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Veröffentlicht am 25­.05.2016

25.5.2016 - svz.de

Papst, Party, Politik: Der Katholikentag in Leipzig

Zehntausende Christen werden am Mittwoch zum 100. Deutschen Katholikentag in Leipzig erwartet. Bis Sonntag wollen sie unter dem Motto «Seht, da ist der Mensch» gemeinsam diskutieren, beten und feiern. Die Deutsche Presse-Agentur hat die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Glaubenstreffen:

Was ist ein Katholikentag?

Katholikentage haben in Deutschland eine lange Tradition, es gibt sie seit 1848. Seit 1950 finden sie in der Regel alle zwei Jahre in einer anderen Stadt statt - im Wechsel mit den evangelischen Kirchentagen. Die aus der katholischen Laienbewegung entstandene Großveranstaltung dauert fünf Tage, an denen Zehntausende Katholiken und auch Gläubige anderer Religionen zusammenkommen. Sie wird nicht von der Amtskirche organisiert, sondern vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Das ist der höchste repräsentative Zusammenschluss der katholischen Laien in der Kirche in Deutschland.

Was ist das besondere beim Jubiläumstreffen?

Zum 100. Jubiläum haben sich die Veranstalter ausgerechnet eine Stadt ausgesucht, in der kaum es kaum Katholiken gibt. Gerade mal 4,3 Prozent der rund 570 000 Einwohner Leipzigs sind katholisch, hinzu kommen um die 10 Prozent evangelische Christen, rund 80 Prozent sind konfessionslos. Das ZdK spricht von einer ganz bewussten Standortentscheidung und sieht darin einen Testlauf dafür, wie Kirche trotz sinkender Mitgliederzahlen auch künftig in die Gesellschaft hineinwirken kann. Im übrigen sei es «höchste Zeit», dass nach 22 Jahren wieder ein Katholikentag im Osten stattfinde, sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg. 1994 war er in Dresden.

Was ist in Leipzig geplant?

An fünf Tagen gibt es etwa 1000 Veranstaltungen. Einen Schwerpunkt bilden Diskussionsforen zu politischen und gesellschaftlichen Themen unserer Zeit, etwa zur Integration von Flüchtlingen und zum Umgang mit dem Islam, zu Klimaschutz und Atomausstieg, zu nachhaltigem Wirtschaften und Armutsbekämpfung. Dazu haben sich viele Politiker angesagt, etliche Bundesminister kommen nach Leipzig. Bundespräsident Joachim Gauck, der schon bei der Eröffnung des Katholikentags am Mittwoch dabei ist, nimmt tags darauf an einem Podium «In welcher Gesellschaft leben wir» teil. Kritik an den Veranstaltern gab es, weil diese keine AfD-Vertreteter einluden. «Menschen auf ihre nationale Zugehörigkeit zu reduzieren, das ist unchristlich», sagte Sternberg dazu der «Zeit»-Beilage «Christ & Welt» (Mittwoch).

Geht es nur um politische Fragen?

Natürlich nicht. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die internen Debatten, die die katholische Kirche derzeit prägen. Papst Franziskus, der seit 2013 amtiert, hat für ein offeneres Klima in der Kirche gesorgt und bei vielen Gläubigen Hoffnungen auf Reformen geweckt. Daher geht es in Leipzig etwa um das Familienbild der Kirche und ihre Sexualmoral, der selbst viele Christen nicht mehr folgen mögen. Auch der Umgang mit Homosexuellen oder die Frage, wie Frauen in der Kirche mehr Verantwortung übernehmen können, wird diskutiert. Hinzu kommt die Ökumene, also der Dialog mit den anderen christlichen Kirchen. Gut ein Jahr vor dem 500. Reformationsjubiläum geht es vor allem um das Verhältnis zur evangelischen Kirche. Und: Bei Katholikentagen darf natürlich auch das Feiern nicht zu kurz kommen, etwa bei Konzerten oder Straßenfesten.

Und was ist mit den Leipzigern, die keine Christen sind?

Die dürfen gerne mitfeiern. Zudem tragen die Veranstalter dem Umstand, dass der Katholikentag in der Diaspora stattfindet, mit besonderen Veranstaltungen Rechnung. «Selbstverständlich gibt es ganz besondere Programmangebote, die auf die Stadt reagieren», erläuterte Sternberg. «Wir haben einen eigenen Themenbereich "Leben mit und ohne Gott"». Die Veranstaltungen könne man auch ohne Katholikentags-Ticket besuchen. Auch stehen in der Stadt Kirchenbänke, auf denen jeder Interessierte mit Katholiken ins Gespräch kommen könne. Wie schwierig das nichtchristliche Umfeld in Leipzig ist, zeigt die Tatsache, dass es in der Messe-Stadt erstmals nicht gelang, genügend Privatquartiere für Katholikentagsbesucher zu finden. Einige hundert Teilnehmer kommen nun in einem leerstehenden Flüchtlingsheim unter.

Was kostet eigentlich so ein Katholikentag?

In Leipzig sind es rund zehn Millionen Euro. Für kontroverse Diskussionen sorgen vor solchen Kirchen-Veranstaltungen immer wieder die staatlichen Zuschüsse. Sie betragen für den 100. Katholikentag immerhin 4,5 Millionen Euro: Der Freistaat Sachsen steuert 3 Millionen bei, die Stadt Leipzig 1 Million Euro und das Bundesinnenministerium 0,5 Millionen Euro. Weitere Finanziers sind der Verband der Diözesen Deutschlands (1,5 Millionen) und die Diözese Dresden-Meißen (0,6 Millionen), hinzu kommen Eigenmittel etwa aus dem Verkauf von Tickets, Souvenirs oder einer Kollekte.

Programmübersicht

Zeitstrahl durch mehr als 160 Jahre Katholikentagsgeschichte

Basiswissen Katholikentage

Finanzierungsplan 100. Katholikentag Leipzig

Kostenplan 100. Katholikentag Leipzig

Programm "Katholikentag plus" von "Wir sind Kirche" und "Publik Forum"

Internetseite der kritischen Initiative "Wir sind Kirche" zum Katholikentag


Stadt Leipzig zum Katholikentag

Bistum Dresden-Meißen zum Katholikentag

Themenseite von "katholisch.de" zum Katholikentag

Daten und Fakten zum Bistum Dresden-Meißen mit dem Dekanat Leipzig

Zuletzt geändert am 25­.05.2016