| |
Veröffentlicht am 28­.02.2014

28.2.2014 - Die Welt

Papst versetzt Kardinal Meisner in Ruhestand

80-Jähriger führt Gesundheitsgründe an

Er war einer der streitbarsten Kirchenmänner der vergangenen Jahrzehnte: Nun scheidet der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner nach fast einem Vierteljahrhundert aus dem Amt. Papst Franziskus versetzte den 80-Jährigen auf dessen eigenen Wunsch in den Ruhestand. Meisner bat zum Abschied "alle sehr um Vergebung, wenn Ihnen mein Dienst nicht Stärkung, sondern vielleicht auch Ärgernis war".

Meisner hatte aus Alters- und Gesundheitsgründen ein Rücktrittsgesuch eingereicht, diesem folgte der Papst nun erwartungsgemäß. Wie es im größten deutschen Bistum nun weiter geht, ist derzeit vollkommen offen. Vorläufig werden die Geschäfte von Weihbischof Manfred Melzer geführt, der am Freitag 70 Jahre alt wurde und seit 1995 Weihbischof ist.

Für die Neubesetzung des Bischofsstuhls hatte eine von Priestern und namhaften Theologen unterstützte Initiative vom Papst zuletzt ein Mitspracherecht erbeten. Ob der Vatikan dieser Bitte bei der in den kommenden Wochen anstehenden Nachfolgesuche folgt, ist offen. Bei Meisners Kür 1989 hatte der Vatikan gegen den Willen der Kölner entschieden und damit langen Protest ausgelöst.

Meisner hatte als Erzbischof von Köln immer wieder für Konflikte gesorgt. Er sprach CDU und CSU das Recht ab, das "C" für christlich im Namen zu tragen und bediente sich wiederholt Vergleichen mit der NS-Zeit. Erst vor wenigen Wochen löste er Empörung über islamische Verbände hinaus aus, als er bei einem Treffen von Katholiken sagte, "ich sage immer, eine Familie von euch ersetzt mir drei muslimische Familien".

Zum Abschied suchte Meisner nun aber versöhnliche Worte. In einem Fastenbrief, den Meisner gleichzeitig als seinen Abschiedsbrief deklarierte, formulierte er die Bitte um Vergebung und räumte ein, Aufgaben unvollendet hinterlassen zu haben. "Der Herr möge alles ergänzen, was bruchstückhaft in meinem Dienst geblieben ist."

Er erklärte außerdem, er sei Franziskus "dankbar, dass er mir angesichts meines Alters die Last der Verantwortung für das Erzbistum Köln abgenommen hat". So es seine Kräfte zulassen, wolle er auch künftig gerne seelsorgerisch dort tätig sein, wo er gebraucht werde.

Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, würdigte Meisner als einen "Mann der klaren Worte, der die Botschaft des Evangeliums und die Lehre der Kirche offensiv verkündet". Meisner habe außerdem den Päpsten Johannes Paul II. und Benedikt XVI. "mit Rat und Tat" zur Seite gestanden.

Alois Glück, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, erklärte, Meisner habe den Menschen Orientierung geben können. Dagegen bilanzierte die gegenüber der Amtskirche kritische Laienbewegung Wir sind Kirche die Amtszeit als negativ. Meisner habe dem Ansehen der katholischen Kirche in Deutschland mehr geschadet als zum Glauben eingeladen, sagte ihr Sprecher Christian Weisner dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) sprach in der Zeitung von einer "Ära mit Licht und Schatten". Meisner habe seine Stimme immer wieder deutlich erhoben - und damit auch heftigen Widerspruch ausgelöst.

afp.com

http://www.welt.de/newsticker/news1/article125292047/Papst-versetzt-Kardinal-Meisner-in-Ruhestand.html

Zuletzt geändert am 01­.03.2014