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Veröffentlicht am 26­.05.2014

26.5.2013 - KNA

Der Regensburger Katholikentag steht im Zeichen zweier Päpste

Von Christoph Renzikowski (KNA)

Regensburg (KNA) Jede Menge Superlative erwarten die Besucher des Regensburger Katholiken-tags, der am Mittwoch beginnt: Deutschlands einzige gotische Großstadt, der Welt ältester Knaben-chor und die erste Imbissbude des christlichen Abendlands.

Die Steinerne Brücke galt einmal als Weltwunder. Sie schlägt den Bogen zum Katholikentags-Motto "Mit Christus Brücken bauen". Das Meisterwerk mittelalterlicher Baukunst ist derzeit in Teilen einge-rüstet. Der Zustand ähnelt dem der Kirche: von Touristen bestaunt, nur noch beschränkt verkehrs-tauglich und dringend sanierungsbedürftig.

Die Gäste erwarten während der fünf Brückentage mehr als 1.000 Veranstaltungen, von Open Air-Gottesdiensten über literarische Lesungen auf einem Ausflugsschiff bis zur Uraufführung einer Glo-ckenkomposition von den städtischen Kirchtürmen. Der Wetterbericht sagt bei frühlingshaften Tem-peraturen einen Mix aus Sonne, Wolken und Schauern vorher. Dennoch sollten die vier Flüsse Do-nau, Regen, Naab und Schwarze Laaber in ihren Betten bleiben. Ein Hochwasser wie vor genau einem Jahr würde das Christentreffen vor gewaltige Probleme stellen. Zwei Päpste prägen das Programm des 99. Deutschen Katholikentags: Der Emeritus beschloss 1977 in Regensburg seine Karriere als Dogmatikprofessor, sein drei Jahre älterer Bruder Georg Ratzinger lebt noch dort. Mehrere Podien werden die Impulse von Bendikt XVI. aufgreifen, etwa seine Bundes-tagsrede von 2011, in der er über die "Ökologie des Menschen" sprach. Stark präsent sein wird aber auch sein Nachfolger Franziskus mit dem Projekt einer "armen Kirche für die Armen", für manche nichts anderes als die Fortführung von Benedikts Entweltlichungs-Appell.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, lobt Franziskus als "Pionier angstfreier Kommunikation". Der Katholikentag werde dann ein Erfolg sein, wenn er nicht nur ein geistliches Ereignis werde, sondern auch ein "Forum des offenen und kultivierten Ge-sprächs". Gastgeber-Bischof Rudolf Voderholzer wünscht sich, dass von Regensburg das klare Sig-nal ausgeht: "Katholiken sind Lobbyisten des Lebens - unter allen Umständen."

Manch heißes Eisen wird traktiert werden, sei es die von Franziskus selbst forcierte Debatte um Fa-milie und Sexualmoral oder das Engagement des von Katholiken gegründeten, aber kirchlich nicht anerkannten Schwangerenberatungsvereins "Donum Vitae". Um dessen Mitwirkung hatten das ZdK und das Bistum Regensburg lange gerungen. Im und neben dem offiziellen Programm sind Reformgruppen wie "Wir sind Kirche" aktiv. Nur heißt ihr Veranstaltungsreigen diesmal nicht mehr "Ka-tholikentag von unten", sondern "Katholikentag plus".

In den Diskussionen mischt auch die Politprominenz mit. Bundespräsident Joachim Gauck erörtert mit Alois Glück, wie viel Religion die säkulare Gesellschaft verträgt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist zu einer Debatte über Europas Rolle in der Welt geladen. SPD-Chef Sigmar Gabriel spricht mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, dem Münchner Kardinal Reinhard Marx, über Managergehälter und Mindestlöhne.

Die Regensburger Gläubigen werden kräftige regionale Akzente setzen. So gibt es erstmals während eines Katholikentags eine Wallfahrt, und zwar an die bayerisch-tschechische Grenze. Deutsche und böhmische Katholiken wollen gemeinsam an den Fall des Eisernen Vorhangs vor 25 Jahren erin-nern. Als Sohn einer vertriebenen Sudetendeutschen ist Bischof Voderholzer die Aussöhnung mit Tschechien auch ein persönliches Anliegen.

Beim "Abend der Begegnung" werden zum Auftakt oberpfälzische Spezialitäten serviert, darunter ein Katholikentagsbier mit 5,6 Prozent Alkohol. "Süffig" schmeckt's, lautet das Urteil des Bischofs. Er durfte schon vorher kosten.

Zuletzt geändert am 26­.05.2014