14.5.2019 - blog.bdkj-bayern.de
Wie sehen neue Leitungsmodelle und eine synodale Kirche aus?
Ein Gastbeitrag von Magnus Lux.
Veröffentlicht von bayernadmin am 14. Mai 2019
Die katholische Kirche steckt in der größten Glaubwürdigkeitskrise seit der Reformation. Da wird es nicht genügen, ein paar Stellschrauben zur Strukturveränderung zu drehen, da ist ein Systemwechsel, ein Kurswechsel angesagt. Die brennende Frage ist: Welche Maßstäbe sind anzulegen?
Die klare Antwort heißt: Maßstab ist die befreiende Botschaft vom Reich Gottes, die uns der Mann aus Nazareth gebracht hat. Sie zu deuten, in unsere Zeit zu übersetzen und vorbildhaft für die Menschen heute zu leben, ist unsere Aufgabe. Orientierung dabei bietet uns, wie die ersten Christen und Christinnen diese Botschaft verwirklicht haben.
Eine Handvoll Leute haben sich von der Botschaft Jesu, den sie als den Christus bekannten, begeistern lassen. In Hausgemeinden haben sie sich getroffen und das Erinnerungsmahl gehalten – eine gefährliche Erinnerung, denn sie hat zum Handeln aus dem Glauben verpflichtet. Als die Gemeinden größer wurden, brauchte es verschiedene Dienste. Der Adressat der Paulusbriefe ist aber immer die Gemeinde. Die Leiter sind nicht die Herren der Gemeinde, sondern die Diener der Freude für die, die im Glauben feststehen.
Keine Hierarchien mehr!
Wie also kann Leitung heute aussehen? Jedenfalls kann sie nicht mehr als Hierarchie, als heilige Herrschaft über Laien auftreten. Das Wort Hierarchie kommt im ganzen Neuen Testament nicht vor, die Laien sind “ein heiliges Volk von Priestern”. Kleriker sind alle von Gott Erwählten, also alle Getauften, eine Zwei-Stände-Kirche gibt es nicht. Jeder bringt seine Fähigkeiten, jede ihr Charisma in die Gemeinde ein, damit die Botschaft Jesu in die Welt getragen werden kann.
Die Gemeinde überlegt, welche Dienste heute notwendig sind, und wählt ihre Leitung selbst, am besten ein Team, das, wenn erforderlich, vom Bischof bestätigt wird, durchaus auf Zeit. Gottesdienst ist Sache der Gemeinde; Gottesdienst ist Menschendienst und Menschendienst ist Gottesdienst.
Wenn für den Dienst der Leitung der Eucharistiefeier eine Weihe notwendig sein sollte, dann schlägt die Gemeinde dem Bischof geeignete Männer und Frauen, verheiratete oder unverheiratete, heterosexuelle oder homosexuelle zur Weihe vor. Die werden aber mit der Weihe nicht über die Gemeinde erhoben; eine Sakralisierung, wie gegenwärtig, ist damit nicht verbunden. Zu bedenken ist: Wäre zur gültigen Feier der Eucharistie eine Weihe zwingend notwendig, dann hätte die Ur-Kirche jahrzehntelang ungültig Eucharistie gefeiert.
Der Bischof steht dabei aber nicht als Herr über allen, sondern seine Aufgabe ist der Dienst der Einheit, er hält die Gemeinden zusammen. Auch er wird gewählt, wie es z. B. Papst Gregor der Große verlangt: Wer allen vorstehen soll, muss von allen gewählt werden – auf Zeit; denn dann verbieten sich Pomp und Selbstherrlichkeit und Verwendung von Finanzmitteln nach Gutsherrenart von selbst.
Neue Regelungen für die Verteilung von Kirchensteuern
Die Kirchensteuer als Mitgliedsbeitrag der Christen und Christinnen für ihre Kirche bedarf einer neuen Verteil-Regelung. Das ist dann wirklich eine synodale Kirche: Als Volk Gottes zusammen unterwegs sein, den Weg miteinander gehen. Wir suchen gemeinsam danach, wie christliche Gemeinde heute verfasst sein muss, damit sie ihren Weltauftrag erfüllen kann: Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung.
Solange die Bischöfe darauf beharren, die Fäden fest in der Hand zu behalten und die Themen bestimmen zu wollen, solange nicht klar ist, wer mitredet, solange nicht die Entscheidungen als verbindliche Beschlüsse gelten, werden sich die Gemeinden nicht darauf einlassen. Im Gegenteil: Wenn die Kirchenleitungen versagen, dann müssen die Gemeinden sich selbst ermächtigen; denn die Botschaft des Mannes aus Nazareth hat auch der Welt von heute etwas zu sagen.
Wer so denkt, hat sich nicht von Christus entfernt. Weit entfernt haben sich die, die ihren Machterhalt als katholische Glaubenslehre darstellen und verteidigen und ihren Widerstand gegen Reformen als Standfestigkeit im Glauben ausgeben. Besonders junge Christinnen und Christen sind aufgerufen, die Frohe Botschaft als Richtschnur anzusehen und nicht das kirchliche Gesetzbuch.
Zum Autor des Gastbeitrags:
Magnus Lux ist Mitglied im Wir sind Kirche-Bundesteam.
Infos zur Person und Bild siehe www.wir-sind-kirche.de/?id=293
Zuletzt geändert am 19.05.2019