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Veröffentlicht am 15­.05.2007

16.5.2007 - Kölner Stadt-Anzeiger

Meisner verbietet Abendmahl

Köln - Wenige Wochen vor Beginn des Evangelischen Kirchentags ist die Debatte um das gemeinsame Abendmahl von Katholiken und Protestanten neu entflammt. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner betonte, Anhänger der katholischen Kirche dürften nicht am evangelischen Abendmahl teilnehmen. "Das muss man ehrlich akzeptieren, wenn wir ehrliche Ökumene leben wollen", so Meisner. Der Präses der gastgebenden rheinischen Landeskirche, Nikolaus Schneider, lud indessen alle getauften Christen zum gemeinsamen Abendmahl beim Kirchentag ein. "Wer in seinem Gewissen frei ist, ist eingeladen", sagte Schneider.

Die Ökumene soll beim 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag, der am 6. Juni in Köln beginnt, ein zentrales Thema sein. Kirchentagspräsident Reinhard Höppner hatte im Vorfeld bereits die Bedeutung des Ereignisses für die Beziehungen zwischen christlichen Kirchen hervorgehoben und seine Hoffnung zu Fortschritten bei strittigen Ökumenefragen geäußert. Das gemeinsame Abendmahl solle dabei nicht ausgeschlossen werden, mahnte Höppner. Die Veranstaltung sei eine wichtige Station auf dem Weg zum Ökumenischen Kirchentag 2010 in München.

Die katholische Kirche untersagt ihren Mitgliedern die Teilnahme am evangelischen Abendmahl. Unter anderem verweist sie dabei auf das unterschiedliche Verständnis der Konfessionen bei der Gegenwart Christi in Brot und Wein. Kardinal Meisner stellte nun erneut auch die katholische Kirchengemeinschaft in den Vordergrund. Die Kirche sei keine "nebulöse Größe", sondern die Gemeinschaft derer, "die im jeweiligen Papst ihren obersten Hirten haben", sagte Meisner. Katholiken könnten deshalb weder zur eucharistischen Kommunion einladen noch am evangelischen Abendmahl teilnehmen.

Der Disput zwischen den Konfessionen bricht bei Kirchentagen immer wieder auf. Prominentes Beispiel ist die Suspendierung des Saarbrücker katholischen Theologen Gotthold Hasenhüttl vom Priesteramt. Hasenhüttl hatte während des Ökumenischen Kirchentags 2003 in Berlin eine gemeinsame Abendmahlfeier mit evangelischen Christen geleitet. Dabei hatte er auch nichtkatholische Teilnehmer zur Kommunion eingeladen. In der Folge wurde dem Theologen zudem die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen.

Präses Schneider betonte, es werde während des Kirchentags keine "taktischen Spielchen" beim Thema Abendmahl geben. "Ich werde nicht augenzwinkernd sagen: Liebe Katholiken, kommt in Scharen und zeigt dem Kardinal, was eine Harke ist." Er hob seine Wertschätzung der Zusammenarbeit bei dem viertägigen Ereignis als beispielhaft hervor. Viele Veranstaltungen des Kirchentags finden in katholischen Gotteshäusern und Gemeinderäumen statt. Was Protestanten und Katholiken gerade im Erzbistum Köln an Gemeinsamkeiten und Routine geschaffen hätten, sei ein Zeichen für die übrige Ökumene, sagte Schneider. Auch der Kölner Kardinal erwartet dort Impulse für die großen Kirchen. Es müsse gelingen, "dass Christen Freude und Sorgen miteinander teilen und so ein Zeichen setzen", sagte Meisner. (mit kna)

VON MARIA BUECHE, 14.05.07, 21:42h, AKTUALISIERT 15.05.07, 08:54h

Zuletzt geändert am 17­.05.2007