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Veröffentlicht am 01­.08.2017

Oktober 2017 – „Kirche In“ (Kolumne „Unzensiert“)

Partizipation auch bei den Finanzen!

Vorab-Veröffentlichung

Mit einer Fachtagung hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) jetzt eingefordert, was Wir sind Kirche schon lange auf der Agenda hat: Mit-Verantwortung des Kirchenvolkes auch bei den kirchlichen Finanzen. Nach dem Finanzskandal um das Bischofshaus des früheren Limburger Bischof Tebartz-van Elst hatten die deutschen Bistümer versprochen, sich um mehr finanzielle Transparenz zu bemühen. Vor allem in Köln und München ist man damit vergleichsweise weit vorangekommen. Von der Existenz mancher Vermögensquellen der Bischöfe und Domkapitel hat die Öffentlichkeit vielerorts erst jetzt erfahren. Und die Auslagerung in Stiftungen lässt Bistumshaushalte schlanker aussehen und umgeht die üblichen Kontrollgremien.

Mit dem Vorlegen umfangreichen Zahlenmaterials kann es aber nicht getan sein. Selbst der Münchner Generalvikar sieht die Notwendigkeit vieler weiterer Schritte auf dem Weg zu mehr Entflechtung, Transparenz, Professionalisierung, Nachhaltigkeit und Beteiligung. Wie können zum Beispiel diözesane Räte bei der Planung der Ausgaben besser einbezogen werden? Das Bistum Rottenburg-Stuttgart ist weltweit wohl das einzige Bistum, in dem seit dem Konzil nicht der Apparat des Bischofs, sondern der von unten gewählte Kirchensteuerrat, dem auch viele Nichtkleriker angehören, verantwortlich Finanzentscheidungen trifft. Und die Schweiz zeigt, dass es durchaus möglich ist, die Kirchensteuer von unten nach oben zu verwalten.

Anfang dieses Jahres hat die Auseinandersetzung um die Streichung des Zuschusses für den deutschen Zweig der katholischen Friedensbewegung „pax christi“ deutlich gemacht, das es hier auf der überdiözesanen Ebene nicht einmal eine formale Kontrolle über das Finanzgebaren der Bischöfe gibt. In Erwartung eines künftigen Rückgangs der derzeit noch sprudelnden Kirchensteuereinnahmen kündigten sie an, den lächerlich niedrigen Zuschuss von 60.000 Euro für „pax christi“ künftig ganz zu streichen. Ein fatales Zeichen des Rückzugs der Bischofskonferenz aus der Friedensarbeit. Noch ist diese und sind auch andere geplante Streichungen nicht vom Tisch.

Partizipation darf sich nicht auf Beratungsaufgaben der Pastoral beschränken, sondern ist auch für den Bereich der kirchlichen Finanzen zwingend notwendig, so ZdK-Präsident Thomas Sternberg. Nur wenn Kirchenbürger und Kirchenbürgerinnen verantwortlich auch über die Finanzen mitentscheiden können, werden sie auch in Zukunft bereit sein, Kirchensteuern zu zahlen, um kirchliche Strukturen zu erhalten und zivilgesellschaftliches Engagement zu ermöglichen.

Christian Weisner
Wir sind Kirche Deutschland
www.wir-sind-kirche.de

 


Prof. Dr. Thomas Sternberg: Die Bedeutung der Finanzgestaltung für Arbeit und Ansehen der Kirche in Deutschland
www.zdk.de/veroeffentlichungen/reden-und-beitraege/detail/Impuls-Die-Bedeutung-der-Finanzgestaltung-fuer-Arbeit-und-Ansehen-der-Kirche-in-Deutschland-Prof-Dr-Thomas-Sternberg--388j/

Zuletzt geändert am 02­.09.2017