8.10.2018 - Frankfurter Neue Presse
Frankfurter Priester. Vatikan setzt Wucherpfennig nach Aussagen über Homosexualität als Rektor ab
Der Jesuitenpater Ansgar Wucherpfennig soll sein Amt als Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen verlieren. So will es der Vatikan. Wucherpfennig hatte sich gegen die Diskriminierung von Homosexuellen in der katholischen Kirche ausgesprochen.
Frankfurt/Limburg. Wucherpfennig war im Februar für eine dritte zweijährige Amtszeit wiedergewählt worden - vorbehaltlich einer «Unbedenklichkeitserklärung» der vatikanischen Bildungskongregation. Das sogenannte Nihil obstat wollte die Vatikan-Behörde dem Theologieprofessor jedoch nicht erteilen, wie Stephan Schnelle, Sprecher des Bistums Limburg, gegenüber epd sagte. Zuerst hatten der «Kölner Stadt-Anzeiger» und die «Frankfurter Rundschau» über die geplante Absetzung berichtet.
2016 hatte Wucherpfennig in einem Interview mit der «Frankfurter Neuen Presse» die biblischen Verurteilungen der Homosexualität als «tiefsitzende, zum Teil missverständlich formulierte Stellen» bezeichnet. Laut «Frankfurter Allgemeine Zeitung» warb er wenig später dafür, Homosexuelle nicht zu diskriminieren. Man könne nicht verantworten, Menschen, für die Homosexualität zur Identität gehöre, von der Kirche auszuschließen. «Wir sind keine Disziplinaranstalt», hatte der Jesuitenpater gesagt. Die Bildungskongregation fordert nun den Widerruf dieser Aussagen.
Seit dem 1. Oktober 2018 wird die Sankt-Georgen-Hochschule kommissarisch von Prorektor Thomas Meckel geleitet. Der Aufforderung zum Widerruf wolle Wucherpfennig nicht nachkommen, berichtet der «Kölner Stadt-Anzeiger». Sollte die Bildungskongregation tatsächlich das «Nihil obstat» verweigern, müsse nach den Statuten der Hochschule ein neuer Rektor gewählt werden, sagte Bistumssprecher Schnelle. Der Limburger Bischof Georg Bätzing unterstützt Wucherpfennig. Er habe der Wiederwahl zugestimmt, bestätigte sein Sprecher.
Der Vorsitzende des Bundes der katholischen Jugend (BDKJ), Thomas Andonie, nannte die geplante Absetzung einen «unerträglichen Vorgang». «Hier missbrauchen Akteure der Kirche ihre Macht», sagte er. Auch die katholische Laienbewegung «Wir sind Kirche» rief zum Widerstand gegen die Entscheidung des Vatikans auf.
Zuletzt geändert am 08.10.2018