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Veröffentlicht am 27­.04.2019

26.4.2019 - European News Agency

Reformer fordern Mitsprache bei Skandal-Aufarbeitung

Verantwortlicher Autor: Jochen Raffelberg

München, 26.04.2019

München [ENA] Katholische Reformer haben die deutschen Bischöfe aufgefordert, ihren “vagen und verschleiernden” Ankündigungen zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs durch Priester “endlich klare und konkrete Beschlüsse und Handlungen” folgen zu lassen. Dies betreffe sowohl die konkrete Aufarbeitung sexualisierter Gewalt als auch den synodalen Weg, den die Bischöfe in ihrer Lingener Vollversammlung im März angekündigt hätten.

Bis jetzt sei von der von den Bischöfen “vollmundig selbst konstatierten Zäsur” nicht viel geschehen, hiess es in einer am Freitag in München verbreiteten Stellungnahme der Reformgruppe Wir sind Kirche. Zur für den 29. April nach Würzburg einberufenen Sitzung des Ständigen Rates der Bischöfe schrieben die Reformer, auch von einer Beteiligung der Betroffenenverbände in allen Phasen der Aufarbeitung sei nichts zu erkennen. Die Bischöfe müssten dauerhaft auf einen Teil ihrer Macht verzichten, sich kontrollieren lassen und das Kirchenvolk stärker beteiligen. Neben dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken, sollten junge Erwachsene, Orden, Betroffene sexualisierter Gewalt und Reformgruppen wie Wir sind Kirche einbezogen werden.

Ohne weitere Differenzierung von einer Synode oder einem synodalen Prozess zu sprechen, erweckten die Bischöfe den Eindruck eines demokratischen oder partizipativen Prozesses und verschwiegen, dass nach Kirchenrecht kein Bischof an die Ergebnisse eines solchen Prozesses gebunden sei. Der strukturierte Dialog drohe zu einer Farce zu werden, schrieben die Reformer und warnten vor zu viel Hoffnung in den angekündigten synodalen Weg, solange nicht kirchenrechtlich geklärt sei, wer am Zustandekommen der Beschlüsse beteiligt werde und welche Verbindlichkeit sie hätten. Die von den Bischöfen formulierte Frage nach dem Umgang mit Macht könne auch nicht ohne Klärung der Rolle der Frauen in der Kirchenleitung und ihrer Weihe angegangen werden.

In Lingen hatte die Deutsche Bischofskonferenz ohne Gegenstimmen (bei vier Enthaltungen) beschlossen, die durch den Missbrauchsskandal ausgelöste Kirchenkrise mit Hilfe eines verbindlichen synodalen Wegs zu überwinden. Dabei sollen die klerikale Macht, der Zölibat als verpflichtende priesterliche Lebensform und die kirchliche Sexualmoral erörtert werden. Eine von den Bischöfen in Auftrag gegebene Studie über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche war von rund 4.000 Opfern ausgegangen. Bei dem Skandal geht es um sexuelle Gewalt vor allem durch Priester an Kindern und Jugendlichen, aber auch an Ordensfrauen.

https://www.european-news-agency.de/mixed_news/reformer_fordern_mitsprache_bei_skandal_aufarbeitung-74330/

Zuletzt geändert am 27­.04.2019