wirft dem Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst vor, im September 2012 „in zwei Fällen falsche Versicherungen an Eides Statt vor dem Landgericht Hamburg abgegeben zu haben“. Tebartz-van Elst droht nun eine Geldstrafe. Akzeptiert er den Strafbefehl, gilt dieser als rechtskräftiges Urteil.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, kritisierte für seine Verhältnisse den Mitbruder gestern deutlich. In Berlin sagte er vor Journalisten: „Ich bin sicher, dass sich der Bischof gründlich mit der notwendigen Selbstkritik auseinandersetzen wird.“ Kommende Woche wird Zollitsch mit dem Papst über den Fall Tebartz-van Elst sprechen.

Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass sich die Baukosten für dessen neuen Bischofssitz von 5,5 auf 31 Millionen Euro erhöht haben. Die Limburger Staatsanwaltschaft prüft bereits, ob sie ein Ermittlungsverfahren wegen Untreue gegen Tebartz-van Elst einleitet. Zollitsch kündigte an, dass eine Expertenkommission, die sich mit der Kostenexplosion befassen soll, „in Kürze“ ihre Arbeit aufnehmen werde. In der Bild hatte Tebartzvan Elst gesagt, es handele sich nicht um einen „Protzbau“, der Vermögensverwaltungsrat des Bischöflichen Stuhls trage eine Mitverantwortung an den Baukosten. Am Wochenende will er in einem offenen Brief „manches klarstellen“.

Geistliche und Laien legen ihm den Amtsverzicht nahe

Ludwig Reichert, Priester im Bistum Limburg und Sprecher des kritischen „Hofheimer Kreises“, sagte unserer Zeitung: „Zwischen der Selbstwahrnehmung des Bischofs und der Realität klafft eine große Lücke.“ Er forderte: „Bischof Tebartz- van Elst sollte den Papst um Amtsenthebung bitten.“ Ähnlich äußerten sich im Gespräch mit unserer Zeitung der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, und Christian Weisner von der katholischen Reformbewegung „Wir sind Kirche“.

Glück sagte: „Es muss jetzt rasch zu einer Entscheidung kommen.“ Die Situation sei „hochschädlich“ für die deutsche katholische Kirche. Weisner sagte: „Man kann von Tebartz-van Elst nicht erwarten, dass er diese Krise im Amt durchsteht. Auch menschlich wäre es notwendig, dass er sein Amt ruhen lässt.“

Der Antrag für den Strafbefehl ist Folge eines Rechtsstreits mit dem Spiegel, bei dem es um eine Indienreise des Bischofs und seines Generalvikars geht. Tebartz-van Elst leugnete den Flug Erster Klasse. Als das Magazin ihn der Lüge bezichtigte, gab er eine eidesstattliche Versicherung ab, in der er die Leugnung bestritt. In einem Videomitschnitt hatte er jedoch auf den Einwand eines Redakteurs „Aber Sie sind doch Erster Klasse geflogen“ geantwortet: „Business-Class sind wir geflogen.“


KOMMENTAR
Der Bischof ist unglaubwürdig

Der Limburger Bischof ist nun endgültig zu einer Belastung für die katholische Kirche geworden, und zwar nicht nur für die deutsche. Der gegen ihn beantragte Strafbefehl ist da nur der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen könnte.

Längst hat Franz-Peter Tebartzvan Elst seine Glaubwürdigkeit verspielt. Er hat sich in Halbwahrheiten, möglicherweise gar in Lügen verloren. Und das ist der eigentliche Skandal bei all dem anderen Skandalösen, das ihm Geistliche wie Gläubige vorwerfen. Ein Bischof, der lügt, ist das Gegenteil dessen, wofür die Kirche als moralische Institution steht. Beim früheren Augsburger Bischof Walter Mixa war es ähnlich: Er musste letztlich zurücktreten, weil er gelogen hatte, als man ihn fragte, ob er Kinder geohrfeigt habe. Wenn Tebartzvan Elst stürzen sollte, dann stürzt er über eigene Fehler und seinen Umgang mit berechtigter Kritik. Es gibt weder eine Kampagne der Medien noch eine seiner „Gegner“.

Papst Franziskus hat oft betont, wie er sich einen Bischof vorstellt: als Hirte, als Vorbild und nahe bei den Menschen. Das ist Tebartzvan Elst nicht. Nicht mehr.

Zuletzt geändert am 11­.10.2013