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Veröffentlicht am 19­.10.2014

19.10.2014 - bild.de

Papst trifft Papst

Bischofssynode endet mit Seeligsprechung

Benedikt XVI. und Franzsikus feiern mit tausenden Gläubigen


Zum Abschluss der katholischen Familiensynode wurde am Sonntag auf dem Petersplatz in Rom eine Messe zur Seligsprechung von Papst Paul VI. begangen.

Bei strahlendem Herbsthimmel sprach Franzsikus vor tausenden Gläubigen vor dem Petersdom in Rom die lateinische Formel und verkündete den 26. September zum Namenstag des früheren Kirchenoberhauptes.

Auch sein Vorgänger der deutsche Papst Benedikt XVI. war zu der Zeremonie gekommen. Neben ihm auch zahlreiche Kardinäle und andere Würdenträger.

Der 87-jährige emeritierte Papst, Joseph Ratzinger, wurde von seinem Privatsekretär Georg Gänswein begleitet und zu Beginn der Messe von Franziskus persönlich begrüßt. Der 2013 zurückgetretene Papst war seinerzeit von Paul VI. zum Kardinal ernannt worden.

Paul VI. wurde 1897 in Italien unter dem Namen Giovanni Battista Montini geboren. Er war von 1963 bis zu seinem Tod 1978 Oberhaupt der katholischen Kirche. Als Papst führte er das von seinem Vorgänger Johannes XXIII. eröffnete Zweite Vatikanische Konzil zu Ende. Der „Steuermann des Konzils” habe der Kirche als großer Papst und mutiger Christ gedient, betonte Franziskus. „Während sich eine säkularisierte und feindliche Gesellschaft abzeichnete, hat er es verstanden, weitblickend und weise - und manchmal einsam - das Schiff Petri zu steuern.”

Mit der 1968 veröffentlichten Enzyklika „Humanae Vitae” reagierte der Pontifex auf die Anti-Baby-Pille und verbot jegliche Form von künstlicher Geburtenkontrolle.

Als Voraussetzung für die Seligsprechung des Papstes, der 1970 ein Attentat auf dem Flughafen von Manila überlebte, erkannte die zuständige Kongregation die Heilung eines ungeborenen Kindes von einer eigentlich unheilbaren Krankheit als Wunder an.

Selige und Heilige werden in der katholischen Kirche als Vorbilder christlichen Lebens verehrt. Mit der Messe geht die zweiwöchige Familiensynode offiziell zu Ende.

Vatikansprecher Federico Lombardi sagte am Samstagabend, die Versammlung der Bischöfe und Kardinäle aus aller Welt habe eine „ausgeglichene” Abschlusserklärung verabschiedet.

Offenbar gab es Zugeständnisse an die besonders konservativen Geistlichen.

Es war erwartet worden, dass die Kirche eine neue Haltung gegenüber Homosexuellen und wiederverheirateten Eheleuten einnehmen könnte. Doch diese Erwartung erfüllte sich nicht. So wird in der Erklärung („relatio synodi”) auch nicht an der Doktrin gerüttelt, dass eine Ehe aus katholischer Sicht nur zwischen Mann und Frau möglich ist.

Papst Franziskus hatte im Vorfeld zu einem „barmherzigeren” Umgang der Kirche mit ledigen Müttern, wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen aufgerufen.

In einem Zwischenbericht hatte sich am Montag zunächst eine neue Haltung gegenüber Homosexuellen angedeutet, was jedoch Empörung bei Konservativen auslöste. Beobachtern zufolge könnten die frühen Berichte sich als nachteilig für die liberalen Geistlichen ausgewirkt haben, die den konservativeren Zugeständnisse abringen wollten.

Verschiedene Geistliche machten ebenfalls die große Medienbeachtung der Synode für Spannungen verantwortlich.

Obwohl keine Einigung bei den strittigen Themen erzielt wurde, betonte der Vatikan, diese stünden nach wie vor auf der Agenda. Papst Franziskus erklärte kurz vor Ende der Synode, er sei zuversichtlich, dass im kommenden Jahr „konkrete Lösungen” bei den umstrittenen Punkten gefunden werden könnten.

Der Synode sollen nun ein Jahr lang Beratungen folgen, bevor im Oktober 2015 eine zweite, größere Synode abgehalten werden soll. Die Ergebnisse sollen dann dem Papst vorgelegt werden, der das letzte Wort hinsichtlich der Ausrichtung der Kirche hat.

Adolfo Nicolas, der Generalobere der Jesuiten, denen auch Papst Franziskus angehört, sagte der Nachrichtenagentur I.Media, möglicherweise gebe es in einem Jahr eine „Revolution”.

Die internationale Bewegung „Wir sind Kirche“ begrüßte den angestoßenen „Dialogprozess” und forderte, diesen Weg bis zur Synode im Oktober 2015 konsequent weiterzugehen. Dies müsse aber unter Beteiligung des Kirchenvolkes geschehen. Die Bewegung zeigte sich zuversichtlich, dass der Prozess letztlich „zu einer Rücknahme falscher oder überholter Doktrinen und zu einer Weiterentwicklung der Lehre” führe.

http://www.bild.de/politik/ausland/jorge-mario-bergoglio-papst-franziskus/benedikt-trifft-franziskus-38209714.bild.html

Zuletzt geändert am 19­.10.2014