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Veröffentlicht am 05­.10.2014

5.10.2014 - europeonline-magazine.eu

Wie arbeitet eigentlich eine Bischofssynode? Europa

Es sind heikle Themen für die katholische Kirche, die fast 200 Bischöfe in den kommenden zwei Wochen im Vatikan diskutieren. Der Ablauf ist streng geregelt.

Rom (dpa) - Papst Franziskus hat am Sonntag die mit Spannung erwartete Familiensynode eröffnet. Am Montag starten die Beratungen der Bischöfe. Nachfolgend die wichtigsten Fragen und Antworten:

Worum geht es bei der Synode?

Scheidung, Abtreibung und Homo-Ehe sind nur einige der Themen, die bei den zweiwöchigen Beratungen der Synode eine Rolle spielen werden. Die katholische Kirche will sich neuen Lebenswirklichkeiten bei Ehe, Familie und Sexualität stellen. Ein zugrunde liegendes Arbeitsdokument für die Bischöfe hat festgestellt, dass zwischen der Realität vieler Menschen und der kirchlichen Lehre eine Kluft besteht.

Wie drückt sich diese Kluft zum Beispiel aus?

Viele Gläubige verstünden beispielsweise nicht, warum Menschen, die nach einer Scheidung wieder geheiratet haben, die Kommunion verweigert werde. Ähnlich schwierig sei es mit der Haltung der Kirche bei der Verhütung oder im Umgang mit Homosexuellen.

Wer nimmt an den Beratungen teil?

Insgesamt gehören der Versammlung 191 «Padri sinodali» («Synodenväter») aus aller Welt an. Mehrheitlich sind es die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen, darüber hinaus gehören der Synoda aber auch Kurienvertreter und vom Papst ernannte Mitglieder an. Eine Besonderheit ist, dass auch Experten als Laien beratend teilnehmen - auch ein Ehepaar.

Wie muss man sich den Sitzungsalltag vorstellen?

Insgesamt zwei Wochen lang tagt die Synode. Der Papst leitet das Treffen selbst oder bestimmt einen Delegierten. Nach der Eröffnung durch Franziskus bei einer Messe am Sonntag beginnt die eigentliche Sitzungsarbeit am Montag. Der Tagesablauf der Synodenteilnehmer ist genau durchgeplant. Nach dem morgendlichen Gebet versammeln sie sich und beraten in der ersten Woche im Plenum über das zuvor erstellte Arbeitspapier. In der zweiten Wochen kommen die Teilnehmer dann in Kleingruppen zusammen.

Kann die Öffentlichkeit den Diskussionen folgen - etwa im Internet?

Nein, den eigentlichen Beratungen nicht. Es wird aber täglich eine Pressekonferenz im Vatikan geben, an der auch Bischöfe teilnehmen sollen. Außerdem will das Presseamt des Heiligen Stuhls jeden Tag eine Zusammenfassung der Beratungen veröffentlichen. Anders als bei früheren Synoden sollen aber die Beiträge der Teilnehmer nicht veröffentlicht werden. Wer die Synode verfolgen will, kann dies auch über Twitter tun - am besten unter dem Hashtag (Stichwort) #Synod14.

Welche Beschlüsse sind zu erwarten?

Von der Synode selbst werden keine definitiven Beschlüsse erwartet. Vielmehr soll sie eine weitere Synode zum Thema im kommenden Jahr vorbereiten. Dem Papst soll am Ende ein Abschlussdokument übergeben werden. Ob dies veröffentlicht wird, entscheidet dann Franziskus. Außerdem soll zum Abschluss eine «Botschaft an das Volk Gottes» veröffentlicht werden. Im Oktober 2015 sollen dann auch Beschlüsse getroffen werden. Allerdings waren im Vorfeld bereits unterschiedliche Auffassungen von konservativen und liberaleren Kirchenoberen deutlich geworden.

Was sagen die Kritiker? Die Laienbewegung «Wir sind Kirche», setzt große Hoffnungen in die Synode, kritisiert aber, dass Reformgruppen bis jetzt nicht zur Synode eingeladen worden seien. So gehörten der Versammlung in der überwiegenden Zahl Kardinäle und Bischöfe an, die noch von den beiden Vorgängern Franziskus‘ ernannt worden seien. Außerdem gehörten die beteiligten Experten und Laien traditionellen kirchlichen Gruppen an.

http://www.europeonline-magazine.eu/wie-arbeitet-eigentlich-eine-bischofssynode_358159.html

Zuletzt geändert am 06­.10.2014