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Veröffentlicht am 21­.02.2019

21.2.2019 - Mannheimer Morgen

Rücktritte verlangt

München. Für die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ ist der Umgang mit sexuellem Missbrauch in den eigenen Reihen die Schicksalsfrage der katholischen Kirche. Der Krisengipfel im Vatikan sei „ein Schicksalsgipfel“, sagte Christian Weisner, der Sprecher von „Wir sind Kirche“ gestern in München. „Es gibt viel Betroffenheitsgerede.“ Nach dem Gipfel müssten aber Taten folgen. „Wir brauchen klare Anweisungen, wie mit Verdachtsfällen umzugehen ist“, forderte Weisner.

Es sei wichtig, dass die Kirche weltweit sexuellen Missbrauch als Verbrechen anerkennt und außerdem einräumt, dass eine „verbotsorientierte Sexualmoral“ Missbrauch von Kindern begünstige. „Ich erwarte, dass nach dem Gipfel manche Rücktritte folgen“, sagte Edgar Büttner, „Wir sind Kirche“-Sprecher im Erzbistum München und Freising.

Fehlende Ansprechpartner

Im Vorfeld des heute beginnenden Kirchengipfels hatten Opfervertreter aus Deutschland kritisiert, dass sie nicht gemeinsam zu einem Treffen mit den Organisatoren durften. „Es stört uns, und wir werden es nicht akzeptieren, dass nur ausgewählte Vertreter zu dem Treffen sollen“, sagte Matthias Katsch von der Opferschutzorganisation „Eckiger Tisch“. Wenn es der Vatikan ernst meine mit der Aussage, die Opfer in den Vordergrund zu stellen, sollte er den „Inszenierungscharakter“ des Gipfels sein lassen.

Nach Katschs Angaben sind rund 40 Opfervertreter aus 20 Ländern nach Rom gekommen. Zu dem Vorabtreffen sollten nach Vorstellung des Vatikans aber nur fünf bis sechs Personen kommen. Katsch kritisierte weiter, dass es keinen richtigen Ansprechpartner für die Opfer gebe. Der Vatikan wolle die Kontrolle über das Ereignis nicht aus der Hand geben und nur seine eigene Botschaft „verkaufen“. dpa

Zuletzt geändert am 23­.02.2019