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Veröffentlicht am 21­.07.2015

21.7.2015 - religion.orf.at

20 Jahre nach dem Kirchenvolksbegehren

Vor 20 Jahren wurde das Kirchenvolks-Begehren in Österreich durchgeführt. Initiiert wurde es von Katholiken in Tirol. Ihre Forderungen nach einer „offenen, zeitgemäßen und geschwisterlichen Kirche“ treffen bei der Amtskirche nach wie vor auf wenig Gegenliebe.

Mit 505.154 Unterschriften war das Kirchenvolks-Begehren im Juni 1995 ein Erfolg. Darin wurden grundlegende Reformen der Katholischen Kirche gefordert. Unter anderem wurde die volle Gleichberechtigung der Frauen in der Kirche gefordert, die Frauen auch den Zugang zum Priesteramt ermöglichen soll. Gefordert wurden weiters eine positive Bewertung der Sexualität, die Mitsprache der Ortskirche bei Bischofsernennungen oder eine freie Wahl zwischen zölibatärer und nicht-zölibatärer Lebensform bei Priestern.

Die Initiative für das Volksbegehren ging vom Innsbrucker Religionspädagogen Thomas Plankensteiner und und der heutigen Vorsitzenden der Plattform „Wir sind Kirche“ Martha Heizer aus.

Plankensteiner kritisiert Zölibat

Plankensteiner sagt, die Kirche predige zurecht, dass die Eucharistiefeier für die lebendige Pfarrgemeinde ein zentrales Anliegen sei. Durch den Pflichtzölibat werde dieses Anliegen aber irgendwie behindert und untergraben. „Wir müssen Lücken füllen und wir schaffen Seelsorgeräume. Darunter leidet die Lebendigkeit unserer Pfarrgemeinden.“ Die Kirche predige zurecht die Gleichwertigkeit aller Menschen, lebe aber die Diskriminierung der Frau, indem sie Menschen nur wegen ihres Geschlechts von Weiheämtern ausschließe, so Plankensteiner weiter, „da passt Botschaft und eigenes Leben nicht zusammen“.

Heizer: Nicht nur mitteleuropäische Probleme

Martha Heizer arbeitet heute als Vorsitzende des Vereins zur Förderung kirchlicher Reformen mit Schwesternorganisationen in 45 Ländern zusammen. Sie sagt: „Überall gibt es Leute, die dasselbe wollen wie wir“. Gerade habe man sich in Japan mit einer Reformgruppe getroffen, die genau die gleichen Anliegen und Probleme habe. Das seien schon weltweite Probleme und nicht nur mitteleuropäische, so Heizer, „auch wenn sie in den verschiedenen Kontinenten unterschiedlich deutlich werden“.

Reformen blieben aus

Für die Initiatoren war der Zuspruch beim Volksbegehren Bestätigung und Auftrag zugleich. Der damalige Bischof Reinhold Stecher leitete die Forderungen zwar nach Rom weiter, die gewünschten Reformen blieben aber bis heute aus. Als Folge blieben viele Mitglieder der Plattform „Wir sind Kirche“ enttäuscht und frustriert zurück.

Martha Heizer und Thomas Plankensteiner werden sich im Verein mit den rund 1.500 Mitgliedern der Plattform „Wir sind Kirche“ weiter für Reformen in der Katholischen Kirche stark machen, weil sie ihre Kirche lieben und ihnen der christliche Glaube ein Herzensanliegen ist, wie sie sagen.

http://tirol.orf.at/news/stories/2722413/

Zuletzt geändert am 25­.07.2015