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Veröffentlicht am 02­.02.2007

2.2.2007 - Frankfurter Rundschau

Bischof Kamphaus scheidet aus dem Amt

Am heutigen Freitag wird der Limburger Bischof Kamphaus 75 und scheidet aus dem Amt. Der profilierte Geistliche hinterlässt eine große Lücke. Aber nicht nur deshalb wird mit Spannung erwartet, wen der Papst zum Nachfolger kürt. Mehrere Bistümer sind neu zu besetzen, und viele Katholiken rechnen mit einer Richtungsentscheidung.

Frankfurt a. M. Auf der Gästeliste der Geburtstagsfeier für den Limburger Bischof Franz Kamphaus ist ein Mann, der für die deutschen Katholiken noch eine wichtige Rolle spielen wird: der Apostolische Nuntius, Vertreter des Vatikans in Deutschland. Erzbischof Erwin Josef Ender wird die Antwort von Papst Benedikt XVI. auf Kamphaus’ Rücktrittsangebot überbringen. „Da wird es keine Überraschungen geben“, ist sich Bistumssprecher Robert Eberle sicher.

Es ist üblich, dass Bischöfe mit ihrem 75. Geburtstag aus dem Amt scheiden. Es ist auch normal, dass acht bis zwölf Monate vergehen, bis ein Nachfolger bestimmt ist. Darüber wird in einem komplizierten Prozess entschieden, in dem der Nuntius eine Schlüsselposition hat. Er sammelt in den kommenden Wochen Vorschläge für Kandidaten, die ihm das Limburger Domkapitel und die Bischöfe anderer Diözesen zukommen lassen. Das sieht das Preußenkonkordat von 1929 vor, unter das Limburg fällt. Der Nuntius hat die Aufgabe, die Kandidaten zu überprüfen, wozu er auch einen Fragebogen nutzen soll. Sie müssen mindestens 35 Jahre alt, Priester und Deutsche sein; aber auch Charaktereigenschaften, Gesundheit und Positionen etwa zum Zölibat werden beleuchtet. Der Nuntius schickt schließlich eine Dreierliste nach Rom. Dort hat der Papst die Wahl, nach Beratungen der Bischöflichen Kongregation die Namen zu übernehmen, oder aber eine völlig neue Dreierliste zurückzusenden. Im Bistum Limburg wählt dann das Domkapitel den neuen Bischof  – weltkirchlich ein ziemlich einmaliger Vorgang, wie Staatskirchenrechtler Wolfgang Rüfner betont. Bis auf Abweichungen in Österreich oder der Schweiz gilt die freie Papstwahl.

Bischof Kamphaus wird dann Limburg längst verlassen haben und als Seelsorger in der Behinderteneinrichtung Vinzenzstift im Rheingauort Aulhausen ein Leben weiterführen, „wie es ihm voll und ganz entspricht“. So sieht es die Grünen-Politikerin Christa Nickels, die Kamphaus „einen der letzten Aufrechten“ nennt. Als Mitglied der Laienorganisation Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) glaubt sie aber, dass es durchaus Priester mit ähnlicher Substanz gibt. „Die gehen nur nicht unbedingt Klinken putzen und sind in den Leitungsgremien nicht bekannt“, sagt sie. Deshalb sei es sinnvoll, die „normalen Gläubigen“ in die Bischofswahl einzubinden. „Was in den Diözesen abläuft, kriegen doch vor allem die Laien mit.“ Überall binde der Sparkurs die Kleriker immer stärker ein, worunter die Kommunikation mit der Gemeinde leide. „Und dann wird die Kirchenmusik abgeschafft, obwohl das vielleicht durch Gespräche vermieden werden könnte.“

Mehr Kommunikation hätte möglicherweise auch die schlimme Panne kürzlich in Polen verhindern können. Der Papst stoppte die Amtseinführung des Warschauer Erzbischofs Stanislaw Wielgus in letzter Minute, nachdem er zu spät von dessen Spitzelvergangenheit erfahren hatte. Ob sich diese Erfahrung auf die deutschen Ernennungen auswirkt, wird sich zeigen. Das Bistum Görlitz ist seit vergangenem Jahr vakant, Bischof Anton Schlembach von Speyer wird nächste Woche 75, und 2008 rechnet auch München mit einem neuen Kardinal. In seiner Heimat hat Benedikt bislang einen Bischof ernannt: den erst 52-jährigen Benediktinerabt Gregor Maria Hanke in Eichstätt.

„Ein erfreuliches Zeichen“, findet Christian Weisner von der Reformbewegung „Wir sind Kirche“, denn mit Hanke könne man offenbar reden. „Wir brauchen keine Verwaltungsbeamten.“ Die neuen Bischöfe sollten pastoral orientiert sein und den Menschen näher kommen, wünscht er sich. Dass Bischof Franz Kamphaus – sein Einsatz für die Schwangerenkonfliktberatung ist legendär – nah an den Menschen war, wird ihm dieser Tage immer wieder bescheinigt.
Sabine Hamacher

Zuletzt geändert am 01­.02.2007