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Veröffentlicht am 03­.09.2016

3.9.2016 - Neue Osnabrücker Zeitung

Zu liberal für den Vorsitz? Katholische Laien loben Bode

„Wir sind Kirche“ und ZdK gratulieren

Osnabrück. Zum 25. Weihejubiläum des Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode haben die großen kirchlichen Laienorganisationen dem Geistlichen viel Lob gespendet. Wäre Bode nicht so liberal, hätte er Vorsitzender der Bischofskonferenz werden können, sagte „Wir sind Kirche“-Sprecher Christian Weisner unserer Redaktion.

„2008 und auch 2013 gehörte Bode zu den Kandidaten für das Amt des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz“, sagte Weisner. „Dass er nicht gewählt wurde, zeigt, dass sein pastoraler und dialogorientierter Kurs leider nur von einer Minderheit der deutschen Bischöfe unterstützt wird.“ Umso mehr sei es zu begrüßen, dass Bode immer wieder mit deutlichen Worten mehr Einfluss von Frauen in der katholischen Kirche verlange und sich auch dafür ausspreche, die Rolle der Priester und des Diakonats in der katholischen Kirche neu zu überdenken. „Verantwortung muss nicht an Weihe gebunden sein“, zitierte Weisner den Bischof.

„Enttäuschende Ergebnisse“

Auch an anderer Stelle zeigten die „enttäuschenden Ergebnisse“ von Reformprozessen, „dass sich – anders als Bode – die Mehrheit der deutschen Bischöfe trotz der vielfältigen Impulse und Appelle von Papst Franziskus immer noch eher reformresistent zeigt“.

„Bis in unsere Tage Leid und Unrecht“

Weisner hob hervor, dass Bode einer der wenigen deutschen Bischöfe sei, der über Erfahrung in der Gemeindearbeit verfüge und diese zum Maßstab seines Handelns mache. In seinem Bistum herrsche ein vergleichsweise offenes Klima. Als Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000 in Rom ein „Mea Culpa“ für die Fehlleistungen der Kirche in der Vergangenheit formulierte, sei Bode dem Beispiel gefolgt und habe ein klares Schuldbekenntnis gegenüber der Jugend und in Fragen der Sexualmoral formuliert. Auch Frauen würden „in der Kirche bis in unsere Tage Leid und Unrecht erfahren“, sagte Bode damals. Der „Wir sind Kirche“-Sprecher lobte außerdem den Mut, „nach Bekanntwerden der jahrelang vertuschten sexualisierten Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen als erster katholischer Bischof in Deutschland in einem Bußgottesdienst ein Schuldbekenntnis für Missbrauchsfälle in der Kirche abgelegt zu haben“.


„Keine Frage zu dumm“

Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) äußerte sich positiv über Bode. Vizepräsidentin Karin Kortmann – ehemals Vorsitzende des Bundes der katholischen Jugend – erklärte, Bode habe es als Jugendbischof „mit Bravour“ gemeistert, Brückenbauer zwischen Jugendinteressen und Bischofskonferenz gewesen zu sein. Stets habe er ein offenes Ohr gehabt und Wertschätzung gezeigt für die Arbeit der vielen tausend ehrenamtlichen Helfer in der Jugendarbeit. „Keine Frage war für ihn zu dumm gestellt, keine Forderung wurde von ihm einfach abgewiegelt. Er war in dieser Zeit ein ganz wichtiger Lotse“, sagte Kortmann. „.Einer der so authentisch ist wie er, hat eine Jugendgeneration mitgeprägt und ihr neues Vertrauen in kirchliche Ämter gegeben“, lobte Kortmann.

„Gräben überwunden“

Im ZdK habe sie Bode als Wegbereiter in der Zeit einer schwierigen pastoralen Neuaufstellung erlebt. „Seine Arbeit im Dialogprozess der deutschen Bischöfe hat Gräben überwunden“, sagte Kortmann. „Die gemeinsame Verantwortung von Priestern und Laien, die Stärkung synodaler Gremien, neue Herausforderungen in der Gemeindearbeit, die Stärkung der Dienste für Frauen, all das und noch viel mehr, wäre ohne das theologische Knowhow, die Weitsichtigkeit und das gute Gespür, wie sich der Hirtendienst in einer Moderne neu aufstellen muss, ohne Bischof Bode nicht zustande gekommen“, sagte Kortmann. Gleichwohl suche der Bischof nicht die große Bühne. Ihm komme es auf die Inhalte an.

von Burkhard Ewert

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Zuletzt geändert am 03­.09.2016