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Veröffentlicht am 20­.06.2016

20.6.2016 - Radio Vatikan

D: Erzdiözese München legt erstmals Vermögen offen

Knapp sechs Milliarden Euro: das ist das Gesamtvermögen des Erzbistums München und Freising, das an diesem Montag im Rahmen einer Pressekonferenz offengelegt wurde. Das bedeutet einen Rekordwert unter deutschen Bistümern. Ein großer Teil ihres Vermögens ist dem direkten Zugriff der Erzdiözese allerdings entzogen: im vergangenen Jahr mit knapp 1,3 Milliarden Euro ein Großteil des freien Vermögens der Erzdiözese umgeschichtet und zweckgebunden in drei Stiftungen untergebracht worden; die Stiftungen verfügen nun zusammen über etwa 2 Milliarden Euro Gesamtvermögen. Sie kümmern sich im Wesentlichen um die drei kirchlichen Grundaufträge Seelsorge (St. Korbinian-Stiftung), Wohlfahrtspflege (St. Antonius-Stiftung) sowie um Glaubensweitergabe und Bildung (Bischof-Arbeo-Stiftung). Vier Gründe führt der Generalvikar des Erzbischofs von München und Freising, Peter Beer, für die Stärkung der Stiftungen auf:

„Zum Ersten, um Vermögen auch für die Zukunft nachhaltig sichern, zweitens, um Transparenz zu schaffen, indem wir externe Fachleute in den Stiftungsrat geholt haben. Drittens, damit wir klar zeigen können, was mit dem Geld gemacht wird, also die Zweckbindung für die kirchlichen Grundaufträge und das vierte: eine Stiftung hat Erträge und diese müssen zeitnah für den jeweiligen Zweck eingesetzt werden.“

Man stehe heute am Ende eines langen und schwierigen Prozesses, um die Finanzen der Diözese transparenter zu gestalten, betont der Generalvikar. Der Prozess sei auch noch nicht an seinem Ende angekommen, denn einige Rechtsträger des Erzbistums seien noch nicht in die Aufstellung eingeflossen.

„Die Chance zur Weiterentwicklung haben wir konsequent zu ergreifen versucht. Das zeigt schon der große Aufwand, der in den letzten zweieinhalb Jahren betrieben wurde, um die Finanzverwaltung der Erzdiözese gemäß dem buchhalterischen Prinzip der Doppik auf die Beine zu stellen. So wurden beispielsweise 352 Gebäude, 805 Flurstücke, etwa 6000 Verträge sowie 1500 Kunstobjekte und historische Bücher neu bewertet. Zirka 145 Verwaltungseinheiten und 29 Außenstellen wurden mit bearbeitet.“

Auch die Aufsichtsstrukturen im Bereich der Finanzen der Erzdiözese wurden neu gestaltet. Es wurden dazu neue Gesetze und Satzungen des Erzbistums erlassen. Die Ziele waren dabei laut Generalvikar Beer „eine klare Zuordnung von Entscheidungen, die Beseitigung etwaiger Interessenkonflikte und die Verankerung eines hohen und unabhängigen Expertenwissens in den jeweiligen Gremien“. Vereinfacht ausgedrückt: Wer das Geld ausgibt, darf diese Ausgaben nicht genehmigen.

Christian Weisner von „Wir sind Kirche“ begrüßte den Prozess, der zu einer klareren Offenlegung des Vermögens der Diözese geführt hat.

„Das ist ein richtiger Schritt in die richtige Richtung, die Kirche muss transparent sein, vor allem nach dem Finanzskandal in Limburg, aber mit dem Vorlegen eines umfangreichen Zahlenmaterials ist es noch nicht vorbei. Ich glaube, es besteht nach wie vor Erklärungsbedarf dafür, wer entscheidet, welche Summen für was ausgegeben werden.“


Mit der ermittelten Gesamtsumme ist München-Freising eines der reichsten Bistümer Deutschlands, wenn nicht sogar der Welt. Bislang galten Paderborn mit 4 Milliarden Euro und Köln mit 3,3 Milliarden Euro als die Spitzenreiter unter den deutschen Diözesen, die allgemein als besonders finanzkräftig gelten. Ein Großteil ihrer laufenden Einnahmen erhalten die Bistümer über Kirchensteuern. Im Zug des Finanzskandals um das Bistum Limburg haben Bistümer in Deutschland vermehrt ihre Finanzen offen gelegt. Allerdings haben dies noch nicht alle Bistümer getan, und nicht überall werden dabei die gleichen Prinzipien angewendet.
(muenchner kirchennachrichten 20.06.2016 cs)

http://de.radiovaticana.va/news/2016/06/20/d_erzdi%C3%B6zese_m%C3%BCnchen_und_freising_legt_verm%C3%B6gen_offen/1238597

Zuletzt geändert am 20­.06.2016