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Veröffentlicht am 10­.03.2014

10.3.2014 (?) - EPD

Moderator gesucht - Die katholischen deutschen Bischöfe wählen einen neuen Vorsitzenden

Von Barbara Schneider (epd)

In Münster entscheidet sich, wer künftig an der Spitze der Bischofskonferenz steht. Einen klaren Favoriten gibt es allerdings nicht. Nach dem dynamischen Start von Papst Franziskus hoffen viele Katholiken auf einen Kurswechsel auch in Deutschland.

Frankfurt a.M. (epd). Wenn die katholischen Bischöfe ab Montag in Münster zur Frühjahrsvollversammlung zusammenkommen, steht vor allem die Wahl des neuen Vorsitzenden im Mittelpunkt. Robert Zollitsch, der die Aufgabe 2008 übernommen hat, gibt den Vorsitz nach sechs Jahren altersbedingt ab. Bereits im vergangenen September hatte der Papst das Rücktrittsgesuch des 75-jährigen Freiburger Erzbischofs angenommen. In Münster bestimmen die Bischöfe, wer künftig die Stimme der katholischen Kirche in Deutschland ist.

66 Stimmberechtigte gibt es. Wählen dürfen alle amtierenden Weih- und Diözesanbischöfe sowie die Administratoren, die derzeit vier vakante Bistümer verwalten: Neben den seit längeren unbesetzten Bischofsstühlen in Erfurt und Passau ist seit einer Woche auch das Erzbistum Köln ohne geistliche Leitung. In Freiburg bietet sich eine besondere Situation: Zollitsch, den der Papst gleichzeitig mit seiner Versetzung in den Ruhestand zum Apostolischen Administrator ernannt hat, kann seinen Nachfolger mitwählen. De facto werden die 39 Weihbischöfe das Ergebnis entscheidend mitbestimmen - ist doch in den ersten beiden Wahlgängen eine Zweidrittel-Mehrheit erforderlich, dann reicht die einfache Mehrheit.

Wie sich die Bischöfe letztlich entscheiden, ist schwer vorherzusagen. Einen klaren Favoriten gibt es nicht. Im Gespräch ist der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode. Der 63-Jährige gilt als nachdenklich, ein Mann ruhiger Töne, der sich in seiner Zeit als Jugendbischof profilieren konnte. Auch dem machtbewussten Münchner Kardinal Reinhard Marx werden Chancen nachgesagt. Allerdings - so ist zu hören - müsste der 60-Jährige Bereitschaft signalisieren, von seiner Macht etwas abzugeben. Der bestens vernetzte Marx pflegt enge Verbindungen nach Rom, seit 2013 Mitglied in dem von Franziskus einberufenen Kardinalsrates zur Kurienreform und ist überdies Präsident der Kommission der EU-Bischofskonferenzen.

Ebenfalls im Rennen um das Amt des Vorsitzenden ist der erst 2011 nach Berlin berufene Erzbischof Rainer Maria Woelki (57). Der Kardinal stand anfänglich im Ruf eines konservativen Hardliners mit Nähe zu Opus Dei, in Berlin konnte er dieses Bild korrigieren. Auch Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck (49) wird immer wieder als möglicher Vorsitzender genannt, ebenso wie der Trierer Bischof Stephan Ackermann (50).

Als sicher gilt, dass sich der neue Kurs in Rom auch bei der Bischofskonferenz niederschlagen wird. Der von Franziskus eingesetzte Kardinalsrat zur Kurienreform, sein Bruch mit der höfischen Etikette im Vatikan, all das hinterlässt auch bei den deutschen Bischöfen Spuren. In jüngster Zeit hatten sich wiederholt Bischöfe mit progressiveren Ansichten, wie etwa der Trier Bischof Ackermann zur katholischen Morallehre, aus der Deckung gewagt. «Man spürt, dass Papst Franziskus neue Kräfte in der Kirche freisetzt, manche Bischöfe werden mutiger», sagt der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück. «Es ist ein innerer Veränderungsprozess in Gang, der spürbar ist.»

Nicht zuletzt ist mit der Emeritierung von Kardinal Joachim Meisner (80) eine treibende konservative Kraft aus dem Amt geschieden. Mit der anstehenden Neubesetzung der Bischofsstühle in Passau, Erfurt, Köln und Freiburg steht der Bischofskonferenz ohnedies eine Verjüngungskur ins Haus. Zumal auch der Bischof von Mainz, Karl Lehmann (77), und der Hamburger Erzbischof Werner Thissen (75) kurz vor dem Ruhestand stehen.

«Es braucht einen guten Moderator, der einen offenen Dialog in der Bischofskonferenz ermöglicht», sagt Christian Weisner von der Reformbewegung «Wir sind Kirche». Vor den Bischöfen liegt nicht nur der Scherbenhaufen, den die Causa Tebartz-van Elst hinterlassen hat. Eine Baustelle bleibt die fehlende Transparenz kirchlicher Finanzen. Nach der Vatikan-Umfrage zur Sexualethik, bei der eine Mehrzahl der Katholiken zur Kirchenlehre auf Distanz ging kritisierten, werden zudem Familie, Ehe und Sexualität Thema bleiben.

Und dann ist da noch der Dialogprozess, den die Bischöfe nach den Enthüllungen des Missbrauchsskandals angestoßen hatten, um Vertrauen zurückzugewinnen. Mehrere Treffen hat es seither gegeben, nachhaltige Spuren haben diese Gespräche allerdings bislang nicht hinterlassen. Bis 2015 sollen die Gespräche zwischen Bischöfen und Laien noch gehen: «Da muss geliefert werden,» sagt Weisner.


Zuletzt geändert am 19­.03.2014