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Veröffentlicht am 27­.07.2018

27.7.2018 - Neue Westfälische

Gemeinsame Kommunion in Paderborn längst Realität

Das Erzbistum will die Eucharistie in Einzelfällen für protestantische Ehepartner ermöglichen. Ganz so neu ist das für die Paderborner Gemeinden aber nicht.

Paderborn. Erst gab es ein päpstliches Machtwort, dann folgte doch noch ein Kompromiss im Streit um die Zulassung protestantischer Ehepartner zur katholischen Kommunion. Nachdem Papst Franziskus einem entsprechenden Vorstoß der deutschen Bischöfe zunächst einen Riegel vorgeschoben hatte, wurde die Handreichung dann doch veröffentlicht, wenn auch nur als Orientierungshilfe für die einzelnen Bischöfe. Ihnen bleibt damit weiterhin die Entscheidung über die Zulassung überlassen. Das Erzbistum Paderborn erklärte daraufhin als erstes, den Kommunionempfang in Einzelfällen ermöglichen zu wollen. Dabei war die Lage inoffiziell und auf Gemeindeebene eigentlich ohnehin längst entschieden.

Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner – „das gibt es schon in Paderborn", sagt Dechant Benedikt Fischer. Es sei längst pastorale Praxis, dass mit gemischt-konfessionellen Ehepaaren „intensive Gespräche" geführt würden, wenn der Wunsch vorhanden sei. Dabei sei die entscheidende Frage, wie der evangelische Partner die katholische Eucharistie verstehe. „Für diejenigen, die zwar nicht zu unserer Kirche gehören, aber den großen Wunsch oder gar Drang verspüren, zur Kommunion zu gehen, für diejenigen sollten wir die Latte nicht höher hängen als bei den eigenen Kirchenmitgliedern", sagt Fischer.

Er betont aber, dass Wunsch und Verständnis wirklich zusammen passen müssten. Letztlich müsse jeder immer selbst mit seinem Gewissen entscheiden, ob er teilnehme. „Aber natürlich wird niemand an der Kommunionbank am Empfang der Eucharistie gehindert", stellt Fischer klar. Die sei auch zuvor schon in allen Gremien wie beispielsweise der Dechantenkonferenz bestätigt worden. „Das ist unsere Praxis, da stehen wir zu."

Durch die Veröffentlichung der Handreichung durch die Bischofskonferenz und die Inkraftsetzung durch das Erzbistum werde noch einmal deutlich, dass die Gewissensentscheidung des Einzelnen entscheidend ist, sagt Fischer. Um diese mit großer Eigenverantwortlichkeit zu ermöglichen, soll ein Gespräch mit einem Seelsorger über die in der Orientierungshilfe angesprochenen Themen voraus gehen.

"Ein Bedürfnis vieler Menschen"

Positiv bewertet Pfarrer Gunnar Grahl aus dem Markus-Pfarrbezirk der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Paderborn den Kompromiss und die Orientierungshilfe. Denn der gemeinsame Kommunionempfang sei ein Bedürfnis vieler Menschen, die in gemischt-konfessionellen Ehen lebten, gerade auch in Paderborn.

Auch Grahl berichtet davon, dass dies aber in besonderen Fällen immer schon möglich gewesen sei. So würden katholische Priester etwa bei Trauerfeiern auch dem evangelischen Teil der Familie die Kommunion spenden. Grahl, der Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen ist, betont jedoch auch, dass der momentane Prozess nur ein Schritt sei. Die völlige gegenseitige Anerkennung von Abendmahl und Eucharistie werde es wohl noch nicht geben. „Leider", sagt Grahl.

"Eine Diskussion von vorgestern"

Deutliche Worte findet Manfred Dümmer von der Reformbewegung „Wir sind Kirche" zu dem ganzen Hin und Her. Man sei ja von der katholischen Kirche einiges gewohnt. „Aber zur Zeit scheint es da ein ziemliches Durcheinander zu geben". Das könne kein Mensch mehr nachvollziehen. Zumal es sich dabei nicht um „eine Diskussion von gestern, sondern von vorgestern" handele.

Auf das zwischenzeitliche päpstliche Machtwort habe er mit einer Mischung aus Trotz und Resignation reagiert. Dass die Handreichung nun doch veröffentlicht wurde und das Erzbistum die Kommunion in Einzelfällen zulassen will, nimmt Manfred Dümmer jetzt betont sachlich zur Kenntnis. „Das ist zwar ein Fortschritt, aber nur ein ganz kleiner."

Dümmers Fazit: Menschen, die in gemischt-konfessionellen Ehen leben, sollten den gemeinsamen Kommunionempfang weiter so praktizieren wie bisher. Ihm sei auch kein Fall bekannt, wo es Probleme gegeben habe, sagt Dümmer, der selbst in einer solchen „Misch-Ehe" lebt. Er lenkt den Blick aber auch auf das große Ganze. Die Kirchentrennung widerspreche allen biblischen Texten. Dümmer: „Sie ist nach wie vor ein Skandal."

Information
„Unumkehrbares Nein" zum Frauenpriestertum
  • In einer weiteren kontrovers diskutierten Frage hat der Vatikan unlängst ein Machtwort gesprochen. „Das Nein zur Priesterweihe für Frauen ist unumkehrbar" schrieb der Präfekt der Glaubenskongregation in der Vatikanzeitung „Osservatore Romano".
  • Diese strikte Ablehnung ist für Manfred Dümmer von der Reformbewegung „Wir sind Kirche" nach wie vor nicht nachvollziehbar. „Damit stößt man die Frauen, die 90 Prozent der Arbeit in der Kirche leisten, weiter vor den Kopf." Dümmer sieht in dem Beitrag jedoch auch einen „ganz vorsichtigen" Hoffnungsschimmer. Im gesamten Text taucht das Wort „Diakonat" oder „Diakonenweihe" nämlich nicht auf. Auch andere Beobachter spekulieren deshalb daher schon, ob so vielleicht ein Ja zur Weihe von Diakoninnen vorbereitet werden könnte. Werde dieser Schritt gegangen, so Dümmer, fehlten der Amtskirche alle Argumente gegen das Frauenpriestertum.
  • Auch das Diözesankomitee im Erzbistum Paderborn hat sich auf seiner letzten Vollversammlung für deutliche und schnelle Reformen zur Gleichstellung von Frauen ausgesprochen. Ausdrücklich schloss sich das Laiengremium dabei auch der Forderung nach dem Diakonat der Frau an.

https://www.nw.de/lokal/kreis_paderborn/paderborn/22198553_Gemeinsame-Kommunion-in-Paderborn-laengst-Realitaet.html

Zuletzt geändert am 30­.07.2018