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Veröffentlicht am 11­.03.2019

11.3.2019 - tagesschau.de

Marx verspricht Konzept gegen Missbrauch

Anlaufstellen für Betroffene, einheitliche Vorgaben für die Entschädigung: Zum Auftakt der Versammlung der Bischofskonferenz hat Bischof Marx ein neues Konzept im Umgang mit Missbrauch angekündigt.

Die katholische Kirche in Deutschland will ihren Umgang mit dem Missbrauchsskandal verbessern. Dazu kündigte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, unabhängige Anlaufstellen für Opfer an.

Zudem soll es einheitliche Vorgaben für die Entschädigung und die Anerkennung des Leids geben. Die Kirche will auch mit dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, zusammenarbeiten.

Marx kündigte an, die Kirche müsse in allen Fragen, die den Missbrauch beträfen, "zügig vorangehen und nicht darauf warten, was in anderen Teilen der Weltkirche passiert". Er wolle versuchen, dafür auf der Versammlung eine große Gemeinschaft zu stiften - auch wenn die Bischöfe "nicht immer einer Meinung sein werden". Er mahnte jedoch auch zu Geduld.

Der Missbrauchsskandal wird das Hauptthema des Frühjahrstreffens der katholischen Bischöfe in Lingen.

Er geht mit der Ankündigung, den Opferbeauftragten der Bundesregierung einzubinden, einen Schritt auf die Opferverbände zu. Vor der Lingener Tagung hatte der Verein Eckiger Tisch eine unabhängige Untersuchung der Vergangenheit durch Kommissionen gefordert, die mit Unterstützung des Staates eingesetzt werden.

Sie sollen sich an den Standards orientieren, die der Unabhängige Beauftragte entwickelt hat, sagte der Sprecher des Eckigen Tisches, Matthias Katsch. Vertreter der Opfer sind bei der Tagung der Bischöfe nicht dabei. "Wir hätten den Bischöfen unsere Forderungen auch gerne direkt und persönlich erläutert. Eine Einladung dazu lag uns allerdings nicht vor", hatte Katsch kritisiert.

Beschäftigung mit Sexualmoral

Marx kündigte an, dass sich die Bischöfe auch mit systemischen Fragen beschäftigen wollen - mit der Sexualmoral, mit der Frage der Macht in der Kirche und mit der Lebensform und der Ausbildung der Priester. "Ist die Lebensform, die Ausbildung, die Formation der Priester möglicherweise eine Gefährdung, was können wir dort verbessern", sagte Marx.

Die Ausbildung in den Priesterseminaren sei zum Teil sehr unterschiedlich - ein Fakt, der ihn beunruhige. Es gehe aber nicht um ein einfaches Pro oder Kontra zum Zölibat, also der Ehelosigkeit der Priester.

Thema: Rolle der Frau

Andere Themen, vom Kirchenvolk auch dringend nachgefragt, wollen die Ortsbischöfe bei ihrer Tagung in Lingen nur eher nachgeordnet behandeln. Dazu gehört zum Beispiel die Rolle der Frau in der Kirche. Eine Positionierung, ob Frauen auch zu Diakoninnen geweiht werden, sei nicht zu erwarten, sagt Marx.

Immerhin soll am Rande auch die stärkere Förderung von Frauen in Führungspositionen eine Rolle bei der Bischofstagung spielen. Frauen müssen gefördert werden, sagte Marx. Er sei überzeugt: Wo Männer und Frauen zusammenarbeiten, "läuft es besser." Ob mit dieser Antwort viele Laien und katholische Frauenverbände zufrieden sind, ist allerdings fraglich.

Klares Bekenntnis gefordert

Vor Beginn der Konferenz hatten der Katholische Deutsche Frauenbund und die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands die Bischöfe aufgefordert, sich für eine geschlechtergerechte Kirche einzusetzen. Das jahrzehntelange Engagement der Frauen in der Kirche werde zu wenig wertgeschätzt.

Auch die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" forderte ein klares Bekenntnis der Bischöfe zu einem Diakonat der Frau. "Wir haben nicht die Agenda, alle Punkte, die in der theologischen Debatte der Kirche da sind, hier zu diskutieren", sagte Marx dazu. Die Bischöfe beraten noch bis Donnerstag in Lingen.

https://www.tagesschau.de/inland/bischofskonferenz-133.html

Zuletzt geändert am 11­.03.2019