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Veröffentlicht am 12­.03.2019

12.3.2013 - Neue Osnabrücker Zeitung

Mehr Frauen in Spitzenjobs: Katholische Kirche will weiblicher werden

von Stefanie Witte Lingen. Das Gesicht der katholischen Kirche in Deutschland ist ein männliches. Dass unter den Bischöfen keine Frau ist, ergibt sich aus dem Selbstverständnis der Kirche. Aber auch in den Reihen der Pressesprecher, Personaler, Finanzverwalter muss man Frauen mit der Lupe suchen. Warum ist das so? Und wie lässt sich das ändern?

Im Kern hängt der Frauenanteil in den Bistümern davon ab, ob die Verantwortlichen Interesse an Frauen in Führungsjobs haben oder nicht. „Es ist letztlich auch eine Frage der Haltung und des Willens“, erklärte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode. Aber auch wenn ein Bistum Leitungsposten mit Frauen besetzen wolle, heiße es häufig: „Wir finden keine." Oft sei der Job nicht attraktiv. „Oft fehlt es auch an Vorbildern.“ Ein Schlaglicht: Unter allen Pressesprechern der katholischen Kirche in Deutschland – mit immerhin 27 Bistümern und einer Bischofskonferenz  – gebe es nur zwei Frauen. Am Dienstag stellte Bode im Rahmen der Bischofskonferenz eine Studie aus Münster vor, die vielfältige Antworten auf die Frage nach dem Frauenmangel in Kirchenverwaltungen gibt. 

Die Autorin der Studie zu Frauen in Leitungspositionen, Dr. Andrea Qualbrink, sieht weitere Hindernisse neben dem mangelnden Interesse von Personalverantwortlichen: Einige Jobs werden grundsätzlich nur mit Geistlichen, also Männern besetzt. Außerdem wechseln die traditionell männlichen Spitzenangestellten in den Bistümern nur selten, sind häufig jahrzehntelang im Amt. Frauen können also nicht nachrücken. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf spielt eine Rolle. Zudem sind die Frauen selbst häufig nicht selbstbewusst oder sichtbar genug, Bewerbungen fehlen.

Das führt dazu, dass nur jeder fünfte Spitzenjob in der Kirche von einer Frau ausgeübt wird. Das ist immerhin eine Steigerung um sechs Prozent innerhalb der vergangenen fünf Jahre. Wenn wichtige Leitungspositionen neu besetzt werden mussten, entschieden sich die Bistümer in diesem Zeitraum in jedem vierten Fall für eine Frau. Auf der mittleren Leitungsebene ist das immerhin in jedem dritten Fall so. „Meist gibt es nur ein oder zwei Frauen auf der oberen Leitungsebene“, sagte Qualbrink. Von wirklichem Einfluss oder Parität könne man also nicht sprechen. „Es ist noch Luft nach oben.“

2013 sei den Bischöfen aufgefallen, „dass bei weitem nicht genug Frauen in Leitungspositionen in der Kirche sind“, sagte Bode. Eigentlich sei das Ziel gewesen, den Anteil auf 30 Prozent zu steigern. In fünf Jahren soll der Stand der Dinge erneut überprüft werden. Was muss bis dahin passieren? Qualbrink hatte in ihrer Studie festgestellt, dass Frauen in Spitzenpositionen tendenziell keine Kinder haben. Flexible Arbeitsmodelle könnten also helfen, ebenso wie Quoten, Mentoring und die gezielte Ansprache vor Frauen. „Perspektivisch muss es darum gehen, dass Frauen und Männer in allen Bereichen der Kirche gemeinsam, chancengleich und zunehmend paritätisch Leitungsverantwortung übernehmen“, schloss Qualbrink.

Was das konkret bedeutet, machte Birgit Mock vom Hildegardis-Verein deutlich. Der Verein organisiert seit 2016 ein Mentoring-Programm für weibliche Nachwuchskräfte. 17 Bistümer beteiligen sich aktuell daran, weitere sollen folgen. Konkret bietet ein Mentor dabei Einblicke in den Führungsalltag, spricht über den Umgang mit Konflikten und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Jeweils zwei Jahre lang geben die Mentoren ihr Wissen weiter. 40 Frauen nehmen aktuell daran teil. „Das Mentoring verändert Gewohnheiten und damit auch die Bilder im Kopf“, sagte Mock. Die Frauen würden durch ihre Bewerbungen beim Programm sichtbar und meldeten ihr Interesse an Führungspositionen an. Die Frauen für Führungsaufgaben habe man jetzt also schon mal.

Und was ist mit der Weihe? Mit Sakramenten wie Taufe, Trauung oder Beerdigung, die auch ein Diakon spenden darf? Die Laienorganisation „Wir sind Kirche“ erklärte: „Es wäre ein noch sehr viel stärkeres Signal der Bischofskonferenz, wenn sie sich nicht nur allgemein für Frauen in Führungspositionen, sondern konkret für das Frauendiakonat einsetzen würden“. Bode antwortete auf die Frage nach dem Diakonat: „Wir werden, glaube ich, da dranbleiben müssen.“ Uneingeschränkt dafür sprach sich der Bischof jedoch nicht aus. Eine Quote hält Birgit Mock vom Hildegardis-Verein jedenfalls nicht für hilfreich: „Wir setzen da eher auf die Kraft des guten Beispiels.“ Bischof Bode ergänzte: „Man muss eigentlich bei jeder Stelle fragen: Muss das ein Kleriker machen?“

https://www.noz.de/deutschland-welt/politik/artikel/1676252/mehr-frauen-in-spitzenjobs-katholische-kirche-will-weiblicher-werden

 

Zuletzt geändert am 13­.03.2019