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Veröffentlicht am 23­.02.2015

23.2.2015 - NDR.de

Bischöfe beraten in Hildesheim über Reformen

Das Oberhaupt der katholischen Kirche, Papst Franziskus, ist bei den Menschen beliebt. Für die Institution Kirche selbst sieht das allerdings anders aus: 2014 könnte die Zahl der Austritte aus der Glaubensgemeinschaft noch höher ausfallen als nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals im Jahr 2010. Anlass ist ein neues Einzugsverfahren für die Kirchensteuer, doch die eigentlichen Gründe sitzen tiefer. Bei ihrer Frühjahrstagung in Hildesheim wollen die 27 deutschen Bischöfe deshalb von heute bis Donnerstag gemeinsam über Reformen beraten - besonders in puncto Homosexualität und zweite Eheschließung.

Bischöfe erarbeiten gemeinsames Papier für Vatikan Bereits im Herbst hatte es zu den Themen im Vatikan eine außerordentliche Synode mit rund 200 Bischöfen und Kardinälen gegeben. Konkrete Ergebnisse hatte sie nicht gebracht, jedoch hatte Papst Franziskus zu offenen Diskussionen angeregt. In Hildesheim sollen die deutschen Bischöfe nun ihre gemeinsame Position ausarbeiten. Das Papier muss bis Mitte April beim Vatikan eingereicht werden, wo im Herbst die Gespräche weitergehen.

Der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Münchener Kardinal Reinhard Marx, hat zwischenzeitlich bereits ein Zugehen der Kirche auf Homosexuelle signalisiert. Und auch für wiederverheiratete Geschiedene veröffentlichte die Konferenz im Dezember einen Reformvorschlag, der - vereinfacht gesagt - zumindest betrogenen Ehepartnern die Teilnahme an der Kommunion ermöglichen soll. Für die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" aber verläuft die Reformsuche dennoch viel zu zögerlich.

Wiederverheiratung: Praxis in Hildesheim als Vorbild?

Eine Lösung für die Diskussionen könnte für die Bischöfe in Hildesheim möglicherweise näher liegen als allgemein bekannt. Seit mehr als 25 Jahren praktiziert das Bistum selbst eine eigene Linie. Demnach können in Einzelfällen geschiedene Wiederverheiratete nach einem seelsorgerlichen Gespräch den Gottesdienst ohne Einschränkungen mitfeiern.

Die katholische Kirche will auf die Menschen zugehen. Darum luden sechs Bischöfe am Sonntagabend zu sogenannten "Café-Gesprächen" ein. "Wir wollen nicht nur in abgeschlossenen Tagungsräumen unter uns diskutieren", so der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle. Sechs Bischöfe stellten sich den Fragen der Besucher, jeweils zu den Themen, für die sie auch in der Konferenz zuständig sind. So sprach Trelle über Zuwanderung und Asyl. Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode beschäftigte sich mit der Zukunft von Kirche, Glaube und Gemeinde. Ein Thema, das die Menschen offenbar bewegt: Der Andrang war so groß, dass viele Besucher keinen Platz mehr fanden. Deshalb läutete Bode spontan eine zweite Runde ein. Auch zu den anderen Gesprächen kamen viele Menschen. Bischof Heiner Koch vom Bistum Dresden Meißen zog ein positives Resümee und sprach von einem "Stück Synode in neuer Form". Für den Katholikentag 2016 in Leipzig will er diese Form des Dialogs in die Planung mit aufnehmen.

http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Bischoefe-beraten-in-Hildesheim-ueber-Reformen,hildesheim460.html

Zuletzt geändert am 23­.02.2015