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Veröffentlicht am 06­.04.2007

6.4.2007 - Donaukurier

"Nicht mehr zeitgemäß"

Cordelia Hiller

Ingolstadt (hic) Liebhaber des Lateinischen, zumindest katholische, sind seit dem Zweiten Vatikanum nicht mehr ganz so gut auf die Kirche zu sprechen. Denn während des Konzils, das von 1962 bis 1965 dauerte, wurde die Liturgie modernisiert. Seither ist in Messen Volkssprache Pflicht. Jetzt aber denkt der Papst laut darüber nach, die alte, lateinische Liturgie uneingeschränkt wieder zuzulassen – natürlich nicht verpflichtend, sondern als Ergänzung. 1969 verbot die Kirche vorkonziliare Messen. S eit 1988 erteilt sie – auf Betreiben des Kardinals Joseph Ratzinger – Ausnahmegenehmigungen. Die Aussicht, vielleicht bald Messen so wie ganz früher feiern zu können, stößt auf ein geteiltes Echo.

1969 verbot die Kirche vorkonziliare Messen. S eit 1988 erteilt sie – auf Betreiben des Kardinals Joseph Ratzinger – Ausnahmegenehmigungen. Die Aussicht, vielleicht bald Messen so wie ganz früher feiern zu können, stößt auf ein geteiltes Echo.

Der 63-jährige Eduard Winter kann sich noch genau an den alten Ritus erinnern: "Die Liturgie war vollständig in Latein gehalten, und der Pfarrer stand mit dem Rücken zur Gemeinde", erzählt der Manchinger. Ein halbes Jahr habe es gedauert, bis er die Gebete auf Latein auswendig gelernt hatte – ohne deren Inhalte zu verstehen – und das erste Mal ministrieren durfte.

Winter war Anfang 20 , als nach dem Zweiten Vatikanum die Priester begannen, den Gläubigen zugewandt zu zelebrieren . "Es war eine Überraschung , als ich plötzlich verstand, was der Pfarrer sagt", erzählt er. Dass Benedikt XVI. nun über Ostern womöglich ein Dokument unterschreibt, das die Messe nach dem alten Ritus wieder generell erlaubt, begrüßt er vor allem wegen der Sprache nicht. "Gerade die jungen Leute müssen doch verstehen, was gesagt wird."

Schönheit des Ritus

Pfarrer Josef Hernoga von St. Christoph ist da anderer Meinung: Er habe bemerkt, dass viele an der lateinischen Sprache wieder Gefallen finden. Er zögere daher nicht, in seine Messen lateinische Elemente einzubauen. Eine vollständige Rückkehr zum alten Ritus befürwortet er aber nicht: "Dass ich mit dem Rücken zur Gemeinde stehen soll, finde ich nicht mehr zeitgemäß."

Der Münsterpfarrer kann die Faszination der alten Liturgie verstehen. "Viele finden, dass die ästhetische Form und die Schönheit des Ritus dadurch mehr betont werden", sagt Isidor Vollnhals. Man müsse aber abwarten, ob es in Ingolstadt überhaupt das Bedürfnis nach einer lateinischen Messe gebe.

Der Pfarrer von St. Anton glaubt nicht an eine baldige Liturgiereform. "Es heißt immer wieder, dass so ein Dokument kommen wird", sagt Josef Blo?menhofer, der den vorkonziliaren Ritus nicht gutheißen würde. Die v olkssprachliche Mes?se erscheine ihm "schlichter und dadurch tiefer gehend" .

Walter Hürter, Sprecher der Eichstätter Diözesangruppe "Wir sind Kirche", erteilt der uneingeschränkten Wiederzulassung alter Messen ganz klar eine Abfuhr: "Ich denke, das wäre wirklich ein Rückschritt."

Zuletzt geändert am 08­.04.2007