19.3.2019 - ndr.de
Missbrauch: Immer mehr Katholiken verlassen Kirche
Seit immer wieder neue Missbrauchsfälle in der Kirche bekannt werden, ist die Zahl der Kirchenaustritte im Bistum Osnabrück drastisch angestiegen. Das hat eine Recherche von NDR 1 Niedersachsen ergeben. Beim Standesamt in der emsländischen Kreisstadt Meppen sind es seit Jahresbeginn 63 Katholiken, die die Kirche verlassen haben - mehr als doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum. In Haren haben sich die Zahlen für diesen Zeitraum sogar verdreifacht: von zehn Austritten im vergangenen Jahr auf 32 in diesem Jahr.
Fall in Merzen hat Folgen
Anfang Dezember hatte das Bistum Osnabrück veröffentlicht, dass ein Priester in Merzen im Landkreis Osnabrück Kinder sexuell missbraucht haben soll. Die Ortschaft gehört zur Samtgemeinde Neuenkirchen. Dort sind seit Jahresbeginn bereits fast so viele Katholiken aus der Kirche ausgetreten wie im gesamten vergangenen Jahr.
Bistum: "Das ist bitter"
Auch in Osnabrück, Lingen und Hagen am Teuteburger Wald ist die Zahl derer, die die Kirche verlassen, deutlich größer geworden. Nach dem Bekanntwerden neuer Missbrauchsfälle habe das Bistum zwar mit einem Anstieg der Kirchenaustritte gerechnet, sagt Bistumssprecher Hermann Haarmann. "Dass sie allerdings so stark steigen, das ist schon bitter. Wir müssen jetzt unsere Hausaufgaben machen." Die Kirche müsse offener und offensiver werden, zum Beispiel beim Thema Zölibat, sagt Haarmann.
"Große Krise unserer Kirche"
Als beängstigend bezeichnet Rudolf Engelbrecht von der Organisation "Wir sind Kirche" den Anstieg der Austritte. "Eine Enttäuschung über diese Missbrauchsfälle schlägt sich jetzt ganz massiv nieder. Und das deutet auf eine große, große Krise unserer Kirche hin", sagte Engelbrecht.
Zuletzt geändert am 20.03.2019