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Veröffentlicht am 18­.02.2007

18.02.2007 - Kipa

Bischöfin kritisiert Ausstrahlung der Ökumene als ungenügend

Ende des letzten Vorbereitungstreffens für EÖV3 in Wittenberg

Wittenberg, 18.2.07 (Kipa) Mit einem feierlichen Gottesdienst in der Wittenberger Schlosskirche ist am Sonntag eine viertägige ökumenische Begegnung von Kirchenvertretern aus mehr als 30 europäischen Ländern zu Ende gegangen.

Dabei äusserte die evangelische Bischöfin von Hannover, Margot Kässmann, deutliche Kritik am Zustand der Ökumene. Es reiche "nicht länger, dass wir uns freundlich begegnen", betonte sie. Die Menschen hätten "Sehnsucht nach einer Kirche, die ihre Vielfalt und Verschiedenheit fröhlich bejaht und doch gemeinsam Zeugnis gibt".

Der Gottesdienst in der Schlosskirche, in der sich die Gräber des Reformators Martin Luthers und des Humanisten Philipp Melanchthon befinden, bildete den Abschluss des letzten Vorbereitungstreffens für die 3. Europäische Ökumenische Versammlung (EÖV3) im September im rumänischen Sibiu (Hermannstadt). Am Ende der Feier luden die Präsidenten des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) und der Konferenz Europäischer Kirchen, Kardinal Peter Erdö und Pfarrer Jean-Arnold de Clermont, nach Sibiu ein.

"Brief an die Christen in Europa"

In einer Abschlusserklärung bewerten die über 150 Vertreter von Kirchen und christlichen Bewegungen das Treffen als Ermutigung. Zugleich zeigen sich die Delegierten dankbar für die Vielfalt ökumenischer Aufbrüche, die den Weg nach Sibiu begleiteten. Dabei verweisen sie auch auf Engagement für Frieden und Menschenwürde.

Konkretere Forderungen, beispielsweise zur sozialen Gerechtigkeit oder zum Klimawandel, sind in dem "Brief an die Christen in Europa" nicht angesprochen.

Ökumene ist noch nicht an der Basis angekommen

Kässmann bemängelte, die 3. Europäische Ökumenische Versammlung, die im Januar 2006 in Rom als Pilgerweg startete und in Sibiu enden soll, sei keine breite Ökumenische Bewegung. So sei es bisher nicht gelungen, "in Europa ein überzeugendes Signal zu setzen, durch das die Menschen erkennen: Die Kirchen sind die entscheidende Stimme für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung".

Vielleicht habe eine Ökumene der Kirchenleitenden noch lange nicht die Herzen der Menschen erreicht. Die Einheit der Kirchen, so die Bischöfin, sei gewiss "nicht billig zu haben".

CCEE-Präsident Erdö sprach von einer guten Stimmung bei den Beratungen. Das ermögliche es, dass weiteres Vertrauen wachse und alle Beteiligten – Katholiken, Protestanten und Orthodoxe – miteinander im Gespräch seien, sagte gegenüber Kipa. Es sei wichtig, in Sibiu die Bereicherung durch die Orthodoxie zu erleben.

Mahnung zur Geduld

Zugleich mahnte der Kardinal Geduld bei ökumenischen Streitfragen an. "Druck und Forderungen" seien nie geeignet, um einen solch schwierigen Prozess wie die Frage der eucharistischen Gemeinschaft voranzubringen.

Bundespräsident Horst Köhler und protestantische Delegierte hatten sich in Wittenberg für mehr ökumenische Einheit ausgesprochen und auch die Frage der Mahlgemeinschaft angesprochen. Die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" begrüsste diesen Vorstoss; der Bundespräsident habe "sehr vielen Christen und Christinnen aus dem Herzen gesprochen".

CCEE-Präsident Erdö betonte, "auch unter uns Katholiken gibt es Sehnsucht nach eucharistischer Gemeinschaft". Aber dazu bedürfe es der vollen kirchlichen Gemeinschaft. "So weit sind wir noch nicht. Das ist ein langer Prozess, der viel Geduld erfordert."

Geistliche Führer an der Wirkungsstätte Luthers

In Wittenberg stand wiederholt die Reformation im Blick. So machten sich die Delegierten auf einen "Gang durch die Reformation". Für den Aussendungsgottesdienst war eigens die Schlosskirche geöffnet worden, in der während des Winterhalbjahres ansonsten keine Gottesdienste stattfinden.

Zu den Teilnehmern der Beratungen gehörten zwei Kardinäle und rund 30 Metropoliten, Erzbischöfe, Bischöfe und Bischöfinnen. Auch der Prior der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé, Frère Alois, war in Wittenberg zu Gast. Das Treffen in Sibiu ist die dritte Europäische Ökumenische Versammlung nach Basel 1989 und Graz 1997.

(kipa/b/mdü)

Zuletzt geändert am 18­.02.2007