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Veröffentlicht am 26­.09.2015

26.9.2015 - Neue Westfälische

Vom Bruder zum Weihbischof

Festakt: An diesem Sonntag wird Dominicus Meier im Dom geweiht. Er ist der erste Ordensvertreter seit 250 Jahren, der im Erzbistum Paderborn diese Würde tragen wird. Die Gläubigen verbinden damit ganz spezielle Hoffnungen

Paderborn. Der künftige Weihbischof Dominicus Meier (56) schreibt schon vor seiner Weihe ein Stück Bistumsgeschichte: Mit ihm wird erstmals seit 250 Jahren wieder ein Benediktiner - und damit ein Ordenbruder - die Bischofswürden im Erzbistum Paderborn haben. Erzbischof Hans-Josef Becker wird die Weihe an diesem Sonntag um 15 Uhr im Paderborner Dom spenden. In Weihbischof Dominicus - so möchte er genannt werden - setzen fachkundige und interessierte Gläubige spezielle Hoffnungen. Vor allem aber wird er an Taten gemessen werden. Alle Ordensgemeinschaften haben und hatten innerhalb der katholischen Kirche Freiraum. Und bis zum 16. Jahrhundert war es in Paderborn durchaus üblich, dass Ordensleute Bischof wurden. Dominikaner, Minoriten, Augustiner Chorherren und Benediktiner, die allein drei residierende Bischöfe und fünf Weihbischöfe stellten: Der bislang letzte war Weihbischof Franz Joseph Graf von Gondola (1752 bis 1764).

Weihbischof Dominicus wird Erzbischof Hans-Josef Becker bei Weihehandlungen wie der Firmung oder der Kirchenweihel unterstützen. Weihbischöfe sind Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz, haben aber keine Leitungsvollmacht über ein Bistum. Im Erzbistum Paderborn ist es üblich, dass der Erzbischof seine Weihbischöfe zu Bischofsvikaren (Vertretern des Bischofs) für besondere Aufgabenfelder ernennt. Weihbischof Matthias König ist Bischofsvikar für Aufgaben der Weltkirche und Weltmission sowie für Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des sogenannten apostolischen Lebens. Weihbischof Hubert Berenbrinker ist Bischofsvikar für die Begleitung der Geistlichen im Ruhestand. Weihbischof Dominicus wird die Aufgabe des Offizials, des kirchlichen Rechtssprechers im Erzbistum ausüben. Diese Tätigkeit hatte der Kirchenjurist vor zwei Jahren bereits von seinem Vorgänger – Weihbischof Manfred Grothe – übernommen.

Für Annika Manegold, Vorsitzende des Diözesankomitees, der obersten Institution der katholischen Laien im Erzbistum, wird es die erste Bischofsweihe sein, an der sie teilnimmt. Die Wahl von Weihbischof Dominicus findet sie wie auch der ganze Vorstand "ziemlich gelungen". Mit ihm komme ein Weihbischof von einem anderen Schlag, sagte Manegold. Im Trio mit den beiden anderen Weihbischöfen Matthias König und Hubert Berenbrinker sei es eine gute Mischung.

Manegold habe Weihbischof Dominicus als Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) für den Diözesanverband Paderborn schon früher einmal bei einer Firmung kennengelernt. Dabei habe sie den Eindruck eines Mannes gewonnen, der auf Menschen zu gehe, sich für Ehrenamtliche interessiere und sich auf die Basis besinne. Ob sich dieser Eindruck manifestiere, werde sich zeigen. "Man muss Leuten die Chance geben, in ihrer neuen Rolle anzukommen", sagte Manegold. Dennoch werde sie die Arbeit "konstruktiv beäugen". Immerhin gehe es darum, dass die Katholiken im Erzbistum auch "gut vertreten sind".

Ohne jegliche Vorschlusslorbeeren startet der neue Weihbischof aus der Sicht Manfred Dümmers, Sprecher der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche", in sein Bischofsamt. "Ich lasse mich nur noch positiv überraschen", sagte er. Dies gelte jedoch für alles und alle in der katholischen Kirche. Auch er habe den Weihbischof Dominicus anlässlich einer Firmung in Bielefeld kennengelernt. Bei diesem Anlass sprach er ihn auf eine mögliche Öffnung der Kirche als Reaktion auf eine sich verändernde Gesellschaft an. "Da wirkte er Reformen gegenüber nicht aufgeschlossener als andere Kirchenvertreter", sagte Dümmer.

http://www.nw.de/lokal/kreis_paderborn/paderborn/paderborn/20580123_Vom-Bruder-zum-Weihbischof.html

Zuletzt geändert am 27­.09.2015