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Veröffentlicht am 20­.09.2015

20.9.2015 - NDR "Glaubenssachen" (8:40)

Showdown im Vatikan?

Die Familiensynode als Zeit der Entscheidung für Papst Franziskus

Von Joachim Frank

darin Wir sind Kirche zitiert:

. . .

Bodes diplomatische Worte lauten im Klartext: Wenn wir uns auf der Synode nicht gegenseitig zerfetzen, dann ist das schon viel. Echte Erneuerung wird mit den reaktionären Bremsern nicht zu machen sein.

Ähnlich defensiv äußert sich ausgerechnet die sonst so entschieden progressive katholische Basisinitiative „Wir sind Kirche“. Zwar würden von der Synode zu Recht konkrete Ergebnisse erwartet, und „zumindest für die geschiedenen Wiederverheirateten sollte eine zufriedenstellende Lösung gefunden werden". Doch dann heißt es in einem offenen Brief der „Kirchenvolksbewegung“ an die drei deutschen Synodenväter Marx, Koch und Bode weiter:

Zitator:
„Angesichts des Umfangs und der Komplexität der zu bewältigenden Fragen erscheint es fraglich, ob die kommende Bischofssynode überhaupt zu einer biblisch-theologisch befriedigenden Beantwortung der anstehenden Fragen und zu verantwortbaren Beschlüssen kommen kann. Bevor durch vorschnelle Entscheidungen der Weg in die Zukunft verbaut wird, muss ein grundlegender theologischer Diskurs über die an stehenden Themen im Lichte des Evangeliums stattfinden... Deshalb werden sich die Verschiebung mancher Beschlüsse und die Anberaumung einer weiteren Synodenversammlung in zwei oder drei Jahren als notwendig erweisen.“

Sprecher:
Das heißt: Lieber keine Beschlüsse als die falschen. Andererseits dürfe es nicht dazu kommen, warnen die reformorientierten Laien, ...

Zitator:
... „dass die Bischofssynode 2015 mit einem faulen Kompromiss endet, der die entscheidenden Fragen ausklammert und alles beim angeblich „bewährten Alten“ belässt“.

Sprecher:
Ist das aber nicht die Quadratur des Kreises? Beschlüsse, aber keine Festlegungen? Antworten, aber keine faulen Kompromisse? Die Synode könnte tatsächlich diesen scheinbar ungangbaren Weg einschlagen. Wenn es den Teilnehmern gelingt, ihre Ressentiments und wechselseitigen Verdächtigungen dem Bemühen um die Sache unterzuordnen, könnten sie Räume für kulturell und regional differenzierte Lösungen öffnen oder zumindest den Schlüssel ins Türschloss stecken. Die katholische Kirche ist nicht daran zerbrochen, dass es in Europa und Nordamerika verheiratete Diakone gibt, in anderen Gegenden nicht. Da sollte sie es auch aushalten, wenn in deutschen Bistümern schwule Paare gesegnet werden oder Geschiedene die Kommunion erhalten, während es die Bischöfe anderswo anders regeln.
Mehr Pluralität wagen – und weniger Uniformität verlangen. Die Regionen zu stärken, etwa die Eigenverantwortung und die Kompetenzen der nationalen Bischofskonferenzen zu erweitern, das hieße, das katholische Prinzip einer weltumspannenden Gemeinschaft im „einen Glauben“ und unter dem einenden Leitungsamt des Papstes neu zu buchstabieren. Würde die Synode in Rom jetzt damit beginnen, hätte der Papst sein Ziel erreicht, der Geist der Reform wäre aus der Flasche, sein Wunsch ginge in Erfüllung:

Zitator (Papst):
„Die einzige Sache, um die ich den Herrn bitte, ist, dass dieser Wandel, den ich mit meinem großen Opfer für die Kirche fortführe, Bestand habe. Dass er nicht wie ein Licht sei, das von einem Moment auf den anderen erlischt.“

https://www.ndr.de/ndrkultur/sendungen/glaubenssachen/gsmanuskript790.pdf

Zuletzt geändert am 21­.09.2015