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Veröffentlicht am 14­.10.2017

14.10.2017 - Allgemeine Zeitung Rhein-Main-Presse

Weiberaufstand in der Kirche: Meinungen zur aktuellen Situation

REGION - Es gehört zu den Reizthemen in der katholischen Kirche: Der Ausschluss der Frauen von allen Weiheämtern. Im Gegensatz zum Umgang mit Homosexuellen oder der Zulassung von Geschiedenen zur Kommunion ist es aber kein Minderheitenthema, sondern ein Mehrheitsthema. Hier vier Meinungen zur aktuellen Situation.

 

Pia Arnold-Rammé, kath. Gefängnisseelsorgerin Frankfurt:

Ich arbeite seit 34 Jahren als Frau in der Kirche und kann nur sagen: Frau Florin hat vollkommen recht! Ich möchte nur einen Aspekt ergänzen: Mein Theologieprofessor sagte immer, er kenne nur ein ernsthaftes Argument gegen das Priestertum der Frau. Das stamme von Cato dem Älteren. Der war Senator im alten Rom, im 2. Jahrhundert vor Christus. Damals strebten die römischen Frauen nach mehr politischen Rechten. Vehement war er dagegen, u.a. sinngemäß mit folgendem Argument: Meine Herren, wenn wir das zulassen, werden uns die Frauen in kürzester Zeit hoffnungslos überlegen sein.

Renate Luig, kath.Theologin, Mainz, Reformbewegung Wir sind Kirche:

Ja, der neue Bischof Kohlgraf hatte einen guten Start. Ja, er ist freundlich, humorvoll und bescheiden. Ja, er wird sicher wichtige pastorale Weichenstellungen im Bistum vornehmen. Und doch hat Frau Florin recht: Wenn er und seine Amtsbrüder nicht endlich die wirklich großen Brocken anpacken – und dazu gehört die volle Gleichberechtigung der Frauen, inklusive Zugang zu den Weiheämtern! –, wird die nächste Bischofsweihe in Mainz vermutlich ohne Publikum stattfinden. Die Hirten werden unter sich sein; keine Herde, nirgends!

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Dr. Angela Rinn, evangelische Pfarrerin in Mainz-Gonsenheim:

Mitte der 80er Jahre in einer oberhessischen Pfarrer-Dienstbesprechung. Anwesend: der Dekan, zehn Pfarrer, Theologiestudentin Angela Rinn. Dekan (zu mir gewandt): „Spülen Sie mal ab, Fräulein Rinn.“ Ich: „Gerne, aber warum gerade ich?“ Dekan: „Sehen Sie etwa eine andere Frau im Raum?“ Ende des letzten Jahrhunderts in Mainz. „Wir wollen, dass Opa von einem richtigen Pfarrer beerdigt wird und nicht von Frau Rinn.“ Und 2017? Das Bewusstsein für die Gleichberechtigung in der evangelischen Kirche ist heute – glücklicherweise – auf einem ganz anderen Stand. Perfekt sind wir aber noch lange nicht. Seit drei Jahren bin ich Mitglied der EKD-Synode und finde es bedauerlich, dass unter den Leitenden Geistlichen immer noch ganz wenige Frauen sind.

Doris Wiese-Gutheil, Pressereferentin Kath. Stadtkirche Frankfurt:

Gleichberechtigung nach weltlichen Maßstäben gibt es in der katholischen Kirche nicht, da hat Christiane Florin recht. Immerhin, es gibt Bemühungen, auch Leitungsämter zunehmend mit Frauen zu besetzen. Es gibt Diskussionen um das Diakoninnenamt für Frauen. Das sollte man anerkennen. Trotzdem bleibt das Priesteramt den Frauen verwehrt. Das schmerzt viele, aber mich bekümmert eigentlich am meisten, dass viele Frauen in der katholischen Kirche gar nicht mehr für Gleichberechtigung kämpfen. Die älteren haben resigniert und begnügen sich in großer Zahl mit dem Ehrenamt, die jüngeren interessieren sich gar nicht mehr für die Kirche als Institution. Und davon geht die größte Gefahr aus für das kirchliche Leben.

http://www.allgemeine-zeitung.de/politik/rheinland-pfalz/weiberaufstand-in-der-kirche-meinungen-zur-aktuellen-situation_18244886.htm

 

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Zuletzt geändert am 14­.10.2017