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Veröffentlicht am 22­.01.2014

22.1.2014 - Domradio

Franziskus wirkt

Regensburger Katholikentag nimmt Formen an

Der 99. Deutsche Katholikentag findet vom 28. Mai bis 1. Juni in Regensburg statt. Er steht unter dem Motto "Mit Christus Brücken bauen". Erwartet werden rund 30.000 Dauerteilnehmer. Am Mittwoch wurden erste inhaltliche Schwerpunkte und Gäste vorgestellt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Joachim Gauck werden Ende Mai in Regensburg beim Katholikentag mitdiskutieren. Das gaben die Veranstalter des Christentreffens am Mittwoch in Regensburg bekannt. Beide hielten dieses Mal bewusst keine Vorträge, sondern wollten sich an Debatten beteiligen, hieß es.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, plädierte in diesem Zusammenhang für eine "gute Streitkultur und Qualität". Katholikentage seien Orte "geistiger und geistlicher Impulse" sowie von gesellschaftlichen Auseinandersetzungen. Die Kanzlerin habe zugesagt zu einer Diskussion zum Thema "Hat die Welt noch einen Platz für Europa?" Die Veranstaltung werde nur wenige Tage nach den Wahlen zum Europaparlament stattfinden. Der Bundespräsident werde sich an mehreren Podien zu verschiedenen Themen beteiligen.

Eine wichtige Rolle werden in Regensburg die von Papst Franziskus in seinem ersten Amtsjahr formulierten Anstöße spielen. Glück sagte, er habe die Sorge, dass viele den Papst zwar toll fänden, aber sich nicht wirklich mit seiner Botschaft auseinandersetzten. Franziskus dürfe nicht vorschnell für bestimmte Positionen vereinnahmt werden, betonte der ZdK-Präsident. Er sei "eine Herausforderung für uns alle".

Beim Katholikentag soll es unter anderem Podien geben zu den Themen "Arme Kirche - glaubwürdige Kirche? - Ein Papst provoziert", "Das II. Vatikanum heute: - Auftrag der Laien", "Geld oder Leben? - Was uns wirklich reich macht".

Glück erinnerte daran, dass sich die Welt in einem tiefgreifenden Wandlungsprozess befinde. Längst seien die Völker zu einer Schicksalsgemeinschaft geworden. Parallel aber komme es zu einer Entfremdung wegen kultureller, ethnischer und religiöser Spannungen.

Christen seien deshalb aufgefordert, sich gesellschaftspolitisch einzumischen. Der gastgebende Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sprach von über 1.600 Veranstaltungen, die der Katholikentag biete. Er verwies auf die großen Gottesdienste sowie auf die grenzüberschreitenden Verbindungen zu den tschechischen Katholiken, die eingeladen wurden.

Angesichts des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren müsse klar werden, dass Völker nie wieder in blindem Nationalismus gegeneinander vorgehen dürften. Außerdem pries Voderholzer das Regensburger Ambiente mit seinem Weltkulturerbe-Status. Statt Messehallen biete die Stadt gotische Kirchen und Plätze, Kreuzgänge und Klöster. Damit werde eine "geistig-geistliche Atmosphäre" geschaffen. Der Bischof sagte, Katholikentage hätten ihr jeweils eigenes Profil und stünden von ihrer Geschichte her für politische Auseinandersetzungen. Deshalb machten auch die geistlichen Veranstaltungen nur ein Drittel des Programms aus.

Ausdrücklich würdigte der Bischof die Bedeutung des Verbandskatholizismus in Deutschland. Dieser sei ein "Schatz", der es durchaus verdient habe, zum "Exportartikel" in Europa zu werden. Der ZdK-Präsident bestätigte diese Besonderheit. Während es etwa auf europäischer Ebene eine eigene Bischofskonferenz gebe, täten sich die deutschen Laienkatholiken schwer, entsprechende Partner in anderen Ländern zu finden.

Auch kritische und konservative Gruppen vertreten

Das Leitungsteam des 99. Deutschen Katholikentags möchte ein breites Spektrum katholischer Gruppierungen bei dem Treffen vertreten wissen. Kirchenkritische wie konservative Kräfte seien eingeladen worden, sich bei den Veranstaltungen einzubringen, hieß es am Mittwoch. So sei die reformerisch auftretende Gruppe "Wir sind Kirche" genauso vertreten wie das konservative "Forum Deutscher Katholiken".

Letzteres hatte eine Veranstaltung zur "Ökologie des Menschen" vorgeschlagen und dafür den Zuschlag erhalten. Der Begriff bezeichnet eine Schlüsselaussage von Papst Benedikt XVI. aus seiner Rede vor dem Bundestag 2011.

Auch Vertreter von "Donum Vitae" werden beim Katholikentreffen vertreten sein. Die von katholischen Laien gegründete Initiative ist im staatlichen System der Pflichtberatung in Schwangerschaftskonflikten tätig. Dabei wird eine Bescheinigung ausgestellt, die zu einer rechtswidrigen, aber straffreien Abtreibung berechtigt.

Vor allem wegen dieser umstrittenen Wirkung hatte Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000 durchgesetzt, dass sich die katholische Kirche in Deutschland nicht mehr an dieser Form der Beratung beteiligt. Seither finanzieren die Bistümer ihre Beratungsarbeit weitgehend ohne staatliche Zuschüsse. Zu "Donum Vitae" gingen die deutschen Bischöfe wiederholt auf Distanz. Auch um eine mögliche Präsenz des Vereins beim Regensburger Katholikentag war zunächst zwischen Veranstaltern und Gastgeber gerungen worden.

Alois Glück, verwies darauf, dass "Donum Vitae" in der Vergangenheit nie eine eigene Veranstaltung bei einem Katholikentag verantwortet habe. "Diese Menschen sind aber nicht ausgegrenzt und werden bei Podien vertreten sein."

Bischof Voderholzer betonte, dass die katholische Kirche immer schwangere Frauen in Not mit vielfältiger Hilfe unterstütze. Es bestünden weiterhin unterschiedliche Auffassungen zur Beteiligung von Katholiken an der Konfliktberatung.

Aber gerade deshalb solle dieses Problem kontrovers und sachlich in aller Offenheit beim Katholikentag erörtert werden. Glück fügte hinzu, schließlich wollten beide Seiten ungeborenes Leben schützen. Zudem sei man sich einig, dass Abtreibung keine Lösung sei.

Noch offen ist, ob Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, eine prominente Regensburger Katholikin, an dem Treffen teilnimmt. Der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Stefan Vesper, sagte, er habe versucht mit der Fürstin Kontakt aufzunehmen, bisher sei es aber zu keinem Treffen gekommen. Allerdings fänden Veranstaltungen im Schloss Sankt Emmeram statt. (KNA)

http://www.domradio.de/themen/laien/2014-01-22/regensburger-katholikentag-nimmt-formen

Zuletzt geändert am 26­.01.2014