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Veröffentlicht am 08­.04.2016

8.4.2019 - Nordbayerischer Kurier

Regionaldekan: Papst erleichtert Seelsorge

Von Elmar Schatz

BAYREUTH. Der katholische Bayreuther Regionaldekan Josef Zerndl begrüßt das Papst-Schreiben "Amoris Laetitia" (Die Freude der Liebe) als hilfreich für die Seelsorge. Wurden geschiedene und wiederverheiratete Katholiken in Bayreuth schon bisher zur Kommunion zugelassen?

Zerndl sagt, die Lösung, die der Papst aufzeige, entspreche bereits geübter Praxis. Auch er habe schon Menschen ermutigt, zur Kommunion zu gehen. Bislang sei aber selbst im Einzelfall die Nichtzulassung wiederverheirateter Geschiedener strikt durchgezogen worden. Insofern gebe es nun eine Änderung.

Zur Teilnahme wiederverheirateter Geschiedener an der Kommunion setzt der Papst auf die Gewissensentscheidung und die pastorale Kompetenz der Priester. Geschiedene sind nach einer neuen Heirat eigentlich vom Empfang der Sakramente ausgeschlossen.

Kirchengesetze bleiben in Kraft

Franziskus wirbt für einen neuen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Er eröffnet Katholiken neue Spielräume – lässt aber die kirchengesetzlichen Vorgaben in Kraft. Franziskus verzichtet auf päpstliche Anordnungen - und schreibt vielmehr über Zweisamkeit und Sex.

Franziskus spricht von "gesunder Erotik"

Der Pontifex spricht von „gesunder Erotik“ - und gesteht den Ehepartnern zu, dass diese auch „mit dem Streben nach Vergnügen“ verbunden sei und nicht nur mit dem Wunsch nach Fortpflanzung.

Auf das zweite Streitthema – den Umgang mit Homosexuellen – geht Franziskus so gut wie gar nicht ein. In einem Absatz betont er, jeder Mensch müsse „unabhängig von seiner sexuellen Orientierung, in seiner Würde geachtet und mit Respekt aufgenommen werden“. Eine Gleichstellung mit der Ehe zwischen Mann und Frau lehnt der Papst ab.

Bischöfe: Jetzt jeden einzelnen Fall prüfen

Aus Sicht der Deutschen Bischofskonferenz ergeben sich aus dem Papst-Schreiben weitreichende Konsequenzen: Seelsorger müssten nun „in jedem einzelnen Fall die besondere Lebenssituation“ wiederverheirateter Geschiedener betrachten und könnten dann über eine Zulassung zur Kommunion entscheiden.

„Nur im Blick auf die jeweilige Lebensgeschichte und Realität lässt sich gemeinsam mit den betroffenen Personen klären, ob und wie in ihrer Situation Schuld vorliegt, die einem Empfang der Eucharistie entgegensteht“, teilt die Bischofskonferenz mit.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) sieht eine Chance auf Annäherung zwischen Gläubigen und Kirche.

Bamberger Erzbischof: Papst erweist sich als Realist

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick erklärt: „Der Papst erweist sich auch in ,Amoris Laetitia‘ als Realist.“ Franziskus fordere dazu auf, Ehe und Familie den nötigen Halt zu geben.

Wir sind Kirche sieht Epochenwandel

Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ sieht in dem päpstlichen Schreiben „Amoris Laetitia“ eine neue Weichenstellung für die katholische Kirche. „Das ist wirklich ein Epochenwandel“, sagte der Sprecher von „Wir sind Kirche“, Christian Weisner, der Deutschen Presse-Agentur in München. Weisner: „Man muss nicht mehr nach Rom schauen und warten, was erlaubt und was verboten ist.“ Der Papst zeige damit, dass die Kirche auf die Menschen zugeht und nicht nur Verbotsschilder aufstellt. „Es ist sehr gut, dass in der Frage des Kommunionempfangs die Ampel auf Grün oder zumindest auf Gelb geschaltet wurde“, sagte Weisner.

Nun seien die deutschen Bischöfe gefragt, „damit es in Deutschland der Situation angepasste Regelungen gibt und die Menschen nicht allein auf ihren Ortspfarrer angewiesen sind und sich ihre Kommunion in der Nachbargemeinde erschleichen müssen“.

"Enttäuscht werden die homosexuellen Menschen sein"

Homosexuelle Menschen könnten vom Schreiben des Papstes aber mehr erwartet haben, sagte Weisner. „Am ehesten enttäuscht werden die homosexuellen Menschen sein, weil sie nur in indirekter Weise erwähnt werden und homosexuelle Lebensgemeinschaften leider nicht anerkannt sind.“


Mit dem Lehrschreiben fasst der Papst die Ergebnisse der beiden Bischofstreffen aus den vergangenen Jahren mit seinen eigenen Schlussfolgerungen zusammen. Mit Material von dpa

http://www.nordbayerischer-kurier.de/nachrichten/regionaldekan-papst-erleichtert-seelsorge_465010

Zuletzt geändert am 10­.04.2016