Veröffentlicht am 12.09.2014
12.9.2014 - Frankenpost
Wirbel um Kirchensteuer führt zu neuer Austrittswelle
4700 Menschen haben im Bistum Bamberg der Kirche den Rücken gekehrt. Eine Sprecherin von "Wir sind Kirche" fordert die komplette Abschaffung der Abgabe.
Von Beate Franz
Berlin/Oberfranken - Die Zahl der Austritte aus der katholischen Kirche hat sich im vergangenen Jahr deutschlandweit auf fast 180 000 erhöht. Allein das Bistum Bamberg verzeichnete 4700 Austritte. Das waren 52,6 Prozent mehr als im Vorjahr 2012. Rein rechnerisch seien das allerdings nur 0,7 Prozent der insgesamt 703 600 Katholiken im Bistum Bamberg, betonte der Religionswissenschaftler Professor Christoph Bochinger von der Universität Bayreuth im Gespräch mit unserer Zeitung.
Für das laufende Jahr erwarten Experten eine erneute Steigerung bei den Kirchenaustritten. Hintergrund ist unter anderem die Änderung bei der Erhebung der Kirchensteuer auf Kapitalerträge, die im Januar 2015 in Kraft tritt. Die Kirchensteuer auf Kapitalerträge wird dann nicht mehr mit der Steuererklärung fällig, sondern direkt von den Banken abgezogen. Entsprechende Informationen der Banken hatten zu Verunsicherung unter den Kirchenmitgliedern geführt. Auch in mehreren evangelischen Landeskirchen hat dies bislang zu stark erhöhten Kirchenaustrittszahlen geführt.
"Die Gründe, die für die Austritte angegeben werden, sind wohl eher Anlass als wirklich die Ursache", erklärte Christoph Bochinger. "Ich denke, dass die, die aus steuerlichen Gründen austreten, auch vorher schon relativ weit weg von ihrer Kirche waren." Schließlich zahle keiner wegen der Änderung bei der Erhebung der Kirchensteuer "mehr Steuern, als er vorher schon hätte bezahlen müssen", ergänzte der Religionswissenschaftler. Auch die Kirchen bekämen nicht mehr, als ihnen vorher schon zugestanden habe.
In Bayern sind nach Angaben des Landeskirchenamts in München 20 063 Personen aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Wie eine Sprecherin auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte, liegen für das Jahr 2014 noch keine aktuellen Zahlen vor.
Die Sprecherin der katholischen Kirchenreformbewegung "Wir sind Kirche", Sigrid Grabmeier, hat ihrer Kirche vorgeworfen, die Zahl der rasant steigenden Kirchenaustritte selbst verschuldet zu haben. Sie habe die Gläubigen im Vorfeld nicht über die automatische Erhebung der Kirchensteuer auf die Kapitalertragsteuern informiert, sagte Grabmeier der Berliner Zeitung . Sie sprach sich für eine Abschaffung der Kirchensteuer aus.
http://www.frankenpost.de/regional/oberfranken/laenderspiegel/Wirbel-um-Kirchensteuer-fuehrt-zu-neuer-Austrittswelle;art2388,3579998
Von Beate Franz
Berlin/Oberfranken - Die Zahl der Austritte aus der katholischen Kirche hat sich im vergangenen Jahr deutschlandweit auf fast 180 000 erhöht. Allein das Bistum Bamberg verzeichnete 4700 Austritte. Das waren 52,6 Prozent mehr als im Vorjahr 2012. Rein rechnerisch seien das allerdings nur 0,7 Prozent der insgesamt 703 600 Katholiken im Bistum Bamberg, betonte der Religionswissenschaftler Professor Christoph Bochinger von der Universität Bayreuth im Gespräch mit unserer Zeitung.
Für das laufende Jahr erwarten Experten eine erneute Steigerung bei den Kirchenaustritten. Hintergrund ist unter anderem die Änderung bei der Erhebung der Kirchensteuer auf Kapitalerträge, die im Januar 2015 in Kraft tritt. Die Kirchensteuer auf Kapitalerträge wird dann nicht mehr mit der Steuererklärung fällig, sondern direkt von den Banken abgezogen. Entsprechende Informationen der Banken hatten zu Verunsicherung unter den Kirchenmitgliedern geführt. Auch in mehreren evangelischen Landeskirchen hat dies bislang zu stark erhöhten Kirchenaustrittszahlen geführt.
"Die Gründe, die für die Austritte angegeben werden, sind wohl eher Anlass als wirklich die Ursache", erklärte Christoph Bochinger. "Ich denke, dass die, die aus steuerlichen Gründen austreten, auch vorher schon relativ weit weg von ihrer Kirche waren." Schließlich zahle keiner wegen der Änderung bei der Erhebung der Kirchensteuer "mehr Steuern, als er vorher schon hätte bezahlen müssen", ergänzte der Religionswissenschaftler. Auch die Kirchen bekämen nicht mehr, als ihnen vorher schon zugestanden habe.
In Bayern sind nach Angaben des Landeskirchenamts in München 20 063 Personen aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Wie eine Sprecherin auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte, liegen für das Jahr 2014 noch keine aktuellen Zahlen vor.
Die Sprecherin der katholischen Kirchenreformbewegung "Wir sind Kirche", Sigrid Grabmeier, hat ihrer Kirche vorgeworfen, die Zahl der rasant steigenden Kirchenaustritte selbst verschuldet zu haben. Sie habe die Gläubigen im Vorfeld nicht über die automatische Erhebung der Kirchensteuer auf die Kapitalertragsteuern informiert, sagte Grabmeier der Berliner Zeitung . Sie sprach sich für eine Abschaffung der Kirchensteuer aus.
http://www.frankenpost.de/regional/oberfranken/laenderspiegel/Wirbel-um-Kirchensteuer-fuehrt-zu-neuer-Austrittswelle;art2388,3579998
Zuletzt geändert am 14.09.2014