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Veröffentlicht am 24­.02.2015

24.2.2015 - KNA

Bischöfe: Kommende Synode hat historische Bedeutung für Kirche

Hildesheim (KNA) Die katholischen Bischöfe haben am Dienstag ihre drei Delegierten für die kommende Weltbischofssynode zu Familienfragen gewählt. Das Treffen im Oktober im Vatikan hat nach Einschätzung des Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode eine historische Bedeutung für die Kirche.

Neben dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, werden auch Bode als Vorsitzender der Pastoralkommission und der Familienbischof, der Dresdner Bischof Heiner Koch, an der Bischofsversammlung in Rom teilnehmen. Das teilte Marx am Dienstag in Hildesheim mit. Als Vertreter wurden der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann, Vorsitzender der Jugendkommission der Bischöfe, und der Münsteraner Weihbischof Wilfried Theising, bestimmt.

Marx betonte, es werde bei der Bischofsversammlung im Vatikan nicht darum gehen, Mehrheitsbeschlüsse zu fassen. "Wir sind kein Parlament", sagte er. Ziel seien "90 Prozent plus x", also eine größtmögliche Einigkeit. Der Münchner Erzbischof appellierte an die Theologen, sich aktiv an einer Debatte um die theologischen Grundlagen von Ehe, Familie und Sexualität zu beteiligen. Es gebe auch weltkirchlich hohe Erwartungen an die deutsche Theologie.

Koch und Bode betonten, die Bischofsversammlung müsse in erster Linie theologische Fragen zu den Themen Familie und Sexualität klären, etwa in der Frage des Scheiterns von Beziehungen und der Bewertung von nichtkirchlich geschlossenen Ehen. Bode sagte, katholische Lehre und Leben dürften nicht isoliert voneinander gesehen werden, sondern müssten sich gegenseitig ergänzen. Eine historisch wichtige Grundfrage der Synode sei es, ob die Realität der Menschen eine Quelle für die Lehre der Kirche sein müsse.

Unterdessen forderte die Kirchenvolksbewegung eine stärkere Einbindung der Laien in die Vorbereitung der Weltbischofssynode. Die Initiative "Wir sind Kirche" hielt den deutschen Bischöfen vor, sie versäumten es, die vom Papst gewollten Beteiligungsprozesse in Deutschland zu organisieren. Die Bistümer hätten lediglich den Fragebogen des Vatikan zu Familienfragen online gestellt, sagte Sprecher Christian Weisner. Es gebe aber weder Hearings noch eine intensive Beteiligung der katholischen Fakultäten. Auf Ebene der Gemeinden gebe es so gut wie keine Aktivitäten.

Sigrid Grabmeier vom Bundesteam "Wir sind Kirche" kritisierte zugleich den vom Vatikan vorgegebenen Fragebogen. Viele der Fragen seien lebensfern. Sie deuteten zudem auf ein veraltetes Familienbild und ein überholtes "mittelalterliches" Bild von Sexualität. So lange die katholische Kirche nicht grundlegend ihre Lehre zur Sexualität verändere, werde sie auch den Menschen nicht näher kommen.


Die Ordentliche Weltbischofssynode zur Familienpastoral findet vom 4. bis 25. Oktober im Vatikan statt. Auf ihr beraten die Kirchenvertreter, wie die katholische Kirche auf die veränderte Lebenswirklichkeit von Familien und Paaren reagieren soll. Es geht hierbei etwa um den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, Patchwork-Familien, gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften sowie Sexualmoral, aber auch um die Weitergabe des Glaubens in einem weitgehend religionslosen Umfeld.

In einer im Dezember veröffentlichten Stellungnahme hatten sich die deutschen Bischöfe für Reformen mit Blick auf den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen ausgesprochen. Eine große Mehrheit unter ihnen plädiert dafür, in begründeten Einzelfällen Katholiken, die in zweiter Ehe leben, wieder zu Eucharistie und Beichte zuzulassen. Um ihre Meinung werden derzeit auch die deutschen Katholiken gefragt. Zur Vorbereitung der Synode hatte der Vatikan im Dezember eine zweite weltweite Umfrage zu Ehe und Familie gestartet. Alle 27 deutschen Diözesen haben den Fragebogen online gestellt.

Zuletzt geändert am 24­.02.2015