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Veröffentlicht am 03­.03.2015

3.3.2015 - Süddeutsche Zeitung

Eine wichtige Kurskorrektur

VON JAKOB WETZEL

Das Erzbistum München und Freising will 67 Verwaltungsleiter einstellen, um seine Seelsorger zu entlasten; angesichts der Größe der Erzdiözese klingt das erst einmal nach nicht gerade viel. Zum Vergleich: 1,7 Millionen Katholiken leben hier, verteilt auf 748 Pfarreien, die zum großen Teil in Pfarrverbänden organisiert sind. Es gibt 604 aktive Priester, 309 Pastoralreferenten und 245 Gemeindereferenten. Was sind da schon 67 Verwalter?

Aber diese Zahl ist nicht alles. Die neuen Stellen für Verwalter stehen auch für eine Kurskorrektur – und diese ist ein ermutigendes Signal für all jene, die sich für Reformen in der katholischen Kirche einsetzen: sei es in gewählten Gremien wie dem Diözesanrat oder den Katholikenräten, sei es in Interessengruppen wie „Wir sind Kirche“, der „Gemeindeinitiative“ oder dem „Münchner Kreis“, einem Zusammenschluss von Priestern und Diakonen. Denn dass die Kirchenleitung jetzt Stellen für Verwaltungsleiter ausschreiben will, zeigt, dass sie die Probleme an der Basis durchaus wahr- und ernst nimmt. Sie ist offenbar auch bereit, daraus Konsequenzen zu ziehen. Das geschieht zwar sehr spät, aber immerhin, es geschieht.

Die neuen Stellen zeigen auch, dass es sich langfristig lohnen kann, immer und immer wieder auf Missstände in der Kirche hinzuweisen. Es lohnt sich besonders dann, wenn die Kirchenleitung die Probleme selbst mit hervorgebracht hat – in diesem Fall mit der Vorgabe, dass Pfarreien und Pfarrverbände ausschließlich von Priestern geleitet werden dürfen. Auf Kritik von unten hat die Kirchenleitung in der Vergangenheit nicht immer so reagiert, wie es sich Vertreter der Gläubigen etwa im Diözesanrat gewünscht hätten. Sie wirkte behäbig, unnahbar, zuweilen herrisch. Doch dass jetzt nach Jahren nachgebessert wird, zeigt: Und sie bewegt sich doch!

Zuletzt geändert am 03­.03.2015