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Veröffentlicht am 24­.10.2013

24.10.2013 - Süddeutsche Zeitung (Seite 1)

Zwangsurlaub für Limburger Bischof

Tebartz-van Elst bleibt vorläufig im Amt, muss aber „eine Zeit außerhalb der Diözese“ verbringen. Die Entscheidung des Papstes halten einige für Barmherzigkeit, andere für einen Fehler

VON ANDREA BACHSTEIN

Rom – Im Fall des umstrittenen Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst hat der Vatikan am Mittwoch eine Übergangslösung verkündet: Papst Franziskus entzog dem Bischof vorerst die Führung der Amtsgeschäfte, beließ ihn aber in seiner Funktion als Bischof. Tebartz-van Elst werde bis zum Abschluss der Überprüfung der Vorwürfe gegen ihn „eine Zeit außerhalb der Diözese“ verbringen, teilte der Vatikan mit. Das Bistum soll vorläufig von dem neuen Limburger Generalvikar Wolfgang Rösch geführt werden.

In der auf Deutsch verfassten Vatikan-Mitteilung heißt es, in der Diözese sei es zu einer Situation gekommen, in der Tebartz-van Elst „seinen bischöflichen Dienst zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausüben kann“. Der Vatikan wies darauf hin, dass die Deutsche Bischofskonferenz eine Kommission zur Überprüfung der Baukosten von Limburgs neuem Bischofssitz eingesetzt habe. Bis das Ergebnis vorliege, erscheine es angeraten, dem Bischof eine Zeit außerhalb des Bistums zu gewähren.

Vatikansprecher Padre Federico Lombardi sagte, die Dauer der Pause sei unbestimmt. Er halte sie zum Nachdenken für „notwendig und angemessen“, auch mit Blick auf die Gefühle der Gläubigen in der Diözese Limburg. Dort hatten sich immer mehr Gläubige, aber auch Priester gegen Tebartz-van Elst gestellt; die Zahl der Kirchenaustritte war gestiegen. Auch die katholischen Bischöfe in Deutschland waren nach und nach auf Distanz zu Tebartz-van Elst gegangen. Der 53-Jährige steht seit Wochen wegen der Baukosten in Höhe von mindestens 31 Millionen Euro für seinen Bischofssitz sowie eines beantragten Strafbefehls wegen Falschaussage in der Kritik. Am Montag hatte ihm Papst Franziskus eine Audienz gewährt.

Die deutschen Bischöfe zeigten sich erleichtert nach der Entscheidung des Papstes. Nun sei „ein Raum eröffnet, um in dieser Situation zur inneren Ruhe zurückzufinden und eine neue Gesprächsbasis zu schaffen“, teilte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, mit. Auch der Trierer Bischof Stephan Ackermann sagte, er sehe die Entscheidung des Papstes als Versuch, Druck aus der Situation zu nehmen. Er könne sich eine Rückkehr von Tebartz-van Elst nach Limburg aber nur schwer vorstellen. Auch das Limburger Domkapitel hält dies für unwahrscheinlich. Domdekan Günther Geis sagte: „Neues Vertrauen muss wachsen. Wie das wachsen soll mit dem Bischof, das weiß ich nicht.“ Die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ hält es für nicht vorstellbar, dass Tebartz-van Elst „in Limburg oder sonstwo das Bischofsamt ausüben kann, auch nicht in Afrika, wie schon vorgeschlagen wurde“. Ein Sprecher sagte, die Entscheidung des Papstes sei „ein Zeichen großer Barmherzigkeit“. Die Präsidentin der Diözesanversammlung Limburg, Ingeborg Schillai, zeigte sich enttäuscht. „Ich habe das mit einem eher weinenden als mit einem lachenden Auge mitbekommen“, sagte sie. Eine weitere Zusammenarbeit mit Tebartz-van Elst sei undenkbar: „Das Vertrauen ist zerstört, komplett.“ Bei den Gläubigen in Limburg wurde die Entscheidung überwiegend kritisch gesehen.

Zuletzt geändert am 24­.10.2013