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Veröffentlicht am 24­.02.2014

24.2.2014 - KNA

"Wir sind Kirche": Kaspers Rede vor Kardinälen veröffentlichen

München (KNA) Die Organisation "Wir sind Kirche" hat die vollständige Veröffentlichung eines Vor-trags von Kardinal Walter Kasper vor dem Kardinalskollegium zum Thema Familie gefordert. Es gebe keinen Grund, die am Donnerstag gehaltene zweistündige Rede Kaspers unter Verschluss zu halten "oder nur in ausgewählten Teilen durchsickern zu lassen", betonte die Organisation am Montag in München.

Der Wortlaut soll nach Angaben des Vatikan nicht veröffentlicht werden. Das italienische Internetpor-tal "Vaticaninsider" berichtete jedoch ausführlich über Kaspers Ausführungen zur Seelsorge an Ka-tholiken, die nach einer Scheidung standesamtlich erneut geheiratet haben. Dadurch sind sie nach offizieller Lehre unter anderem vom Kommunionempfang ausgeschlossen.

Laut "Wir sind Kirche" würde "der bis jetzt positive Vorbereitungsprozess" für die außerordentliche Bischofssynode zur Familienpastoral durch eine Geheimhaltung der Kasper-Rede unterlaufen. Die Kluft zwischen der Lehre und dem Leben vieler Menschen könne nur "durch einen breiten fachlich differenzierten Dialog" überbrückt werden. Kaspers Vortrag solle daher genauso weit verbreitet wer-den wie die Ausführungen des Leiters der Glaubensbehörde, Kardinal Gerhard Ludwig Müller.

Der Präfekt hatte die offizielle Position der Kirche zur Situation wiederverheirateter Geschiedener im "Osservatore Romano" im Oktober 2013 ausführlich dargelegt. Papst Franziskus würdigte vor den Kardinälen Kaspers Rede mit den Worten, er habe darin "profunde Theologie" und ein "klares Den-ken" gefunden. Franziskus schrieb auch ein Vorwort zu einem neuen Buch Müllers. Das Werk mit dem Titel "Arm für die Armen" wird am Dienstag in Rom vorgestellt.

1993 hatte Kasper als Bischof von Rottenburg-Stuttgart gemeinsam mit dem Mainzer Bischof Karl Lehmann und Erzbischof Oskar Saier in Freiburg ein Hirtenwort zu dem Problem verfasst. Es sollte wiederverheirateten Geschiedenen im Rahmen einer "verantworteten Gewissensentscheidung" ei-nen Weg zum Kommunionempfang eröffnen. Diese Lösung wurde wenig später von der Glaubens-kongregation zurückgewiesen.

Zuletzt geändert am 25­.02.2014