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Veröffentlicht am 23­.05.2014

23.5.2014 - tz München

Wir sind Kirche: Strafe für Mitgründerin

Papst exkommuniziert Reformerin

Die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ ist untrennbar mit dem Namen Martha Heizer verbunden. Die heute 67-jährige Religionspädagogin ist Mitinitiatorin des österreichischen Kirchenvolksbegehrens im Jahr 1995, in der die Erneuerung der Kirche durch Reformen gefordert wurde. Aus dem Volksbegehren ging die Organisation „Wir sind Kirche“ hervor. Zuletzt war Heizer Vorsitzende der Reformer in Österreich und deren prägende Figur. Am Mittwoch wurden sie und ihr Ehemann Gert nun durch die Glaubenskongregation im Vatikan exkommuniziert.

Der Grund: simulierte Eucharistiefeiern, die mit anderen Katholiken ohne Priester in ihrem Haus in Absam in Tirol gefeiert wurden. Durch die höchste Kirchenstrafe ist das Ehepaar von den kirchlichen Sakramenten wie Kommunion oder Beichte ausgeschlossen.

Das Ehepaar weist allerdings das Dekret in einer Stellungnahme zurück: „Durch den ,Versuch, unerlaubt Eucharistie zu feiern‘ fallen wir unter die ,drei schweren Vergehen‘, die sofort dem Vatikan gemeldet werden müssen. Dazu gehören auch die Verletzung des Beichtgeheimnisses und der sexuelle Missbrauch. Es entsetzt uns ungemein, dass wir uns in der gleichen Kategorie wie priesterliche Missbrauchstäter wiederfinden. Besonders erbittert es uns, dass wir von keinem einzigen Missbrauchstäter wissen, der exkommuniziert worden wäre.“

Nach Bekanntwerden der Feiern im Jahr 2011 war der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer eingeschritten, in Rom wurde eine Untersuchung eingeleitet, deren Urteil wurde am Mittwochabend dem Paar überstellt. Christian Weisner aus Dachau, Vorsitzender von „Wir sind Kirche“ in Deutschland dazu: „Die Entscheidung ist zwar im Namen des Papstes verkündet worden, aber ich kann mir nicht vorstellen, Bidass sie in seinem Sinne ist. Franziskusmuss aufpassen, dass die Kirchenbürokratie nicht in seinem Namen Entscheidungen trifft, die seiner Vision von Kirche und dem Evangelium widersprechen.“ Weisner rechnet mit „großer Solidarisierung“ für das Ehepaar Heizer. MC

Zuletzt geändert am 25­.05.2014