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Veröffentlicht am 23­.06.2014

23.6.2014 - Frankfurter Neue Presse/Wetzlarer Tageblatt

Ringen um richtigen Weg

KIRCHE Bistum Limburg ist nun schon drei Monate ohne Bischof

Limburg (lhe). Seit Ende März ist der Bischofsstuhl von Limburg unbesetzt. Das Bistum müht sich seitdem um Alltag und Aufarbeitung. Was hat sich bereits verändert? Die Feiertage sind vorüber, und auch das Bistum Limburg zelebrierte die christlichen Feste der vergangenen Wochen so gut es eben geht ohne einen Bischof. Vor rund drei Monaten, am 26. März, endete für Franz-Peter Tebartz-van Elst seine Zeit als katholischer Oberhirte auf dem Limburger Domberg. Papst Franziskus berief ihn nach dem Streit um dessen Führungsstil und den ausgeuferten Kosten für den neuen Bischofssitz ab. Zuvor hatte er ihn bereits beurlaubt. Wo steht das Bistum heute?

Haben sich die Limburger von dem „Fall Tebartz“ erholt?

Sie arbeiten daran. Im Mittelpunkt steht weiterhin, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. „Es geht um ein Ringen und Abwägen, was ist jetzt das Richtige für unser Bistum“, sagt Ingeborg Schillai, die Präsidentin der Diözesanversammlung. Es gebe viele Gespräche. Die Bewältigung des Skandals braucht Zeit, darin sind sich Laienvertreter und Bistumsleitung einig. Noch lange sei nicht alles im Konsens, hatte Weihbischof Manfred Grothe vor einigen Wochen gesagt. Er leitet nun als Apostolischer Administrator die Diözese. Vielen geht die Aufarbeitung aber nicht schnell genug, und einige fühlen sich unzureichend beteiligt, etwa die kritische Laien-Initiative „Wir sind Kirche“.

Was hat sich in den vergangenen Wochen verändert?

Erste Schritte hat es gegeben. Vor wenigen Tagen etwa übte das Domkapitel Selbstkritik und räumte Fehler im Umgang mit Tebartz-van Elst und beim Bau der neuen Bischofsresidenz ein. Die Bistumsleitung hatte außerdem bereits neue Strukturen im stark umstrittenen Verwaltungssystem der Diözese angekündigt. Die Abläufe sollen wieder stärker ans Ordinariat angebunden werden. „Wir müssen ja das Bistum nicht neu erfinden, sondern die Strukturen, die es gibt, wieder heilen“, sagte Wolfgang Rösch, der Stellvertreter von Weihbischof Grothe, in einem Interview. Für die Gläubigen und die Öffentlichkeit war es daneben ein wichtiges Zeichen, dass der Privatgarten des früheren Bischofs zu bestimmten Zeiten für Besucher zugänglich ist. Tebartz-van Elst hatte den „Mariengarten“ für fast 790 000 Euro umgestalten und pflegen lassen.

Was wird aus Tebartz-van Elst?

Das ist noch immer unbekannt. Fest steht nur: Er wird im September aus Limburg wegziehen. Dass der frühere Bischof noch immer in der Residenz wohnt, ist vielen ein Dorn im Auge. Auch Grothe hält das für „keine gute Situation“, weder für Tebartz-van Elst, noch für das Bistum. Daher war die Erleichterung in der Diözese groß, als vor fast zwei Wochen bekanntwurde, dass der Geistliche in Regensburg eine Wohnung mieten will, solange, bis er eine neue Aufgabe übernimmt. „Eine dem emeritierten Bischof zustehende Dienstwohnung nimmt Tebartz-van Elst damit künftig nicht mehr in Anspruch“, hieß es in Limburg.

Müsste nicht langsam ein neuer Bischof kommen?

Nur der Papst, weiß, wann es soweit ist. Eine zeitliche Obergrenze für eine Sedisvakanz – also die Zeit in einem Bistum ohne Bischof – gibt es laut dem Freiburger Kirchenrechtler Georg Bier nicht. Aber Vorschriften, aus denen man ableiten könne, dass der Gesetzgeber davon ausgehe, eine Sedisvakanz könne „normalerweise“ bis zu einem Jahr andauern. Erst danach sollen für bestimmte Fragen Sonderregelungen greifen. In Deutschland sei es nicht ungewöhnlich, dass ein Bischofsstuhl für diese Zeitspanne leer bleibe. „In Freiburg hat es jetzt acht Monate gedauert, das ist für deutsche Diözesen relativ schnell. Länger als ein Jahr geht es aber auch nur selten“, erklärt Bier. Erfurt allerdings wartet inzwischen schon seit 20 Monaten auf einen Bischof.

http://www.fnp.de/rhein-main/limburgerbischof/Ringen-um-den-richtigen-Weg-Limburg-ohne-Bischof;art25268,906013

Zuletzt geändert am 23­.06.2014