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Veröffentlicht am 24­.02.2015

24.2.2015 - Kölner Stadt-Anzeiger

Bischöfe dämpfen Reformerwartungen

Bis Donnerstag diskutieren die deutschen katholischen Bischöfe auf der Frühjahrsvollversammlung in Hildesheim über Fragen von Familie bis Sexualität. Die Erwartungen an die Reformen der Familiensynode haben die Bischöfe jedoch gedämpft.

Von Joachim Frank

Hildesheim. Die deutschen katholischen Bischöfe dämpfen die Erwartungen an die Reformen der kirchlichen Sexualmoral auf der Familiensynode in Rom Mitte Oktober. Die Lage sei „weltweit etwas unüberschaubar“, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, in Hildesheim. Dort findet bis Donnerstag die Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe statt.

Marx, der zu den engsten Beratern von Papst Franziskus gehört, hob die „Einmütigkeit“ möglicher Beschlüsse als Ziel hervor. Allerdings war schon im vorigen Jahr auf einem ersten Treffen in Rom der Dissens in zentralen Streitpunkten deutlich geworden, etwa in der Frage der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion oder des Umgangs mit homosexuellen Partnerschaften. Man müsse abwarten und auf die international höchst unterschiedliche Meinungsbildung Rücksicht nehmen, betonte Marx, der sich persönlich für Reformen stark macht. „Ich möchte auf jeden Fall mithelfen, dass Türen nicht verschlossen werden.“ Marx wurde von den 65 Bischöfen als Delegierter für die Synode gewählt, zusammen mit „Familienbischof“ Heiner Koch (Dresden) und dem für Seelsorge zuständigen Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode. Alle drei gelten als Vertreter eines liberalen Kurses.

„Wir sind Kirche“ warnt vor Fiasko

Die katholische Basis-Initiative „Wir sind Kirche“ warnte unterdessen vor einem Fiasko auf der Synode und warf den Bischöfen „unverzeihliche Schlampigkeit“ bei der Formulierung konkreter Reformschritte vor. „Wir haben ein Bischofsproblem“, sagte „Wir sind Kirche“-Vorstand Christian Weisner. Papst Franziskus sei für sein Programm innerkirchlicher Erneuerung auf tatkräftige Unterstützung angewiesen. „Es liegt aber eine Lähmschicht des mittleren Managements zwischen Kirchenvolk und Kirchenleitung.“ Die Initiative bemängelte den Mangel an Beteiligung der Laien an den Eingaben zur Synode, die bereits Mitte April nach Rom übermittelt werden sollen.

Marx räumte ein, dass der Zeitrahmen sehr eng gesteckt sei, was aber eine Vorgabe „von oben“ – also vom Vatikan – sei. Für einen Erfolg der Synode entscheidend ist nach Marx“ Worten die „theologische Vertiefung“ der strittigen Fragen. Hier richteten sich hohe Erwartungen an die deutsche Theologie. „Wir müssen das Auseinanderfallen von Lehre und Leben verhindern“, betonte Koch. Als Ergebnis einer Umfrage im Kirchenvolk hatten die deutschen Bischöfe dem Papst 2014 mitgeteilt, dass selbst die Katholiken die Sexualmoral ihrer Kirche weithin für weltfremd und lebensfeindlich hielten.

http://www.ksta.de/politik/fruehjahrsvollversammlung-bischoefe-daempfen-reformerwartungen-,15187246,29961582.html

Zuletzt geändert am 24­.02.2015