Veröffentlicht am 06.04.2006
6. April 2006 - Süddeutsche Zeitung
Vatikan weist Religionslehrer zurecht
Regensburg – Der Vatikan hat den Entzug der Lehrbefugnis für einen Religionslehrer einer Berufsschule durch den Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller für rechtmä-ßig erklärt. Der Lehrer und Regensburger Vorsitzende der Initiative „Wir sind Kirche“, Paul Winkler, sei mit seiner Beschwerde in Rom gescheitert, teilte das Bistum am Mitt-woch mit. Müller hatte Winkler vor einem Jahr die Erlaubnis für den Religionsunterricht, die „Missio canonica“, entzogen. Der Bischof liegt seit Jahren mit „Wir sind Kirche“ im Streit und hält die Forderungen der Kirchenvolksbewegung für nicht vereinbar mit der Lehre der katholischen Amtskirche. Die Diözese hatte von Winkler verlangt, dass er auf eine neue Kandidatur als örtlicher „Wir sind Kirche“-Vorsitzender verzichtet, wenn er seine Lehrerlaubnis behalten wolle.
Die zuständige Kleruskongregation des Vatikans hat Winklers Beschwerde auch deswe-gen zurückgewiesen, weil der Pädagoge sich öffentlich für eine Priesterweihe von Frau-en ausgesprochen hatte. Damit habe er Lehraussagen der Kirche, die als definitiv einzu-stufen seien, in Zweifel gezogen, hieß es im Bistum. Es sei einmalig, dass ein Religions-lehrer wegen der Mitgliedschaft bei „Wir sind Kirche“ ein Lehrverbot erhalte, sagte Sigrid Grabmeier von der Bundesleitung der Initiative. Sie kritisierte insbesondere, dass Wink-ler seine Meinung zur Frauenordination negativ ausgelegt worden sei. „Es dürften viele Lehrer nicht mehr unterrichten, wenn man diesen Maßstab anlegt“, sagte Grabmeier. dpa
Zuletzt geändert am 06.05.2006