22.5.2016 - Neue Kirchenzeitung
Wie war das damals mit Diakoninnen?
Rom (epd/ju). Mit einer Antwort vor 870 Ordensoberinnen hat Papst Franziskus die Diskussion um einen Dia konat der Frau wiederbelebt. Gleichzeitig schlug er konservative Grenzpfähle ein.
Ungeachtet seiner Initiative zur Prüfung eines Diakonats von Frauen lehnt der Papst Weiheämter für Frauen in der Kirche ab. Frauen könnten auch als Laien und Ordensmitglieder stärker an Entscheidungsprozessen beteiligt werden, sagte er Vatikanangaben zufolge in Rom. Weil es nach Franziskus' Äußerungen Spekulationen gegeben hat, veröffentlichte der Vatikan die Äußerungen, die der Papst am Vortag vor Ordensoberinnen gemacht hatte.
Demnach kündigte er die Einsetzung einer kirchenhistorischen Untersuchungskommission an. Die solle klären, welche Aufgaben Diakoninnen in den ersten christlichen Jahrhunderten übernahmen. „Es wird der Kirche guttun, diesen Punkt zu klären", so Franziskus. Schon heute nähmen Frauen in der Kirche Diakonendienste wahr.
Allerdings sagte der Papst auch, er wolle die vatikanische Glaubenskongregation zum Thema befragen, da er selbst sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur auf die Aussagen eines syrischen Theologen und Fachmanns für dieses Thema berufen könne. Nach der Audienz berichteten Ordensfrauen in Radio Vatikan, die Kommission solle auch ausloten, inwiefern Frauen zum Diakonenamt zugelassen werden könnten. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) nannte die offenbar spontane Antwort des Papstes auf die Frage einer Ordensfrau ein „sehr gutes Zeichen". Die Initiative „Wir sind Kirche" begrüßte den Anstoß; die Deutsche Bischofskonferenz wollte die Ankündigung nicht kommentieren, solange sie nicht offiziell beschlossen sei.
Papst: Frauen aufwerten, nicht klerikalisieren
Laut Vatikanmitteilung sagte Franziskus während der Audienz auch, dass Frauen keinesfalls die Predigt bei Eucharistiefeiern halten könnten, da dies Priestern „in persona Christi" vorbehalten sei; das hatte Franziskus bereits früher vertreten: Frauen müssten in der Kirche „aufgewertet, nicht klerikalisiert werden". Das Diakonenamt in der katholischen Kirche gilt als unterste von drei Weihestufen, vor dem Priester- und dem Bischofsamt.
Allerdings hat der ständige Diakonat, den verheiratete Männer ausüben können und den das Zweite Vaticanum wieder eingeführt hat, ein eigenes Profil. Bislang lautet das Argument gegen eine Diakoninnenamt, es gebe nur eine Weihe, wenn auch in drei Stufen. Da könne nicht eine nur Frauen geöffnet werden. Deshalb regen manche eine Segnung für Diakoninnen statt einer Weihe an.
ZdK-Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel lobte die Initiative: der Papst höre auf das, was nottue, wenn er mit Menschen rede. Gehe es doch nicht nur um Gerechtigkeit Frauen gegenüber. Es sei „eine Überlebensfrage für unsere Kirche, ob sie endlich erkennt, dass Frauen vorkommen müssen".
Zuletzt geändert am 06.06.2016