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Veröffentlicht am 17­.02.2016

17.12.2015 - SWR-Landesschau

Leitbild zur Flüchtlingsarbeit beschlossen

Bei der Frühjahrs-Vollversammlung im Kloster Schöntal (Hohenlohekreis) haben die deutschen katholischen Bischöfe am Mittwoch Leitlinien für die Flüchtlingsarbeit beschlossen.

Am Mittwoch ging es im Kloster Schöntal bei der Deutschen Bischofskonferenz um das große Thema der Vollversammlung: Flüchtlinge. Die Teilnehmer beschlossen ein Leitbild zur Flüchtlingsarbeit der Kirche.

Vor einem riesigen Berg an Herausforderungen stehe man, so sagte der Sonderbeauftragte für Flüchtlingsfragen, Hamburgs Erzbischof Stefan Heße. Nun sei tatkräftiges Engagement statt Murren gefragt, bekräftigte auch Kardinal Marx, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Ursachen für Flucht bekämpfen

In dem beschlossenen Leitbild sind konkrete Vorhaben verankert. So solle zum Beispiel verstärkt nach Wohnraum für Flüchtlinge in kirchlichen Einrichtungen gesucht werden. Auch von mehr Integrationsarbeit ist die Rede, etwa in Kindergärten oder Schulen.

Flüchtlinge dürften nicht zurückgeschickt werden in eine Situation der Gewalt und Verfolgung, hatte Kardinal Reinhard Marx zum Auftakt der viertägigen Tagung schon gemahnt. Aufgabe müsse aber auch sein, die Ursachen für Flucht zu bekämpfen, um den Menschen dort eine Zukunft zu geben, wo ihre Kultur und Sprache zu Hause sind.

Konstruktiver Dialog

Zu Gast waren auch der Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Man habe einen konstruktiven Dialog geführt, sagte Herrmann zum Treffen mit den katholischen Bischöfen. Kirche und Staat müssten gemeinsam eine große Kraftanstrengung unternehmen, um die Gesellschaft zusammenzuhalten, eine Spaltung zu vermeiden. Der Innenminister erteilte allen radikalen Seiten eine klare Absage. Man sei dem Schutz der Flüchtlinge verpflichtet. Gleichzeitig dürfe man aber nicht diejenigen an den rechten Rand rücken, die die Flüchtlingszahlen reduzieren wollten.

Mindestens 112 Millionen Euro für Flüchtlingshilfe

Hamburgs Erzbischof Stefan Heße warb in Schöntal für gemeinsame europäische Lösungen. Eine fixe Zahl festzuschreiben, löse das Problem nicht, sagte er. Auch Mauern und Grenzzäune seien keine Lösung. Europa müsse gemeinsam handeln, um die derzeitige Wanderbewegung bewältigen zu können.

Schon am Mittwochmorgen forderte Kardinal Lehmann in einer Predigt in einem Gottesdienst Nächstenliebe. Die Predigt wurde verlesen, der Kardinal selbst nimmt nicht an dem viertägigen Treffen teil, aus gesundheitlichen Gründen.

Flüchtlingsarbeit im Mittelpunkt

Derweil erklärte Kardinal Reinhard Marx, dass die deutschen Bistümer und die katholischen Hilfswerke im Jahr 2015 mindestens 112 Millionen Euro für die Flüchtlingshilfe aufgewendet haben. Im Jahr zuvor seien es noch rund 73 Millionen Euro gewesen.

Auf die Forderung der Reformbewegung "Wir sind Kirche", die katholische Kirche solle noch mehr Gebäude wie Priesterseminare und Klöster für Flüchtlinge öffnen, erwiderte Marx, man solle "nicht die Haare in der Suppe suchen, sondern die ermuntern, die schon etwas tun".

http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/heilbronn/vollversammlung-in-schoental-bischoefe-gegen-fluechtlingsobergrenze/-/id=1562/did=16970792/nid=1562/6ovbuq/

Zuletzt geändert am 18­.02.2016