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Veröffentlicht am 15­.09.2017

15.9.2017 - Main-Post

Bischof Hofmann: Ein selbstkritischer Blick zurück

Friedhelm Hofmann hat als 88. Bischof von Würzburg 13 Jahre lang die Geschicke des Bistums geführt, nun geht er in den Ruhestand. Am Sonntag feiert der Hirte der unterfränkischen Katholiken mit einem Pontifikalamt im Dom den 25. Jahrestag seiner Bischofsweihe, ab Montag dann wird Hofmann Bischof emeritus sein – Bischof im Ruhestand. Es wird erwartet, dass Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch, das Hofmann im Mai zu seinem 75. Geburtstag gestellt hatte, annehmen wird. Der Montag „wird kein leichter Tag“, sagt Hofmann im Gespräch mit dieser Redaktion, „aber er muss kommen“.

Neugestaltung des Doms und des Gotteslobs als Vermächtnisse

In Franken hat der Bischof seine Spuren hinterlassen. Größere Strukturen der Pfarrgemeinden, die Neugestaltung des Doms und des Kirchen- und Gesangbuchs Gotteslob gehören zu den sichtbaren Vermächtnissen. Das „Verdunsten des Glaubens in der Gesellschaft“ aufzuhalten, wie es Hofmann nennt, sowie dem Priestermangel entgegenzuwirken, gehören zu den Problemen, die auch er nicht lösen konnte.

Der Bischof ist nicht zufrieden mit der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle

Einen Schatten warf das Bekanntwerden vieler Missbrauchsfälle in der Diözese. Die Taten geschahen alle vor seiner Amtszeit, doch die Aufarbeitung brachte den Bischof bisweilen an seine Grenzen. Heute gesteht er, dass er mit der Bilanz nicht zufrieden ist: „Ich denke, in dem ein oder anderen Fall hätte ich vielleicht doch noch aktiver werden müssen.“ Damit trifft der Bischof ins Herz jener Frau, die einen hochrangigen Geistlichen des Bistums des Missbrauchs beschuldigt und die dem Bischof bis heute Versagen in seinen zentralen Aufgaben und fehlende Barmherzigkeit vorwirft.

Barbara Stamm: „Er ist ein Mann der Tat“

Landtagspräsidentin Barbara Stamm würdigt Hofmann als „Mann der Tat“ – vor allem in der Flüchtlingsdebatte: Statt nur Ratschläge zu geben „hat er angepackt und lösungsorientiert gehandelt“. Stamm gibt zu, sich mit ihm in Gesprächen „nichts geschenkt“ zu haben, auf die Begegnungen habe sie sich jedoch immer gefreut. „Sympathisch finde ich auch seine Freude an der fränkischen Fastnachtstradition.“ Sein Wirken, so Stamm, sei „für die Diözese, ganz Franken und darüber hinaus eine sehr positive und segensreiche Zeit“ gewesen.

Hofmanns Einsatz für Flüchtlinge ringt auch der evangelischen Regionalbischöfin von Würzburg-Ansbach, Gisela Bornowski, Respekt ab. Er habe auch seelische und geistliche Nöte der Flüchtlinge wahrgenommen und sich dadurch „geöffnet für unterschiedliche Konfessionen und friedvollen Ausgleich“, auch wenn er immer eine klare römisch-katholische Position bezogen habe. „Bischof Hofmann hat sein Amt in Würde und Menschenfreundlichkeit geführt.“ Er sei eine geschätzte Respektsperson, die auf Menschen zugehe, so Bornowski.

Präsident des Zentralrats der Juden würdigt Hofmanns' Verbundenheit

Der Würzburger Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, sagt, der Bischof „hat stets das Gespräch mit den anderen Religionen gesucht und war unserer Gemeinde verbunden. Zudem hat die Diözese unter seiner Leitung ein klares Bekenntnis zum Antijudaismus von Fürstbischof Julius Echter abgegeben.“

„Der Bischof hat mit eisernem Besen gekehrt“, sagt Magnus Lux, unterfränkisches Vorstandsmitglied der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“. Lux kritisiert, dass Hofmann die Laienpredigt abgeschafft habe. „Große Pastoralstrukturen sind allein dem Priestermangel geschuldet und machen die Menschen kirchlich heimatlos“, so Lux, der mehr Laienverantwortung in den Kirchengemeinden fordert.

Im Ruhestand will sich der Bischof der Kunst widmen
Im Ruhestand, so der Bischof, möchte er malen und sich der Kunst widmen. Hofmann wird in Würzburg bleiben und noch im September eine Wohnung in einem Haus des Bischöflichen Stuhls am Josef-Stangl-Platz beziehen. In das Wirken seines Nachfolgers will er sich nicht einmischen, aber mit Rat zur Seite stehen, wenn er denn gefragt werde, so Hofmann.

Ernennung des Nachfolgers kann bis zu einem Jahr dauern

Über die Nachfolge berät nun der Klerus, die Entscheidung wird Papst Franziskus treffen. Die Sedisvakanz kann bis zu einem Jahr dauern. Zunächst wird das Domkapitel in den nächsten Tagen den Administrator wählen, der die Diözese so lange leiten wird, bis die Stabübergabe an den neuen Bischof erfolgt.

http://www.mainpost.de/regional/franken/Bischoefe-Ruhestand;art1727,9747630

Zuletzt geändert am 15­.09.2017